Spanienkämpfer in Mauthausen

geschrieben von Monika Heyne

11. September 2013

Zum 100sten Geburtstag von Willi Rentmeister (1913–1997)

 

Willi Rentmeister kam am 24. November 1913 im katholischen Sterkrade im Ruhrgebiet, heute ein Ortsteil von Oberhausen, zur Welt. Er war der Jüngste der sechs Rentmeister-Kinder. Seine Familie gehörte zu den ärmsten des Ortes.

Als 1916 sein Vater Franz zum Kriegsdienst eingezogen wurde, stand seine Mutter Katharina allein mit den Kindern da. Mit zehn Jahren trat Willi in die katholische Jugendorganisation »Quickborn« ein. Sein Interesse an sozialistischen Ideen führte ihn 1928 in die SAJ. Er wurde dort nach kurzer Zeit Leiter der »Roten Falken« in Sterkrade. Wegen der finanziellen Not seiner Familie musste er die Schule ohne Abschluss verlassen und konnte auch keinen Beruf erlernen. Mit 18 Jahren wurde er Mitglied in der kommunistischen Jugendorganisation KJVD und nach einiger Zeit dort Leiter der »Roten Jungpioniere«.

Nach dem Verbot aller kommunistischen Organisationen floh Willi im März 1933 aus Deutschland und ging nach Holland ins Exil. Im selben Jahr wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Wegen illegaler politischer Betätigung und Verbindung zu deutschen Widerstandsgruppen wurde er 1936 in Holland verhaftet.

Willi gehörte zu jenen jungen Kommunisten, die dem Ruf zur Verteidigung der Spanischen Republik gegen die Faschisten folgten. Gemeinsam mit fünf anderen Illegalen brach er am 7. Januar 1937 von Amsterdam über Paris nach Spanien auf. Bereits bei seinen ersten Kämpfen wurde er so schwer verwundet, dass er als frontuntauglich galt . Trotzdem meldete er sich erneut freiwillig zur Front.

Nach der Auflösung der internationalen Brigaden wurde Willis Bataillon in einem Internierungslager am Mittelmeer gefangen gehalten, später ins Straflager Vernet überstellt. Willi wurde an das faschistische Deutschland ausgeliefert, er wusste, dass damit eine Verurteilung und KZ verbunden waren.

Im Oktober 1941 wurde er vom Oberlandesgericht Hamm/Westfalen wegen »Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens« zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, im Juli 1943 entlassen und ohne weitere Verhandlung ins KZ Sachsenhausen überstellt. Er kam zunächst in das Nebenlager Heinkel-Oranienburg, wo er seinen Bruder Robert wieder traf. Eine weitere Station waren das KZ Barth an der Ostsee, im November 1944 brachte man ihn von Sachsenhausen ins KZ Mauthausen mit dem Vermerk »Rückkehr unerwünscht«. Auf dem Weg dorthin wurde er für kurze Zeit im KZ Ravensbrück untergebracht, in dem seit 1937 auch seine Mutter inhaftiert war. Willi blieb sein ganzes Leben lang stolz auf seine Mutter und ihre Erziehung.

In Mauthausen gab es eine illegale Lagerorganisation von antifaschistischen Häftlingen, die Maßnahmen einleiteten, um Willi zu schützen. Nach kurzer Zeit trat auch er in diese Organisation ein, die viele Kameraden retten konnte.

Am 5. Mai 1945 befreiten amerikanische Truppen das KZ Mauthausen. Es dauerte jedoch noch einige Zeit bis Willi zurückkehren konnte. Nach seiner Entlassung ging Willi ins Ruhrgebiet. Er betrachtete die Entwicklung in seiner Heimat BRD, die vielen seiner ehemaligen Peiniger Unterschlupf und gesicherte Existenz bot, allerdings mit Skepsis und siedelte in die DDR über. Dort arbeitete er im Gewerkschaftsbund, auf Grund seiner vielfältigen internationalen Kontakte wurde er Verbindungsmann zum Weltgewerkschaftsbund (WGB).

Wegen seiner kritischen Haltung zu den 68er-Ereignissen in der CSSR geriet er mit seiner Partei, der SED, in Konflikt. Willi wurde aus dem Gewerkschaftsapparat entlassen, war eine Zeit lang arbeitslos und dann als Lektor im Verlag »Tribüne« tätig.

1952 hatte er die Tochter eines im KZ Sachsenhausen ermordeten Widerstandskämpfers, seine Elsa, geheiratet. Viele Jahre war Willi Rentmeister Vorsitzender der Lagergemeinschaft Mauthausen der DDR und vertrat diese bis 1993 im Internationalen Mauthausen Komitee (CIM). Heute ist seine Frau Elsa Ehrenvorsitzende des Mauthausen Komitees Ost e.V.