Internationale Gedenkorte
3. Juli 2021
Auch in Templin ist einer von 100 Gedenkorten der FIR
Zum 70-jährigen Bestehen der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten liegt eine über 100seitige Dokumentation zu FIR-Gedenkorten vor. Gemeint sind damit Gedenkstätten und Gedenksteine, auf denen das Organisationslogo der FIR zu sehen ist. Solche Gedenkorte befinden sich auf dem früheren Gebiet der DDR, die meisten in den heutigen Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen. In Berlin, wo es zahlreiche Gedenkorte zu Widerstand und Verfolgung gibt, ist kein Gedenkstein, auf dem das Symbol der FIR Verwendung gefunden hat, bekannt. Bis Anfang der 1990er Jahre gab es noch deutlich mehr solcher Gedenk-orte. Manche wurden im Zuge der politischen Wende abgeräumt oder umgestaltet. Ein Gedenkstein ist sogar einer Hochwasserkatastrophe zum Opfer gefallen.
Im Zuge der Recherche für die Dokumenta-tion, die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert wurde, zeigte sich, dass es zu vielen Gedenkorten nur wenige Informationen über ihre Entstehung und den gesellschaftlichen Umgang mit ihnen gibt. In einigen Fällen, so bei dem Gedenkort in Templin, lässt sich dessen Geschichte besser nachzeichnen, obwohl es auch hier noch offene Fragen gibt. Bereits für den Entstehungszeitraum finden sich unterschiedliche Angaben. In der Überlieferung wird von 1947 gesprochen, während die offizielle Einweihung des Denkmals auf den 11. Dezember 1950 datiert wird. Einen bedeutenden Anteil am Zustandekommen dieses Denkmals hatte die VVN. Das VVN-Ehrenmal der Stadt wurde im Zentrum in der Bahnhofstraße in einer Grünanlage errichtet. Da die Bauausführung und die verwendeten Materialien jedoch minderwertig waren, musste die Gedenkstätte bereits 1961 vollständig saniert werden. Bei dieser Gelegenheit erhielt sie auch ihre heute noch sichtbare ikonographische Gestaltung.
Am Ende eines schmalen Weges steht der große Kubus auf drei Stufen mit flankierenden Säulen, Flammenschale und zwei Emblemen, dem roten Dreieckszeichen und dem blau-goldenen FIR-Symbol. Zwischen beiden sind in Gold die Worte eingemeißelt: »Ruhm und Ehre / den Widerstandskämpfern gegen den Faschismus / Den Lebenden zur Mahnung / den Toten zur Ehre«.
An den Seitenwänden finden sich die beiden Inschriften: »Weint nicht um des Kampfes Opfer / seht das Morgenrot / Vorwärts ist die große Losung / Freiheit oder Tod.« »Sich zu den Besten eines Volkes bekennen / heißt für Einheit, Unabhängigkeit / und Fortschritt kämpfen.«
Als die Gedenkstätte zu Beginn der 2000er Jahre dringend renoviert werden musste, konnte der brandenburgische IVVdN erreichen, dass politische Pläne für eine »Umgestaltung« des Gedenkortes nicht verwirklicht wurden. Vielmehr setzten sich die Stadtverwaltung und der Bürgermeister gemeinsam mit engagierten Bürgern für eine aufwändige fachgerechte Sanierung ein. Auch der Platz davor wurde neu gestaltet. Im Januar 2019 konnte das Ensemble offiziell übergeben werden. Heute beschäftigt sich zudem eine Schüler-Projektgruppe »Denk mal Geschichte. VVN-Denkmal Templin« ausführlich mit dessen Genese.
Ulrich Schneider: FIR-Gedenkstätten zu antifaschistischem Widerstand und Verfolgung. 104 S., Berlin 2021, Schutzgebühr 5,00 Euro (zu beziehen über https://shop.vvn-bda.de)