Gerechtigkeit für Lorenz
6. Mai 2025
Wieder erschießt die Polizei einen Schwarzen
In der Nacht zu Ostersonntag wurde Lorenz A., ein schwarzer Jugendlicher, in der Oldenburger Innenstadt von der Polizei erschossen. Er soll vorher Türsteher der Disko Pabloʼs mit Reizgas besprüht haben, weil sie ihn nicht reinlassen wollten. Lorenz war 21 Jahre alt.
Bild wusste nur wenigen Stunden nach den tödlichen Schüssen von einem angeblichen »Messer-Angreifer«, obwohl es zu dem Zeitpunkt keine Belege für ein Messer oder einen Angriff mit einem solchen gab. Tatsächlich gab die Polizei bekannt, dass Lorenz sich bedrohlich auf Polizisten zubewegt und sie ebenso mit Reizgas besprüht habe. Ein 27jähriger Polizist habe daraufhin geschossen.

Die Initiative »Gerechtigkeit für Lorenz« stellte klar: »Es zeigt sich immer wieder: Polizeieinsätze enden tödlich, wenn migrantisierte Menschen, BIPoCs und Schwarze Menschen betroffen sind.«. Vertreter*innen der Stadt ließen sich auf der Demonstration nicht blicken.
Nur zwei Tage später veröffentlichte die Staatsanwaltschaft die Ergebnisse der Obduktion. Lorenz wurde von hinten in Kopf, Oberkörper und Hüfte geschossen. Ein vierter Schuss soll ihn am Oberschenkel gestreift haben. Lorenz habe ein Messer in der Tasche gehabt. Die benachbarte Polizeidienststelle in Delmenhorst hat die Ermittlungen gegen den Polizisten übernommen, der mittlerweile vom Dienst freigestellt wurde. Ausgerechnet in Delmenhorst, wo im Polizeigewahrsam 2021 der 19-Jährige Qosay Khalaf unter bisher unbekannten Umständen zu Tode kam.
Am 25. April versammelten sich über 10.000 Menschen unter anderem aus Bremen, Dortmund und Hamburg in Oldenburg, um »Gerechtigkeit für Lorenz« zu fordern. Denn Lorenz ist kein Einzelfall. Auf der Demonstration sprach Sidy Dramé, Bruder des 2022 in Dortmund erschossenen Mouhamed Dramé. Auch er, ein schwarzer Jugendlicher, der von der Polizei erschossen wurde. Einen Redebeitrag steuerte zudem Mamadou Saliou Diallo bei, der Bruder des 2005 in Dessau im Polizeigewahrsam verbrannten Oury Jalloh.