editorial
1. Juli 2022
»Den Krieg mit all seinen Bedingungen, Ursachen und Wirkungen differenziert zu betrachten«, ist das, was wir jetzt tun können, um daraus ebenso vielschichtig an der Beendigung mitzuwirken. So sagte es der Historiker Johannes Spohr bei unserer Veranstaltung im Mai zu nationalistischen und faschistischen Bestrebungen in der Ukraine. Dem wollen wir auch in dieser Ausgabe mit vielen Beiträgen (S.3, 5, 8/9, dem Spezial, aber ebenso in den Kulturbeiträgen) nachkommen und Anregungen für die Diskussion in der VVN liefern. Wir haben uns dazu entschlossen, nur zwei der rund 20 Leser*innenbriefe zur letzten Ausgabe abzudrucken, da wir kein Debattenmedium sein können und wollen. Ja, es gibt Verständigungsbedarf in der Friedensbewegung, als deren Teil sich die VVN versteht. Dann aber nicht in einem Magazin, das nur alle zwei Monate herauskommt, sondern in konstruktiven Gesprächen in der Breite, in den Gremien, auf Konferenzen und anderen Formaten, die auf Zuhören und Anerkennen beruhen.
Ein weiterer Schwerpunkt sind die Vorgänge in der AfD (S.6/7, 29), vor und nach ihrem Bundesparteitag in Riesa. Ende August wird in Rostock-Lichtenhagen an das rassistische Pogrom vor 30 Jahren erinnert. Wir hatten in den letzten Monaten schon einige Beiträge dazu, u. a. die »Forderungen zu Gedenk- und Erinnerungskultur aus der Rostocker Zivilgesellschaft« in der März/April-Ausgabe. In dieser Ausgabe stellen wir noch mal heraus, warum sich die VVN an der Demo beteiligt (S. 11). Außerdem haben wir das Team der Ausstellung »brotherland«/Bruderland zu ihrer Arbeit zum Schicksal der ehemaligen Vertragsarbeiter aus sozialistischen »Bruderstaaten« nach 1989/90 befragt (S. 13). Dieses jüngere Kapitel deutscher Geschichte, mit all seinen rassistischen Elementen, ist nicht genügend aufgearbeitet.
In eigener Sache: Wir bekommen verstärkt längere Texte von den Autor*innen, die wir nicht in vollem Umfang abdrucken können. Allerdings veröffentlichen wir sie online unter antifa.vvn-bda.de in voller Länge.
Nils Becker