Wirklich klares Bild

geschrieben von Kessy Traut

6. Mai 2025

Die MBR zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Gedenkstätten und Museen

Schon 2020 veröffentlichte die Berliner Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) ihre Broschüre »Nur Schnee von gestern? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Gedenkstätten und Museen« und griff damit ein Thema auf, welches aktueller nicht sein könnte. Auf 45 Seiten wird Lesenden ein Basiswissen über rechte Motive und Strategien bereitgestellt, um dann konkrete Handlungsmöglichkeiten für Gedenkstätten und Museen aufzuzeigen.

Versuch, Einfluss auf Kulturpolitik zu nehmen

Einleitend wird dazu Basiswissen über die zentrale Rolle der AfD in der sogenannten Neuen Rechten vermittelt. Deren Bemühungen, politischen Einfluss auf Kultureinrichtungen und die Kulturpolitik zu nehmen, sind stärker denn je spürbar, auch fünf Jahre nach der Veröffentlichung der Broschüre. Dabei geht es den extremen und Rechtspopulist:innen vor allem um einen Angriff auf die Erinnerungs- und Geschichtspolitik. Umso wichtiger ist es für Kultureinrichtungen, sich hier klar zu positionieren und sich den Herausforderungen, die diese Angriffe mit sich bringen, zu stellen.

Die Broschüre vermittelt zunächst grundlegendes Hintergrundwissen über Ziele der Rechtsextremen und Rechtspopulist:innen. Es werden diverse aktuelle rechte Deutungsmuster und deren Bedeutung anhand von Beispielen erklärt. So wird beispielsweise auf unterschiedliche Weise die Selbstinszenierung der Rechtsextremen und Rechtspopulist:innen als vermeintliche Widerstandskämpfer:innen in der heutigen Zeit erläutert.

Im Abschnitt zu rechten Strategien und den daraus entstehenden Herausforderungen für Einrichtungen, die sich mit Kultur und Erinnerung beschäftigen, wird dann konkreter über bekannte Handlungsmuster rechter Akteur:innen gesprochen. Hier werden einzelne Verhaltensweisen wie Provokationen, die Forderung nach politischer »Neutralität« oder auch die Opfer-Stilisierung bzw. Täter-Opfer-Umkehr anhand von Beispielen im Detail analysiert. Dieser Teil schafft ein wirklich klares Bild und befähigt auch Lesende, die mit dem Thema bisher nicht in Berührung gekommen sind, dazu Motivation und Handeln extrem rechter und rechtspopulistischer Akteur:innen zu durchschauen.

Konfrontation als Handlungsempfehlung

Nur Schnee von gestern? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Gedenkstätten und Museen (2020); 45 Seiten; Hg.: MBR/VDK e. V.

Nur Schnee von gestern? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Gedenkstätten und Museen (2020); 45 Seiten; Hg.: MBR/VDK e. V.

Die zweite Hälfte des Heftes widmet sich den Handlungsempfehlungen. Hier werden neben ganz praktischen Vorschlägen wie dem Erstellen von Leitbildern für die eigene Arbeit, Ausschlussklauseln für Haus- und Besuchsordnungen und Aushängen auch viele Begegnungsmomente mit Rechten thematisiert. Von Besuchen rechtsextremer oder rechtspopulistischer Gruppen über einzelne Teilnehmende bei Führungen bis hin zu Konfrontationen mit der AfD in Gremien und auf Veranstaltungen wird hier alles abgedeckt. Vor allem wird das nötige Wissen über rechtliche Handlungsspielräume geliefert, um Einrichtungen zu einer Positionierung zu befähigen. Immer wieder wird dabei betont, wie wichtig es ist, mit allen Mitarbeitenden gemeinsam an einer Haltung zu arbeiten, damit am Ende alle hinter dieser stehen können. Genau dafür schaffen die Texte erste Impulse und regen zum Nachdenken und Weiterentwickeln an. Für alle, die sich auf der Suche nach Handlungssicherheit einen ersten Überblick über die Optionen verschaffen und sich von den Erfahrungen anderer Einrichtungen inspirieren lassen wollen, kommt diese Broschüre wie gerufen!

Online verfügbar: mbr-berlin.de/wp-content/uploads/2021/02/200113_MBR_Broschuere_Gedenkstaetten_
online1.pdf