Menschenrechte verteidigen

geschrieben von Ruth Stiasny-Seligmann und Kay Seligmann

2. März 2024

Argumente und Fakten gegen falsche Behauptungen und reaktionäre Scheinlösungen zu Flucht und Migration

Die Themen Flucht und Migration sind politisch umstritten. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Zuwanderungen in den Aufnahmeländern oft mit Umschichtungen in den sozialen Strukturen und mit kulturellen Anpassungsprozessen einhergehen. Die gesellschaftlichen Veränderungen werden auch von Verteilungskonflikten begleitet, zum Beispiel auf dem Wohnungsmarkt. Hinzu kommen mediale und parteipolitische Strategien, die reale Ängste vor Veränderungen ausnutzen und auch Ressentiments in der Bevölkerung verstärken. Nur zu gern werden Sündenböcke gesucht statt Lösungen für real-existierende Probleme. Seit Jahren wird auch in der Bundesrepublik nicht mehr nur von der extremen Rechten, sondern über ein breites Spektrum von bürgerlichen Parteien hinweg versucht, mit falschen und irreführenden Behauptungen Stimmung gegen Geflüchtete und Migrant*innen zu machen. Zurzeit erleben wir erneut, dass fast alle Parteien, auch Bündnis 90/Die Grünen, aus Angst und Feigheit vor der AfD den Kurs gegenüber Geflüchteten verschärfen und dafür auf einen Abschottungskurs setzen.

Dem sollen hier Fakten und Argumente entgegengesetzt werden, um mit dieser Handreichung Menschen eine Argumentationshilfe für eine antirassistische Auseinandersetzung an die Hand zu geben. Menschenrechte verteidigen weiterlesen »

Den letzten Weg gegangen

geschrieben von Janka Kluge

2. März 2024

Die Feministin und Antifaschistin Ingrid Strobl ist tot

Die am 25. Januar verstorbene Ingrid Strobl war in vielfacher Hinsicht eine besondere Frau. Sie wurde am 6. April 1952 in bescheidenen Verhältnissen in Innsbruck geboren und studierte nach dem Abitur Germanistik und Kunstgeschichte. Im Rückblick erscheint es so, als ob die beiden Themen, die sie ihr Leben lang beschäftigen werden, damals schon angelegt waren. Da ist zum einen die Feministin und damit das Interesse am Leben und der Geschichte von Frauen und zum anderen die überzeugte Antifaschistin, die sich mit der Rolle von Frauen im Widerstand beschäftigte.

Ihre Doktorarbeit schrieb Ingrid Strobl über die »Rhetorik im Dritten Reich«. Bereits damals fing sie an, als freie Journalistin für den Österreichischen Rundfunk (ORF) zu arbeiten. 1979 zog sie nach Köln und begann bei der einst noch feministischen Zeitschrift Emma von Alice Schwarzer als Redakteurin. 1986 verließ sie die Redaktion und arbeitete freiberuflich für den WDR. Den letzten Weg gegangen weiterlesen »

Grândola, Vila Morena

geschrieben von Ulrich Schneider

2. März 2024

50 Jahre »Nelkenrevolution« in Portugal

Am 25. April 1974 wurde das klerikal-faschistische Regime von António Salazar in Portugal durch das gemeinsame Handeln von Widerstandskämpfern und linken Militärs gestürzt. Am frühen Morgen des Tages ertönte im katholischen Rundfunk das Lied »Grândola, Vila Morena«. Das war das verabredete Zeichen zum Aufstand. Die Movimento das Forças Armadas (MFA) rückte mit Militärfahrzeugen nach Lissabon vor, um Ministerien, Rundfunk- und Fernsehsender sowie den Flughafen zu besetzen. Die geheime Aktion war über das ganze Land verteilt. Der Aufstand der MFA wurde von der Bevölkerung unterstützt und verlief weitgehend widerstandslos. Diese Revolution verdankt ihren Namen den roten Nelken, die die Menschen den aufständischen Soldaten in die Gewehrläufe steckten. Seit dieser Zeit ist »Grândola, Vila Morena« die Hymne der portugiesischen Antifaschisten.

Die Errichtung der klerikal-faschistischen Diktatur hatte bereits im Jahre 1932 begonnen, als Salazar zum Ministerpräsidenten ernannt wurde. Er verschärfte das 1926 errichtete autoritäre Regime und schuf einen neuen klerikal-faschistischen Staat (»O Estado Novo«), der das Verbot der freien Gewerkschaften und politischen Parteien, die Festnahme ihrer Führer und die Errichtung eines extrem repressiven Systems umsetzte. Haftanstalten für politische Gegner entstanden, zum Beispiel das KZ Tarrafal und Gefängnisse in Peniche, Aljube und Caxias. Zu den Verfolgungsorganen des Regimes gehörten die politische Polizei, die portugiesische Legion, eine faschistische Miliz, und militärische Einheiten der Republikanischen Nationalgrade. Grândola, Vila Morena weiterlesen »

Solidarität in allen Epochen

geschrieben von Silke Makowski

2. März 2024

Seit 100 Jahren unterstützt die Rote Hilfe linke Aktivist*innen gegen staatliche Repression

In diesem Jahr feiert die Rote Hilfe ihr hundertjähriges Bestehen und bezieht sich damit auf die Gründung der Roten Hilfe Deutschlands (RHD) am 1. Oktober 1924. Die wechselhafte Geschichte der Solidaritätsorganisationen verdient eine genauere Betrachtung. Schon ab 1921 hatten Rote-Hilfe-Komitees im Umfeld der Kommunistischen Partei (KPD) Spenden für linke politische Gefangene und ihre Familien gesammelt. 1924 gründeten sie die Rote Hilfe Deutschlands als selbstständige, partei-übergreifende Mitgliederorganisation. Solidarität in allen Epochen weiterlesen »

Zerstörung und Tod

2. März 2024

Appell wichtiger israelischer Menschenrechtsorganisationen vom 7. Februar

Die unterzeichnenden in Israel ansässigen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Menschenrechtsorganisationen, rufen zu einer sofortigen Waffenruhe im Gazastreifen auf und fordern die sofortige Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln Ein sofortiger Waffenstillstand wird weitere Verluste unter der Zivilbevölkerung verhindern und den Zugang zu lebenswichtiger Hilfe für den Gazastreifen erleichtern, um die beispiellose humanitäre Katastrophe dort zu bewältigen. Seit dem ungeheuerlichen Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem rund 1.200 Israelis und ausländische Bürger getötet wurden, haben die israelischen Bombardierungen und die Belagerungspolitik im Gazastreifen in mehr als 120 Tagen unvorstellbare Zerstörungen und Tod verursacht. Zerstörung und Tod weiterlesen »

Geteiltes Erinnern

2. März 2024

Das Projekt zur Ausstellung »Cultures of Remembrance«. Ein Gespräch

antifa: In eurer Ausstellung geht ihr unterschiedlichen Perspektiven auf den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus nach. Ihr arbeitet mit Partnern in der Ukraine, Russland, Belarus, Griechenland und Georgien zusammen. Wie kam es dazu?

Educat: Wir machen seit Jahren Gedenkwanderungen im Elbsandsteingebirge, um über den Aufstieg des NS, den Alltag damals, aber auch die Formen der Erinnerung daran, aufzuklären. Wir denken, dass Wanderungen ein didaktisch sehr hilfreiches Mittel sind, um die Kontexte erfahrbar zu machen. Dabei sind uns immer wieder lokal spezifische Geschichtsdeutungen untergekommen, die viele Fragen aufwerfen: Was wird von wem gedacht, wie ändern sich diese Muster, und wer ist dafür verantwortlich. Geteiltes Erinnern weiterlesen »

Wie Ungeist überdauert

geschrieben von Regina Girod

2. März 2024

… und wie dem beizukommen ist. Das Essay »An den Nationalsozialismus erinnern«

In dem vorliegenden Essay stellt sich Harry Friebel der Frage, warum trotz aller Bemühungen der NS-Erinnerungskultur Elemente faschistischer Ideo-logie bis heute virulent geblieben sind. Ausgangspunkt seiner Untersuchung ist der Antisemitismus, welcher lange vor der NS-Herrschaft existierte, den Nazis als Begründung für die Ermordung von sechs Millionen jüdischen Menschen diente und trotz politischer Anstrengungen und Gedenkrituale bis heute fortlebt. Auch wenn Friebel in seinem Essay, das mit vielen und langen Fußnoten wie eine schwer lesbare Studie daherkommt, nicht zuspitzt, sondern einfach fragt und Forschungsergebnisse verschiedener Wissenschaftsdisziplinen darstellt, hat mich seine Sicht überrascht und inspiriert. Wie Ungeist überdauert weiterlesen »

Reaktionäre Vereinnahmungsversuche

geschrieben von Christian Meyer

2. März 2024

Neue Testcard mit Heftschwerpunkt zu Rechtspop

Als vor Gründung und Aufstieg der AfD Parteien wie »Pro Deutschland« oder »Die Freiheit« nervten, bedachte man sie mit dem Label des Rechtspopulismus. Aber Rechtspop, was ist darunter zu verstehen? Die neue, 27. Ausgabe der Testcard behandelt unter dem Titel »Rechtspop« eine Reihe zeitgenössischer und (pop-)kulturgeschichtlicher Phänomene.

Einer der Autoren und Herausgeber ist Frank Apunkt Schneider. Sein Essay über die Poplinke, der in Testcard 25 begann, wird hier fortgesetzt. »Selbst- und Fremdbild der Poplinken sind gleichermaßen unscharf. Möglicherweise kann ihr Gegenteil zur Klärung beitragen: die Vereinnahmung von Pop von rechts.« Die Poprechte »besitzt noch kein bündiges Verständnis ihrer selbst und hat vielleicht noch gar nicht mitbekommen, dass es sie (bereits) gibt. Sie zeichnet sich nur eben immer deutlicher ab« (alle hier: Schneider, S. 7). Schneider geht in kurzen Absätzen auf unzählige bekanntere und völlig obskure Künstler_innen und Kulturphänomene seit den 1930er-Jahren ein, die sich dem Rechtspop zuordnen lassen: Annett, Absurd, Charly & His Orchestra, Chris Ares, Frei.Wild, Gerd Knesel, Goebbels’ Zeichentrickfilm, Johnny Rebel, Ragnarök … Reaktionäre Vereinnahmungsversuche weiterlesen »

Ein Teil von uns

geschrieben von Axel Holz

2. März 2024

Uwe von Seltmanns Buch zu 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Uwe von Seltmanns Buch »Wir sind da! 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« ist bereits 2021 erschienen. Es wurde von einem Autor geschrieben, der sich selbst mit seiner Familiengeschichte und der Rolle seines Großvaters als SS-Mann im Warschauer Ghetto im Buch »Schweigen die Täter, reden die Enkel« auseinandergesetzt hat – und mit dessen Vorstellung von der angeblichen Wertlosigkeit und Gefährlichkeit des Judentums, die bis heute nachhallt. Von Seltmann legte ein gut lesbares Werk vor, das den Reichtum des Judentums in Religion, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft über Jahrhunderte aufzeigt. Ein Teil von uns weiterlesen »

Die Wucht der Bilder

geschrieben von Hannah Geiger

2. März 2024

Eine Zeitreise mit John Heartfield: Einblicke in eine neue Animationsdoku

»Ich musste das wahre Gesicht des Faschismus zeigen, mit Bildern der Lüge in die Fresse schlagen«, erklärt der Nazigegner und Erfinder der politischen Fotomontage John Heartfield. Die Regisseurin und Grimme-Preisträgerin Katrin Rothe erweckt in dem Anfang 2024 erschienenen dokumentarischen Animationsfilm den antifaschistischen Visionär in Form einer kleinen, sprechenden Pappfigur auf spielerische Art und Weise zum Leben und erzählt chronologisch seine Biografie nach.

Geboren 1891 in Berlin-Schmargendorf, nennt sich Helmut Herzfeld 1916 aus Protest gegen den englandfeindlichen Nationalismus im Deutschen Kaiserreich John Heartfield. Noch während der Gründungskonferenz der KPD im Dezember 1918 tritt er in die Partei ein, sein Parteibuch soll er von Rosa Luxemburg persönlich erhalten haben. In den Folgejahren macht sich Heartfield als politischer Fotomonteur einen Namen. 1929 erscheint sein mit Kurt Tucholsky verfasstes, bis heute bekanntes Buch »Deutschland, Deutschland über alles«. Ab 1930 arbeitet er für die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ), nebenher entwirft er unter anderem Plakate für die KPD. Die Wucht der Bilder weiterlesen »

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