Erinnerungen weitergeben

geschrieben von Reinhold Weissmann-Kieser

5. September 2013

Ausstellung »KZ-Überlebende und die, die nach ihnen
kommen«

März-April 2012

Die Zitate stammen aus dem Faltblatt zur Ausstellung.

Mühlhaus/Jensen: Generationen. KZ-Überlebende und die, die nach ihnen kommen; herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der Gedenkstätte Bergen-Belsen (Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten) und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg; Göttingen 2011, Euro 19,90. Wallstein Verlag

www.projekt-generationen.org

Derzeit und noch bis zum 15.4.2012 wird in der Gedenkstätte Bergen-Belsen eine Fotoausstellung mit diesem Titel gezeigt. Im letzten Herbst war sie in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu sehen. Vom 22.4. bis 27.7. wird sie in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg präsentiert. Weitere Orte werden folgen. Sie ist das Ergebnis eines Projekts der Historikerin und Gedenkstättenpädagogin Ulrike Jensen und des Photographen Mark Mühlhaus.

In eindrucksvollen Bildern werden Überlebende mit Angehörigen und Freunden bei Besuchen in Gedenkstätten in Deutschland, Polen und Österreich und bei Gesprächen mit jungen Menschen gezeigt. Ausgangspunkt ist die Frage, wie es weitergehen wird, »wenn die Überlebenden nicht mehr da sind, wenn die Weitergabe der Erinnerung ohne sie auskommen muss?« Im Mittelpunkt steht der eindringliche Appell der Überlebendenverbände aus dem Jahre 2009: »Unsere Reihen lichten sich. In allen Instanzen unserer Verbände, auf nationaler wie internationaler Ebene, treten Menschen an unsere Seite, um die Erinnerung aufzunehmen: Sie geben uns Vertrauen in die Zukunft, sie setzen unsere Arbeit fort. Der Dialog, der mit uns begonnen wurde, muss mit ihnen fortgeführt werden. Für diese Arbeit benötigen sie die Unterstützung von Staat und Gesellschaft. Die letzten Augenzeugen wenden sich an Deutschland, an alle europäischen Staaten und die internationale Gemeinschaft, die menschliche Gabe der Erinnerung und des Gedenkens auch in der Zukunft zu bewahren und zu würdigen. Wir bitten die jungen Menschen, unseren Kampf gegen die Nazi-Ideologie und für eine gerechte, friedliche und tolerante Welt fortzuführen, eine Welt, in der Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus keinen Platz haben sollen. Dies sei unser Vermächtnis.«

Die Initiatoren des Projekts »begreifen … die Tatsache«, dass sie »zu denen gehören, die persönlich mit KZ-Überlebenden über die Geschichte der Konzentrationslager und über ihre dortigen Erlebnisse und Erfahrungen sprechen konnten, als Privileg und zugleich als Verpflichtung, ihre Erinnerungen weiterzugeben.« Das Projekt ist ihr »Versuch, Erinnerung zu bewahren, bzw. die Weitergabe von Erinnerung zu dokumentieren, wohl wissend, dies nur aus zweiter Hand tun zu können.«

Die Fotos werden ohne Unterschriften und erklärende Angaben gezeigt. Der Betrachter kann also die ausdrucksvollen Gesichter und Szenen unmittelbar auf sich wirken lassen. In einem Faltblatt werden dann die entsprechenden Erklärungen und kurze biographische Notizen angeboten.

Zu dem Projekt wurde ein Bildband gestaltet, der eine Vielzahl weiterer Portraitaufnahmen und Darstellungen von Szenen in den Gedenkstätten und bei Zeitzeugengesprächen enthält. Er wird eingeleitet durch ein Vorwort der Autoren und ein Geleitwort der Herausgeber. Ein Nachwort des Schauspielers Rolf Becker und Widmungen beschließen den Band. Auch im Internet wird das Projekt vorgestellt.