Es brennt

geschrieben von Raimund Gaebelein

5. September 2013

Jan.-Feb. 2007

Fritz Starke, Eleftheria lädt ein, Begegnungen zwischen Deutschen und Kretern, Isensee Verlag Oldenburg, März 2006, 80 S. 7,80 €, ISBN 3-89995-290-1

Nachdenkliches weiß Fritz Starke in einem 80 Seiten umfassenden Erzählband aus seiner Wahlheimat Kreta zu berichten. Gegenwart und Geschichte sind in seinen Erzählungen miteinander verwoben. Im Mittelpunkt stehen Begegnungen mit Menschen vor Ort. Vor 43 Jahren geleitete er alternative studentische Reisegruppen nach Griechenland. Gemeinsam mit Mary aus Milwaukee durchstreift er Kreta. Ihr jüdischer Vater wurde im KZ Mauthausen umgebracht. Fritz‘ Mutter hoffte auf blonden, blauäugigen Nachwuchs. Daraus sollte nichts werden. Nachdem Fritz Starke am 21. April 1967 beim Putsch der Obristen in Athen verhaftet, misshandelt und verhört worden war. durfte er Griechenland fünf Jahre lang nicht mehr betreten. Die Erinnerungen an seinen SS-Vaters wurden in der Zelle wieder wach. Schläge und in einem dunklen Raum eingesperrt zu sein, das kannte er noch aus seiner Kindheit. Seit 1997 leitet Fritz Starke im Sommer Lehrerfortbildungsseminare in Anogia auf Kreta. Bewusst wurde dieser Ort ausgewählt. Am 21. August 1944 brannten ihn deutschen Truppen als Vergeltungsmaßnahme nieder, wie so viele andere Orte auf Kreta auch. Verfahren gegen die Täter wurden von der bundesdeutschen Justiz in den 50er Jahren verschleppt und schließlich eingestellt. Hinrichtungen wurden von alten NS-Richtern als notwendiger Bestandteil von Kampfhandlungen gewertet. Fritz Starke beschreibt einige seiner zahllosen Begegnungen auf Kreta. Immer wieder ist er verwundert über die Gastfreundschaft und Offenheit, der er begegnet, obwohl er Deutscher ist. Ob Nikos, Eleni, Panagiota, Alexia, sie alle spüren, dass es dem Autor Ernst ist mit der Aufarbeitung der Verbrechen von Gebirgsjägern und Waffen-SS. Blumen niederzulegen am Denkmal für ihre Opfer ist ein erster Schritt zu einer Fülle persönlicher Begegnungen.