Heideruh gewürdigt

geschrieben von Bea Trampenau

5. September 2013

Ausstellung zur Geschichte der antifaschistischen Begegnungsstätte

März-April 2013

Jährlich veranstaltet die Stadt Buchholz am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee, den Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Ausrichtung der Veranstaltung wird jedes Jahr einem anderen Verein übertragen. In diesem Jahr hatte der Verein Heideruh e.V. die Ehre. Im Rahmen des Tages wurde in der Stadtbücherei Buchholz die Ausstellung »Verfolgung und Widerstand«, die die wechselvolle Geschichte Heideruhs darstellt, durch den Bürgermeister Wilfried Geiger eröffnet.

Trotz des schlechten Wetters nahmen 130 Gäste an der Eröffnung teil. Geiger sprach sich in seiner Rede klar gegen Nationalsozialismus und gegen das Vergessen aus: »Auschwitz ist das furchtbarste Wort, was wir haben! Unfassbar, wie konnten Menschen tagsüber andere Menschen; Frauen, Kinder erschießen, und abends Goethe lesen und Mozart hören?« Er erinnerte mahnend, dass Buchholz eine Hochburg der Nazis war, die Mordmaschinerie auch Buchholz streifte und Züge mit KZ-Häftlingen durch die Stadt hindurch fuhren: »die Menschen wussten, was das für Züge waren«.

Auch wenn die NPD in Buchholz bei den Landtagswahlen letzte Woche nur ein Prozent der Stimmen erhalten hat, gebe es keinen Grund zum Aufatmen. Vor allem die Jugend müsse bei der Arbeit gegen das Vergessen erreicht werden. Eine Verdrängung der Nazizeit und deren Gräuel erleichtere rechtsextremem Gedankengut den Weg in die Gesellschaft. Geiger verwies auf die Studie »Vom Rand zur Mitte« der Uni Leipzig aus dem Jahr 2006, in der u. a. belegt wird, dass ein größerer Teil der Jugendlichen bereit ist, für eine scheinbare Verbesserung ihres persönlichen Lebens, ein totalitäres System in Kauf zu nehmen

Danach trug Prof. Dr. Oliver Rump (HTW Berlin) die Ergebnisse des »Forschungskollektivs Heideruh« vor. Die umfassende Darstellung der über 80 Jahre währenden Geschichte als Treffpunkt, Erholungsort und internationale Begegnungsstätte für Verfolgte, ihre Angehörigen und Antifaschistinnen vor und nach dem Faschismus, wird in einer Dokumentation veröffentlicht

Abschließend fand in Heideruh ein Tag der offenen Tür statt. Der Einladung folgten ca. 60 an der Forschung Interessierte aus dem LK Harburg, Nachbarn und Nachbarinnen, die erstmalig das Gelände betraten, antifaschistisch aktive Jugendliche, Vertreter und Vertreterinnen von Parteien, Organisationen und Institutionen, Familienangehörige , ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Gäste von Heideruh, die extra von nah und fern angereist waren, so auch Zeitzeuginnen wie Gerda Kranz, die schon 1947 mit ihrer FDJ-Gruppe in Heideruh weilte.

Nachmittags gedachten ca. 50 Jugendliche mit einer Mahnwache in der Innenstadt von Buchholz der Opfer des Faschismus. Sie erhoben zwei Forderungen an die Stadt: Förderung der antifaschistischen Jugendarbeit und eine Gedenkstätte, die vor allem an die Gräuel der KZ-Geschichte der Heidebahn erinnert.