In den Karawanken

geschrieben von Ludwig Einicke

5. September 2013

Gemeinsam auf den Spuren der Partisanen

Nov.-Dez. 2007

Mit 17 jungen und älteren Leuten, darunter drei antifaschistische Freunden vom »Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer« in Linz, haben wir uns im Juli 2007 auf eine sechstägige Spurensuche begeben – in die Karawanken, die Grenzregion von Südösterreich und Slowenien.

Unser slowenischer Freund Dusan Stefancic, ehemaliger Partisan und Häftling der KZ Natzweiler und Mauthausen, stimmte uns ein in die Geschichte des Partisanenwiderstandes in dieser Region. So wussten wir bereits, dass unter dem notorischen Slowenenhasser Jörg Haider als Landeshauptmann von Kärnten keine positive Einschätzung des Partisanenwiderstandes zu erwarten sei. Und fanden auf der Reise dafür zahlreiche aktuelle Beweise. Die ursprünglich im Stadtzentrum von Klagenfurt angebrachte Erinnerungstafel an den Partisanenwiderstand gegen die faschistische Besatzung wurde schon vor langem durch eine Gedenktafel für die »Opfer der Partisanenverbrechen in Kärnten« ersetzt. Das Partisanendenkmal in St. Ruprecht bei Völkermarkt fiel bereits in den 50-er Jahren einem Sprengstoffanschlag zum Opfer. Heute steht es restauriert am Persmanhof, dem Museum für die Kämpfe der Partisanen gegen die Nazibesatzung.

Das ehemalige Partisanenhospital »Franja«, benannt nach der Chefärztin, beeindruckte uns besonders wegen seiner Lage inmitten einer Felsenschlucht, umgeben von Wald. Unweit des Ortes Cerkno wurden hier 13 Baracken errichtet. Unter den Bedingungen der deutschen Besatzung blieben sie absolut unbemerkt – ein perfekt funktionierendes Krankenhaus, mit OP, Genesungsbereich und eigener Energieversorgung. Einige Hundert jugoslawische und ausländische Partisanen, auch ein englischer Pilot, wurden hier medizinisch versorgt. Das Hospital wurde niemals entdeckt. Eine Meisterleistung!

Das zentrale Gestapo- und Geiselgefängnis Begunje war die Station, welche alle aufgegriffenen Partisanen durchleiden mussten, ehe sie z.B. in die nahe gelegenen KZ Loibl-Nord in Kärnten oder Loibl-Süd in Slowenien überstellt wurden. Im Sommer 1943 wurden die ersten in Begunje inhaftierten Partisanen direkt dorthin deportiert. Im September besetzen deutsche Truppen unter anderem das Gebiet Gottschee. Bis zum Kriegsende kämpfen deutsche Truppen gegen die Partisanen. Es wurden Massaker an der Zivilbevölkerung als »Vergeltung« begangen, ganze Dörfer wurden vernichtet. Im Gebiet zwischen Kärnten und Jugoslawien kam es Ende 1944 beim Rückzug der deutschen Truppen noch einmal zu schweren Kämpfen mit den Partisanen Titos. Die oft grausamen Langzeitfolgen des faschistischen Aggressionskrieges hatten die Deutschen in Jugoslawien zu tragen.

Unsere Exkursion in die Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrationslager Loibl- Nord und Süd wurde sachkundig geleitet von Frau Danglmaier von der Uni Klagenfurt. Nur wenige Überreste der Grundmauern einiger Baracken erinnern in Loibl-Nord noch an das ehemalige KZ. Erst 1995 gelang Prof. Peter Gstettner von der Klagenfurter Universität die erste öffentliche Erwähnung dieses bis dahin verschwiegenen Nebenlagers von Mauthausen, während in Slowenien eine eindrucksvolle Gedenkstätte seit vielen Jahren an das KZ Loibl- Süd erinnert.

Zum Abschluss unserer Reise in die Geschichte des Partisanenwiderstands trafen wir uns mit Prof. Gstettner an der »Khevenhüllerkaserne« des österreichischen Bundesheeres. Mit sichtlicher Freude berichtete er über den Erfolg seines mehr als zehnjährigen Kampfes um ein Gedenken an ein weiteres Nebenlager des KZ Mauthausen, das sich 1943-44 in dieser Kaserne befunden hatte. Durch seinen kompromisslosen Einsatz erfüllte er sich, wie er selbst sagt, einen Traum: Am 17. September 2007 wurde im Beisein eines Zeitzeugen aus Kanada, der sich als 14-jähriger den Partisanen angeschlossen hatte, sowie des Bundesverteidigungsministers und hochrangiger Militärs und Politiker (allerdings nicht aus Kärnten!) eine Gedenktafel enthüllt. Sie erinnert an die Leiden der Häftlinge in der ehemaligen SS-Kaserne und SS-Junkerschule Klagenfurt-Lendorf und straft all jene der Lüge, die bis heute diese Stätte des Grauens in Kärnten leugneten.