Kampfverband mit Tradition

geschrieben von Ulrich Schneider

5. September 2013

Die FIR beging in Wien den 60. Jahrestag ihrer Gründung

Juli-Aug. 2011

Der außerordentliche Kongress der FIR wählte am 1. Juli den bisherigen Vizepräsidenten Vilmos Hanti (Bild Mitte) aus Ungarn zum neuen Präsidenten der FIR. Er folgt dem 2010 verstorbenen Michel Vanderborght. Mit dem 1958 geborenen Hanti nimmt nun erstmals ein Angehöriger der nachfolgenden Generation das höchste Amt der FIR wahr. Zusätzlich zum bisherigen Vizepräsidenten Christos Tzinzilonis (Griechenland) bestimmte der Kongress Ilja Kraev aus Russland (am Pult hinter Kremer) und Piet Schouten aus den Niederlanden zu weiteren Vizepräsidenten. Chardar Stoimenov (Bulgarien) und Inge Ellinger aus Österreich wurden neben dem bereits amtierenden David Pereira (Portugal, 3.v.r.) zu Mitgliedern des Exekutivausschusses gewählt.

Anfang Juli 2011 beging die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer – Bund der Antifaschisten den 60. Jahrestag ihrer Gründung in Wien. Delegierte und Gäste aus über 25 Ländern Europas und Israel feierten dieses Jubiläum in würdiger Umgebung. Eingangs wurden Grußworte des ungarischen Antifaschisten Miklós Szigetvári verlesen, der 1951 am Gründungskongress teilgenommen hatte. Aus Gesundheitsgründen konnte er zum FIR Jubiläum nicht kommen. In Grußworten und Bildern wurde deutlich, welch bedeutende politische Rolle die Dachorganisation der ehemaligen Partisanen, Veteranen des antifaschistischen Kampfes, der Verfolgten des Naziregimes und heutiger Antifaschisten in den vergangenen Jahrzehnten gespielt hat.

Gegründet in der Zeit des Kalten Krieges stellte sie ins Zentrum ihrer Arbeit die Einheit aller ehemaligen Kämpfer und Teilnehmer der Anti-Hitler-Koalition gegen die Gefahr neuer Kriege, gegen das Wiederaufleben des Nazismus, gegen den Abbau demokratischer Rechte und Freiheiten in den verschiedenen europäischen Ländern.

Die Bewahrung der Erinnerung an den antifaschistischen Kampf versteht die FIR nicht allein als Traditionsarbeit, sondern als historisches Vermächtnis, welches ihr politische Handeln für die Verwirklichung der gemeinsamen Losung »Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!« begründet.

Diese Erinnerungsarbeit war für die FIR und ihre Mitgliedsverbände immer auch verbunden mit dem Einsatz für die sozialen Rechte und Ansprüche ehemaliger Verfolgter und die gesellschaftliche Anerkennung der antifaschistischen Kämpfer.

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände waren und sind in ihrer 60jährigen Geschichte Teil der demokratischen und Friedenskräfte weltweit. Ihr internationales Engagement für Frieden und Verständigung wurde von den Vereinten Nationen 1987 mit der Auszeichnung als »Botschafterin des Friedens« gewürdigt.

Natürlich haben die Umbrüche Anfang der 90er Jahre in Osteuropa die Arbeit der FIR massiv beeinflusst. Mitgliedsverbände, die in der politischen Arbeit der ersten Jahrzehnte eine tragende Rolle gespielt hatten, verschwanden oder wurden auf die Existenzsicherung in ihrem eigenen Land zurückgeworfen. Der Prozess des Alterns der Mitglieder brachte weitere existenzielle Probleme, da viele Verbände versäumt hatten, sich rechtzeitig für neue Generationen von Antifaschisten zu öffnen. Dadurch standen die FIR und ihre Mitgliedsverbände in den 90er Jahren vor schwierigen Herausforderungen bei der Sicherung der Existenz und Arbeitsfähigkeit ihrer Organisationen.

Es ist ein Beweis der Stärke und Lebendigkeit der antifaschistischen Idee, dass es im vergangenen Jahrzehnt gelungen ist, der »Internationalen des Antifaschismus« wieder ein lebendiges und zukunftsorientiertes Profil zu geben. Auf Einladung der FIR versammelten sich mehr als 1000 junge Menschen bei einem Internationalen Jugendtreffen in Buchenwald. Internationale Konferenzen der FIR wurden in den Räumen des Europäischen Parlaments abgehalten. Die FIR ist aktiver Teil der antifaschistischen Massenaktionen in Dresden oder gegen das Rassistentreffen in Köln. Als Kooperationspartner des belgischen »Institut des Vétérans« arbeitet die FIR an Geschichtsprojekten wie der Landkarte der Konzentrationslager und anderer Nazi-Haftstätten und der geplanten Ausstellung zum Europäischen Widerstandskampf. Hier zeigt sich, wie eine solche Dachorganisation der Stärkung der demokratischen und antifaschistischen Kräfte in ganz Europa dient.

Ein politisches Grundprinzip der FIR ist die Bündnispolitik. Sie bemüht sich um eine Zusammenarbeit mit allen demokratischen Organisationen der Zivilgesellschaft, mit Gewerkschaften und Parteien, mit Vertretern von religiösen Gemeinschaften und nationalen Minderheiten, sowie mit internationalen und nationalstaatlichen Institutionen und Stiftungen, die sich dem Antifaschismus verbunden fühlen.

In der Erklärung zum 60. Gründungsjubiläum heißt es: »Gemeinsam mit den Angehörigen heutiger Generationen handeln wir gegen Neofaschismus und extreme Rechte, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus, Krieg und internationalen Terrorismus sowie deren gesellschaftlichen Wurzeln. So schaffen wir eine »neue Welt des Friedens und der Freiheit!«