Rechtsextremismus in den Köpfen

geschrieben von P.C.Walther

5. September 2013

Nov.-Dez. 2010

Link zur fes-Studie

http://www.fes.de/rechtsextremismus/pdf/Vom_Rand_zur_Mitte.pdf

Ein erhebliches Ausmaß an rechtsextremen, rassistischen und ausländerfeindlichen Einstellungen bei einem nicht geringen Teil der Bevölkerung – d.h. inmitten der Gesellschaft – zeigen die Ergebnisse der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung: »Die Mitte in der Krise – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010«.

Nach der Gesamtzusammenfassung befürworten insgesamt 5,1 Prozent eine Diktatur, Chauvinismus findet sich bei 19,3 %, Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit bei 24,7 Prozent.

Insgesamt – so die FES-Studie – haben 8,2 Prozent (rund ein Zwölftel der Bevölkerung) ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild. Da ist wenig tröstlich, dass dieser Anteil 2002 und 2004 mit 9,7 bzw. 9,8 % noch höher war, also ein wenig zurückgegangen ist. Offenes Auftreten gegen rechtsextreme Kräfte und Parolen bleibt also doch nicht völlig wirkungslos. Andererseits registrieren die Autoren der Studie für 2010 »eine signifikante Zunahme antidemokratischer und rassistischer Einstellungen«.

Erschreckend sind die Einzelergebnisse, die oft noch erheblich höhere Zahlen zeigen. So stimmen 13,2 % der Erklärung zu: »Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert«. 23, 6 % – also jeder Vierte findet: »Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert«, und »im nationalen Interesse ist unter bestimmten Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform«, meinen 8,8 %; weitere 18 % stimmen dem noch teilweise zu.

Bei der Feststellung dieses Ausmaßes an Rechtsextremismus in vielen Köpfen dürfen wir jedoch nicht stehen bleiben; wir müssen schon auch nach den Ursachen fragen. Dazu gehören sicher neben sozialen Faktoren (Existenz- und Zukunftsangst durch Finanz- und Wirtschaftskrisen, Sozialabbau usw.) und mangelnden Kenntnissen (z.B. über Zusammenhänge, Ursachen usw.), resultierend nicht zuletzt aus den Lücken der Bildungspolitik, zweifellos auch das Verhalten und die Parolen führender Politiker und von Massenmedien, die dem Volk weismachen wollen, dass Ausländer uns »ausnutzen« und »bedrohen«, dass wir Menschen aus »anderen Kulturkreisen« fürchten müssen und dergleichen mehr.

Wenn wir Rechtsextremismus bekämpfen wollen – und die Studie zeigt, wie notwendig das ist -, dann müssen wir uns auch mit den Ursachen befassen. Nicht minder wichtig ist die Stärkung des »Gegenmittels« Zivilgesellschaft. Wer sich zivilgesellschaftlich betätigt, ist für Rechtsextremismus weniger anfällig.