Wir sind vorangekommen

5. September 2013

Auszüge aus dem Referat von Heinrich Fink auf dem 4. Bundeskongress der
VVN-BdA

Mai-Juni 2011

Heinrich Fink und Cornelia Kerth wurden als Vorsitzende der VVN-BdA wieder gewählt.

Regina Elsner (Sachsen) und Richard Häsler (Thüringen) wurden zu Schatzmeistern gewählt

Eine Rechenschaftslegung ist immer auch ein Anlass, zurückzublicken. Bei der Arbeit an diesem Bericht, habe ich über die Erfahrungen jener neun Jahre nachgedacht, die seit unserer Vereinigung im Jahr 2002 vergangen sind. Damals haben wir nach langen intensiven Vorbereitungen beschlossen, eine gesamtdeutsche generationsübergreifende antifaschistische Organisation zu gründen und unser Anspruch war, dass diese Organisation stärker, lebendiger und politisch wirksamer sein sollte als ihre beiden Vorgängerinnen.

Wir haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht und können heute auf unserem 4. Bundeskongress mit Stolz sagen: Wir haben unsere Organisation nicht nur am Leben gehalten, sondern wir haben sie weiter entwickelt und uns selbst alle ein Stück mit ihr. Die VVN-BdA ist heute eine kampagnenfähige Organisation, die ihre Positionen wirksamer als früher in der Öffentlichkeit vertritt, auch unsere Gegner haben das inzwischen erkannt. Nachdem unsere Mitgliederzahlen viele Jahre scheinbar unaufhaltsam sanken, hat sich dieser Prozess verlangsamt, in einigen Kreisen sogar zum Positiven verändert. Wir gewinnen vielerorts neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die ihre Ideen und ihre Tatkraft in unsere Arbeit einbringen. Man kann sagen, unsere Organisation befindet sich zur Zeit in einem Umbruchsprozess, die Zeichen stehen gut, dass wir das Erbe des antifaschistischen Widerstandskampfes auch nach dem Ableben der Gründergeneration unseres Verbandes weitertragen werden.

In den letzten drei Jahren hat unsere Organisation etwa 1100 Mitglieder durch Tod verloren. Die meisten von ihnen waren uns jahrzehntelang verbunden. Wir haben mit ihnen nicht nur Kameradinnen und Kameraden, sondern auch gute Freundinnen und Freunde verloren, Menschen mit denen wir zusammen gearbeitet haben. Wir haben mit ihnen ein Stück unserer biografischen Kontinuität verloren, ein Stück Zusammengehörigkeit, von Vertrauen und Verlässlichkeit, einen Teil unserer gelebten Geschichte.

Gleichzeitig, im selben Zeitraum, sind 700 neue Mitglieder zu uns gestoßen, das ist etwa jedes Zehnte unserer heutigen Mitglieder. Sie haben eigene Erfahrungen, eigene Fragen, eigene Vorstellungen. Wir sind glücklich über sie, denn sie bringen Zukunft in unsere VVN-BdA. Mit ihnen wird unsere Organisation vielfältiger. Unsere Möglichkeiten und unser Potential wächst mit ihnen. Aber wir müssen diese Möglichkeiten auch nutzen.

Große Fortschritte hat die VVN-BdA mit ihren eigenen Medien gemacht. Die Arbeit mit den Homepages hat einen großen Aufschwung genommen. Auch hier hat sich ein klares Konzept ausgezahlt. »Es muss nicht jeder das Rad neu erfinden« – dafür haben wir schließlich unseren Webmaster Rainer Zorn! Das von ihm entwickelte Konzept hat es vielen Landes- und Kreisvereinigungen ermöglicht, problemlos eigene Webseiten zu bestücken. Die »nonpd-Landkarte« ist ein wegweisendes Konzept über das noch in Jahren geredet werden wird.

Vor allem aber ist es geschafft worden wie Brecht sagte »Leute in Arbeit zu verwickeln«. Die Moderatoren der Kampagnenseite, Redakteure und Autoren, ihnen allen sei herzlicher Dank gesagt.

Der nächste Schritt ist das »antifa-Wiki«, ein internetbasiertes biographisches Lexikon des Antifaschismus, das im Entstehen begriffen ist.

Diesen Weg der konzeptionellen Klarheit und der Beteiligung, des Mitmachens, müssen wir konsequent weitergehen. Es gibt noch viel zu viele weiße Flecken, zu viele Homepages, die darniederliegen.

Mit unseren Printmedien erreichen wir unsere eigenen Mitglieder und viele Menschen darüber hinaus. Zahlreiche regionale VVN-BdA erreichen teilweise ein vielfaches der eigenen Mitgliedschaft.

Unser Flaggschiff ist aber die »antifa«. Sie ist für unsere Mitglieder das wichtigste Bindeglied zur Organisation. Sie spiegelt die Themen und Entwicklungen, über die wir auch auf diesem Kongress sprechen werden.

Die Neofaschisten von NPD, Kameradschaften und anderen Organisationen hassen uns. Besonders hassen sie uns zur Zeit für unsere Ausstellung »Neofaschismus in Deutschland«. Seit einem knappen Jahr tourt sie in vielen Exemplaren durch Deutschland und europäische Nachbarländer. Bislang wurde die Ausstellung in mehr als 50 Universitäten, Schulen, Rathäusern, Gewerkschaftshäusern, bei Stadtfesten und Konferenzen gezeigt. Viele tausend Besucherinnen und Besucher hat sie erreicht, informiert, aufgeklärt und politisch nachdenklich gemacht.

Am Beispiel Dresden sieht man sehr deutlich wie eng unsere beiden Hauptarbeitsfelder »Kampf gegen Neofaschismus« und »Geschichtsarbeit« zusammenhängen. Unsere Jungen haben deutlich erklärt, den Faschisten die Straßen nicht zu überlassen. In Dresden ist es 20.000 Menschen aus unterschiedlichen Spektren aus dem ganzen Bundesgebiet zwei Mal gelungen, den größten Naziaufmarsch in Deutschland zu blockieren. Ein großartiger Erfolg für alle Antifaschistinnen und Antifaschisten, getragen von einem breiten Bündnis von Menschen und Organisationen, von dem viele nicht geglaubt haben, dass es ein solches geben kann. Wir fühlen uns bestärkt in unserer Auffassung: Nazis blockieren ist unser Recht!