Die drei Duces

18. März 2014

Das Entstehen der faschistischen Bewegung im Ersten Weltkrieg – Von Thomas Willms

 

Die erstmalige Ausbildung dessen, was wir als faschistische Ideologie, Politikstil und Ästhetik kennen, erfolgte während und unmittelbar im Anschluss an den Ersten Weltkrieg an einem sogenannten Nebenkriegsschauplatz, in Italien. Dass Italien überhaupt und dann auf Seiten der Entente in den Krieg eintrat, war keineswegs normal. Entsprechend seiner alten Bündnisverpflichtungen mit Deutschland und Österreich-Ungarn marschierten die italienischen Truppen im August 1914 zunächst pflichtschuldig an die französische Grenze. Doch die politische Führung, namentlich Ministerpräsident Salandra und Außenminister Sonnino, interpretierte die Situation auf eigene Art und Weise. Die Gelegenheit schien günstig, den italienischen Nationalstaat zu »vervollständigen« und mit dem Schlagwort »Irredenta« die »unerlösten« Gebiete zu befreien, d.h. die Grenzen im Nordosten bis an den Alpenkamm und vor allem in Richtung Istrien zu erweitern. »Trento« und »Triest« waren die zu erlösenden vorgeblich italienischen Städte, sie waren das erklärte Motiv für den Kriegseintritt am 23. Mai 1915. Darüber hinaus richtete sich das Augenmerk noch auf dalmatische Gebiete, die beim besten Willen nicht als italienisch zu interpretieren waren. Salandra prägte für den schnöden Verrat die Vokabel »sacro egoismo« – »heiliger Egoismus«. Der Kriegskurs gegen die k.u.k.-Monarchie und mittelbar gegen Deutschland war riskant. Im Gegensatz zu den anderen Kriegsteilnehmern musste in Italien außerdem eine starke kriegsfeindliche Stimmung der Bevölkerung überwunden werden. Schwierigkeiten machten insbesondere der Papst, die Sozialisten, die Bauern und die Frauen. Nationalismus, Annexionismus, Demokratiefeindlichkeit und Militarismus gingen unter Salandra Hand in Hand. Damit aus dieser Mischung etwas Neues, das spezifisch Faschistische entstehen konnte, bedurfte es noch zweier weitere Zutaten: erstens der Bildung der sogenannten »Kriegspartei« als einem losen Bündnis aus Presse, Verbänden und Ideologen, namentlich d’Annunzio und Mussolini, und zweitens der spezifisch italienischen Art und Weise der Kriegführung.

 

Berlusconis Münze

Der Ideologen-Typus, der zur Bildung der »Kriegspartei« nötig war, ist auch in der heutigen italienischen Politik nicht unbekannt. Über viele Jahre prägte Silvio Berlusconi die italienische Politik auf eine Art und Weise, die ein deutsche Kulturmagazin einmal dazu veranlasste, ihn als »Mann, der ein ganzes Land fickte« zu charakterisieren. Damit war nicht nur das »Bunga-Bunga«-Geprotze und der Einkauf minderjähriger Prostituierter gemeint. Es ging der »Kulturzeit« um die hemmungslose Indienststellung des Staates für persönliche Interessen, die Rechtsbeugung, das Sich-heraus-Reden aus allen Schwierigkeiten, die Diffamierung anderer, das Fallen-Lassen von Freunden und Verbündeten und den dauernden Appell an die Dummheit und das Böse im Menschen.

20 Cent-Münze: Boccionis kriegsverherrlichende Skulptur von 1912

20 Cent-Münze: Boccionis kriegsverherrlichende Skulptur von 1912

 

Wenig beachtet schlug die Regierung Berlusconis 2002 den Bogen zur Kriegspartei des Ersten Weltkrieges, indem sie eines ihrer zentralen ideologischen Produkte auf der italienischen 20 Cent-Münze verewigen ließ.

Es handelt sich um Umberto Boccionis Skulptur »Forme uniche della continuità nello spazio« (Einzigartige Formen der Kontinuität im Raum) von 1912. Eine schreitende Figur, die ideologiekritisch gesehen die Urform aller erdachten Mann-Maschinen, aller »Robocops«, »Transformer« usw. ist. Die flammenumloderte metallische männliche Figur stürmt voran und ist dabei gesichtslos. Der Mann wird hier selbst zum durchschlagenden Geschoss, wird zugleich entindividualisiert und überhöht. Ein Gegenentwurf zum Menschenbild der italienischen Renaissance-Plastiken, zu Individualismus, Liberalismus und Sozialismus.

Boccioni war einer der führenden Vertreter der italienischen Künstlergruppe der »Futuristen«, die nach der Jahrhundertwende für Aufsehen sorgten, indem sie Technik und alles Moderne rigoros bejahten. Ideologisch uneinheitlich und widersprüchlich beeinflussten sie z.B. auch den Kubismus und die frühe Sowjetkunst. Flugzeuge, Eisenbahnen, Zeitungen, Explosionen usw. wurden von ihnen begeistert in Malerei, Plastik und Text besungen und von ihrem Vordenker Filippo Marinetti in »Manifesten« beschworen. Was am Futurismus heute besonders irritierend wirkt, sind sein Antifeminismus und seine Gewaltbejahung. So schrieb Marinetti 1909 im »Futuristischen Manifest«: »Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt – den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes.« Zum Unglück der Welt fanden die Futuristen Gelegenheit, ihre Vorstellungen in die Propaganda für einen tatsächlichen Krieg und anschließend in die Formierung einer neuen politischen Ideologie einzuführen.

 

Italiens erster Führer

Die »Hardware« dafür lieferte aber ein anderer, der italienische Oberbefehlshaber General Luigi Cadorna. Cadorna trat sein Amt im August 1914 an und war beseelt von der Vorstellung eines »einheitlichen Kommandos«, natürlich seines eigenen. Stärker noch als in anderen Ländern führte er den Krieg unabhängig von politischer Kontrolle und Leitung. Es handelte sich um einen offenen Angriffskrieg. Sein vorrangiges Ziel war die Eroberung der istrischen Halbinsel, des einzigen Adria-Zugangs der k.u.k-Monarchie. Der italienisch-habsburgische Krieg fand deshalb überwiegend in einem schmalen Streifen entlang des kleinen Flusses Isonzo im heutigen italienisch-slowenischen Grenzgebiet statt. Man kann es sich bequem mit zwei oder drei Wanderkarten vergegenwärtigen. Darin, dass Cadorna seine Schlachten im Stile von Massenselbstmorden plante und durchführte, indem er seine Soldaten gegen befestigte gegnerische Stellungen, gegen Stacheldraht und Maschinengewehre, anrennen ließ, war er beileibe nicht der einzige Feldherr seiner Zeit. Einzigartig aber war seine erschütternde Unbelehrbarkeit auch durch dauernde Fehlschläge, die dazu führte, dass der Gegner seine Aktionen hämisch durchnummerierte. Das Kriegsgeschehen an diesem Schauplatz wird deshalb heute als die »12 Isonzo-Schlachten« beschrieben. Nach elf dieser Schlachten waren für den Geländegewinn von wenigen tausend Metern fast 700.000 italienische Soldaten gestorben, ebenso viele verwundet und verstümmelt, von den toten Zivilisten und habsburgischen Soldaten ganz zu schweigen.

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Cardorna glaubte fest daran, dass es seinen Soldaten nur am nötigen Willen mangele, an der Bereitschaft, selbst zur Kugel zu werden, um das von ihm gewünschte Resultat zu erreichen. Da dies nicht funktionierte, entfesselte er ein Terrorregime in den eigenen Reihen. Er förderte besonders brutale und sadistische Offiziere und Generäle, so die späteren faschistischen Kriegsverbrecher Graziani und Badoglio, die ihre Truppen mit summarischen Erschießungen (»Dezimierungen«) gefügig hielten. Auf diese Weise wurde Cadorna zum ersten italienischen »Führer«, zu »il duce superior« als den ihn die Presse feierte.

 

Das italienische Stalingrad

Doch am Ende seiner Karriere stand ein militärisches Desaster, das man im Deutschen als das »Wunder von Karfreit« kennt. Man möge sich vorstellen, die Wehrmacht hätte nach Stalingrad die Wende geschafft und den Krieg gewonnen. Das etwa bedeutet die Niederlage von »Caporetto« für die italienische Tradition und Kultur. Was war geschehen?

Im Oktober 1917 brachen beim kleinen Ort Caporetto die zur Hilfe geeilten und erstmalig eingesetzten deutschen Truppen durch die italienischen Linien und lösten eine Massenflucht aus, die erst nach 100 und mehr Kilometern am Fluss Piave gestoppt werden konnte. Für zwei Wochen schien das Ende des Kriegs unmittelbar bevor zu stehen. Hunderttausende Italiener warfen ihre Waffen weg und gingen nach Hause. An »Caporetto« nahmen zwei Kontrahenten teil, die man zusammen kaum an einem Ort vermuten würde: Ernest Hemingway und Erwin Rommel. Hemingways schrieb anhand seiner Erfahrungen als Ambulanzfahrer in der italienischen Armee seinen ersten großen Roman »In einem anderen Land«. Er fand hier zu seinem typischen Stil und leistete einen wichtigen Beitrag für die moderne Literatur. Der Roman dokumentiert seine Abscheu vor dem Krieg, im Originaltitel sagt er »Lebewohl« zu den Waffen (»A Farewell to Arms«, 1929). Hemingways betont trockener Stil kontrastiert auf das schärfste mit dem nationalistischen Schwulst, der die Literatur um ihn herum bestimmte. Er leiht seine Stimme den zu Soldaten gemachten Bauern, die vor allem von einer Furcht gequält werden – der vor den eigenen Offizieren und der Hinrichtung aufgrund von Versehen und Nichtigkeiten.

Mark Thompson: The White War: Life and Death on the Italian Front 1915 – 1919, 496 Seiten, 2009 , 14,00 Euro

Mark Thompson: The White War: Life and Death on the Italian Front 1915 – 1919, 496 Seiten, 2009 , 14,00 Euro

Rommels »Infanterie greift an! Die 12. Isonzo-Schlacht« von 1937 muss man gleichfalls als einen Klassiker verstehen. Das Buch referiert nicht nur die tatsächliche Überlegenheit der deutschen Truppen an dieser Front, sondern hilft zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass auch die Gesamtniederlage im Ersten Weltkrieg das Selbstbewusstsein der deutschen Militärs nicht ernsthaft beschädigte. Er beschreibt wie ein »Blitzkrieg«, hier noch auf Infanterieebene, das Überwinden großer Hindernisse und feindlicher Übermacht durch exzellente Vorbereitung, Durchführung und vor allem Willenskraft möglich machte. Mit dieser falschen Sicherheit sollte Rommel im nächsten Weltkrieg als Panzergeneral französische und britische Truppen in Frankreich und Afrika angreifen, um am Ende doch gemeinsam mit der gesamten deutschen Generalität an den strategischen Realitäten zu scheitern.

Auch im Ersten Weltkrieg rettete vor allem die »Gesamtlage« den italienischen Staat. Ein Jahr nach Caporetto war die tief im Feindesland stehende österreichische Armee vom Hunger zerrüttet, die Industrieproduktion zusammengebrochen, der Vielvölkerstaat in Auflösung und das Bündnis der Mittelmächte zerfallen. Noch im Oktober 1918 folgte das militärische und psychologische Gegenstück zu Caporetto, der Sieg bei Vittorio Veneto. Der Sieg Italiens in dieser Schlacht machte die Kriegsziele von 1915 wahr. Die triumphale Siegesmeldung von Cadornas Nachfolger, General Diaz, wurde zur auswendig zu lernenden Schulbuchlektüre, zum Beleg für Italiens Großartigkeit.

In den folgenden Monaten des Jahres 1919 formierte sich der italienische Faschismus in Form der Kampfbünde »Fascio di combattimento« unter Benito Mussolini.

 

d’Annunzios  »Holocaust«-Begriff

Doch noch einmal zurück ins Jahr 1915. Mussolini erschien noch 1918/1919 als bessere Hilfskraft für den bekanntesten lebenden Italiener, den größten Ideologen des Krieges und den zweiten als »Duce« Gefeierten: Gabriele d’Annunzio. Eine neue Biografie von Hughes-Hallet schildert den Schriftsteller d’Annunzio als unappetitlichen Aufschneider, Nach-vorne-Drängler, Schuldenmacher, Plagiator, Sexsüchtigen, Betrüger und Flachschreiber. Er war ein unerhört erfolgreicher Selbstdarsteller, der die vorhandenen und sich entwickelnden neuen Massenmedien virtuos bespielte, seine Aktionen nicht nur dort abbilden ließ, sondern sie bewusst für diese inszenierte.

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Das erstaunlichste an seiner Lebensgeschichte ist, dass ihn bis 1914 nicht längst einer der zahllosen Betrogenen und Ausgenutzten vergiftet oder niedergeschossen hatte. So aber wurde er zum publizistischen Anführer der »Kriegspartei«. Seine Reden von Mai 1915 bezeichnet Mark Thompson, der auf den italienischen Kriegsschauplatz spezialisierte Historiker, als die ersten »faschistischen«. Sie erschrecken durch ihre Maß- und Hemmungslosigkeit und ihre Aufrufe zur Jagd auf den »inneren Feind«, das heißt auf alle, die nicht dem extremsten Chauvinismus zustimmten. Für ihn sind sie wie »ein Tier, das gewohnt ist im Dreck zu wälzen und aus dem Trog zu fressen«. »Macht eure schwarzen Listen, erbarmungslos« heißt es weiter und »Pflastersteine seien zur Steinigung herauszureißen« (d’Annunzio am 17.5.1915).

Lucy Hughes-Hallet: The Pike: Gabriele d’Annunzio, Poet, Seducer and Preacher of War, 704 Seiten, 2013, 11,95 Euro

Lucy Hughes-Hallet: The Pike: Gabriele d’Annunzio, Poet, Seducer and Preacher of War, 704 Seiten, 2013, 11,95 Euro

Im Zentrum der Kriegsrhetorik d’Annunzios steht aber die Ankündigung ungeheurer Opfer: Das neue Italien könne nur durch eine unerhörte Reinigung entstehen; dadurch dass alles Faule und Verderbte verbrannt werde und dass hunderttausende Junge auf dem Altar des Vaterlandes geopfert werden müssten. Er fasste es in einem Wort zusammen bei dem der heutige Leser zusammenzuckt: »Holocaust«. D’Annunzio knüpfte an die katholische Geschichte des Begriffes an, um ihn aber in für ihn typischer Exaltiertheit ins Ungeheure aufzublasen. D’Annunzio ließ sich auch durch eigene Anschauung nicht von diesen Widerlichkeiten abbringen, ganz im Gegenteil. Als privilegierter Sonder-Kriegsfreiwilliger – als würde Thomas Gottschalk in Afghanistan vom Hubschrauber aus Taliban erschießen – erlebte er Cadornas Krieg hautnah mit und verstieg sich zusehends in nekrophile Scheußlichkeiten. Seine Interpretation des »Fasci«-Symbols spricht Bände. Er beobachtete nämlich wie die Armee ihre Toten im Hochgebirge tiefgefroren wie Holzscheite in Zehnergruppen aufstellte, um sie besser zählen zu können. Begeistert assoziierte er das altrömische Machtsymbol der »Fasces«, des von einem Rutenbündel umgürteten Beiles, das zum Symbol des italienischen Faschismus werden sollte.

Seine größte Stunde schlug, als sich 1919 zeigte, dass sich die italienische Regierung bei ihren Verhandlungen mit den Siegermächten nicht vollständig durchsetzen konnte. Die maximalistischen Forderungen vom Immer-noch-Außenminister Sonnino stießen auf den Widerstand insbesondere von US-Präsident Wilson. Zankapfel wurde die kleine Hafenstadt Fiume, das heutige Rijeka, an der Ostseite Istriens. Die eigene imperialistische Regierung übertrumpfend, ergriffen hier am 12. September 1919 desertierte Soldaten unter der Führung d’Annunzios die Macht und errichteten für 15 Monate einen proto-faschistischen Operettenstaat. Theoretisch als Hochverräter, praktisch aber als Held und unterstützt von der italienischen Armee, marschierte er wie ein Cäsar mit Blumen überhäuft in Fiume ein – allerdings mit Verzögerung bis die Filmkameras bereit waren.

Das Ensemble faschistischer Ästhetik taucht hier zum ersten mal gebündelt auf: der vom »Duce« angeführte »Marsch auf …«, die »Blutfahne«, der ausgestreckte rechte Arm, die in schwarzen Hemden aufmarschierenden Kampfbünde, die Schlachtrufe und –Gesänge, das Totenkopfsymbol, die in den Hüften aufgesetzten Fäuste, Balkonreden, um die Masse in Hysterie zu schreien, ein ethnischer Dünkel, die in den Abgrund führende maximalistische Rede.

Fiume wurde für d’Annunzio zur »Citta della holocaust« – zur Stadt des Holocaust – Von dort aus sollten Funken der Opferfeuer in die ganze Welt fliegen und einen Weltbrand entfachen. Wer heute von »Holocaust« spricht, sollte bedenken, dass es sich ursprünglich um einen faschistischen Eigenbegriff handelt. Letztlich fehlte d‘Annunzio aber das Gespür für das politisch Machbare. Ähnlich wie in Deutschland Ernst Jünger interessierte er sich vornehmlich für sich selbst und auch ihm waren die schlimmsten Greuel immer nur »interessant« um ihres ästhetischen Eindrucks willen. Ende 1920 beendete die italienische Regierung das Fiume-Experiment mit einigen Kanonenschüssen und der Duce zog trotz der ausgegebenen Losung »Fiume oder der Tod« nach Italien zurück.

 

Aus dem Schatten d’Annunzios trat der dritte Duce hervor: Benito Mussolini.

Bis September 1914 war Mussolini Chef der Zeitung »Avanti« der sozialistischen Partei und galt als »radikaler Linker«. Der Umschwung Mussolinis von ganz links nach ganz rechts beschäftigt die italienische Linke bis heute. Sein jüngster Biograf R.J.B. Bosworth führt dazu aus, dass Mussolinis Denken immer etwas Voluntaristisches angehaftet habe, die Welt sollte sich so verändern wie er es wollte. Der »Neutralismus« von 1914 erschien ihm als »passiv«, der »Interventionismus« als »aktiv«. Zahlungen von Geheimdiensten der Entente sollen beim inneren Umschwung wie bei d’Annunzios Aktivitäten mitgeholfen haben.

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Dunkle Gelder scheinen auch bei Gründung und für den Unterhalt seiner neuen Zeitschrift »Il Popolo d’Italia« im Herbst 1914 gewesen, die nach seinem Ausschluss aus der Partei erfolgte. Das spätere offizielle Organ der faschistischen Bewegung ist mithin das direkte Ergebnis und Instrument der ideologischen Formierung für den Angriffskrieg. Hier forderte Mussolini z.B. 1915 die »Erschießung« von Abgeordneten, die sich dem Krieg verweigerten. Insbesondere nach Caporetto verschärfte sich die Hasskampagne gegen angebliche Verräter und Sozialisten und der Ruf nach der starken Hand (seiner eigenen). Die eigentliche Macht seiner 1919 gegründeten Partei, die eine Bewegung sein sollte, beruhte auf den »Arditi«, ehemaligen Angehörigen der italienischen Stoßtruppen in ihren schwarzen Hemden. Sie waren es, die die sozialistische Bewegung buchstäblich zerschlugen.

Es sollte noch mehrere Jahre dauern bis zur Entwicklung der vollen Diktatur Mussolinis. Seine Vorgänger bzw. Konkurrenten stellte er mit Geschick ruhig. Marinetti wurde zum aktiven Mitglied der faschistischen Partei und zu einer Art Staatsdichter. Nach General Cadorna wurden Straßen und Plätze benannt, die man noch heute vorfindet. Und der alternde d’Annunzio wurde mit Hilfe einer schönen Villa und der Erfüllung zahlreicher Privatwünsche ruhiggestellt. Der freundliche Feierabend war Mussolini selbst nicht vergönnt. 1945 erschossen und an den Füßen aufgehängt, ruht seine Leiche im Familiengrab als Wallfahrtsort für heutige Faschisten.