Antifa nach Lettland!

geschrieben von Frank Brendle

24. März 2014

Am 16. März wird dort erneut der Waffen-SS gedacht

 

Der Abgeordnete einer Regierungspartei durchbricht eine Polizeiabsperrung, geht auf Demonstranten los und zerfetzt eigenhändig ein großes Foto mit NS-Opfern, das an die Verbrechen der Faschisten erinnern soll. In einem europäischen Land undenkbar? Von wegen. Geschehen am 16. März vorigen Jahres in Riga, am Rande einer Veranstaltung, die in der EU ebenfalls ihren Platz hat: Dem traditionellen Gedenkmarsch zu Ehren der Waffen-SS. Das lettische Parlament beschäftigte sich mit dem Vorfall – und befand, der Abgeordnete Janis Dombrova (Partei »Alles für Lettland«) sei aus durchaus lauteren Gründen schwer erregt gewesen, weil er durch die antifaschistische Aktion die Ehre der »Lettischen Legion« beeinträchtigt gesehen habe. Und da habe er sich eben zum Handeln gezwungen gesehen, absolut nachvollziehbar. Diese Episode, die der lettische Antifaschist Joseph Koren im Februar bei einer Infoveranstaltung in Berlin schilderte, zeigt das Klima in dem baltischen Staat. Wer dort die Waffen-SS-Legion zu einer »Befreiungsarmee« umdichtet, genießt gesellschaftliche und politische Rückendeckung. Wer dagegen protestiert und an die Verbrechen der Nazihelfer erinnert, gilt als Provokateur, Agent Moskaus. Ähnliches vollzieht sich in anderen osteuropäischen Ländern. In der Ukraine etwa gehen jetzt die geistigen Erben der Bandera-Milizen, die nach 1941 Zehntausende Polen, Juden und andersdenkende Ukrainer hingemordet haben, als »proeuropäische« Freiheitskämpfer durch. Ein Anfang, um diese verbrecherische herrschende Meinung zu durchbrechen, wird jetzt in Riga gesetzt: Wenn sich dort wieder am 16. März die Freunde der Waffen-SS versammeln, werden sie mit einer internationalen Protestdelegation konfrontiert. Auch aus Berlin gibt es einen Bus.