Bedenkliches Gedenken immer noch
24. März 2014
Am 12. Februar 2014 zogen etwa 500 Neonazis durch die Dresdner Innenstadt, posierten vor der »Trümmerfrau« und zeigten unter massiven Polizeischutz einen Film, der wieder einmal die Mär von der »unschuldigen Stadt« herbeilügen wollte. Die Polizei schützte routiniert die sächsische Demokratie und räumte rasch organisierte antifaschistische Blockaden teilweise brutal ab. Unter den rund 400 Besucherinnen der Gedenkveranstaltung an die Bombardierung Dresdens auf dem Heide- Friedhof, wo auf Gedenkstelen, Dresden, Auschwitz und Hiroshima gleichgesetzt werden, waren etwa 90 Neonazis, darunter die unvermeidliche Landtagsfraktion der NPD samt Freunden aus den »Freien Kameradschaften«. In die Menschenkette am 13. Februar reihten sich etliche Neonazis ein, am Revers die »Weiße Rose« aus Dresden, die Geschwister Scholl werden sich im Grabe umgedreht haben. Zwei Neonazis ließen sich dabei, unerkannt, mit der Oberbürgermeisterin fotografieren. Die braunen Marschierer fühlten sich auf ihren Internet-seiten wieder im Aufwind.
Trotzdem – der ehemals größte Neonaziaufmarsch Europas ist und bleibt Geschichte. Antifaschisten und Vertreterinnen der Opfer des Nazismus, wie der jüdischen Gemeinde, haben am 13. Februar 2014 das Gedenken entscheidend mitbestimmt. Der Täterspurenmahngang entlang von Orten der deutschen, sächsischen und Dresdener NS-Geschichte, mit seinen 3.500 Teilnehmerinnen weit über das Spektrum der üblichen Verdächtigen hinaus, stellte das »Schweigen«, die Sprachlosigkeit der Menschenkette und die Häme der Neonazis in den Schatten. Darüber hinaus machte er zusammen mit der anschließenden Demonstration gemeinsam mit dem Studierendenrat durch die Innenstadt sicher, dass Neonazis am 13. Februar eben nicht marschieren konnten, genau wie in den Jahren zuvor. Das war solide antifaschistische Arbeit – den Organisatoren sei gedankt.
Wir werden also Dresden auch in den nächsten Jahren nicht aus den Augen lassen dürfen. Ein lohnendes Ziel ist immer noch der Heidefriedhof. Und nicht zuletzt brauchen alle, die die sächsischen Justiz wegen ihres Engagement für die erfolgreichen Blockaden der letzten Jahre hart verurteilen will, unsere Solidarität. Kommt nach vorne und das nicht nur in Dresden!