Die Tür nach rechts öffnen?

geschrieben von Hans Coppi, Berlin

6. Mai 2016

Zum Beitrag von Wolfgang Gehrcke in der antifa März-April

 

Wolfgang Gercke hat sich in der Replik auf Thomas Willms viel diskutierte »Zauberlehrlinge« auch auf die historische »Querfront« bezogen. Er befand sie nicht als angemessen gewürdigt. Eine Frühform der Volksfrontpolitik der 1930er Jahre kann ich in dem von Wolfgang beigefügten Auszug aus der Rede Karl Radeks von 1923 nicht entdecken.

Der Sinn dieser Rede erschließt sich für mich eher aus der schwierigen Situation, in der sich Sowjetrussland nach der Intervention und dem Bürgerkrieg und die KPD in Deutschland befanden. Auch deshalb riet Radek der KPD sich der nationalen Frage zu stellen, ihre Massenbasis zu erweitern und auf die nationalistisch eingestellte Mehrheit zuzugehen. Darin äußert sich zugleich das Dilemma, denn die KPD verstand sich als Sektion der Kommunistischen Internationale. Der Hauptfeind stand für die Kommunisten im eigenen Land. Nationales Sinnen und Fühlen lag ihnen fern. Sie betrachteten sich nicht als deutsche Patrioten, sondern als Internationalisten. Eine Zusammenarbeit mit völkischen Nationalisten und Antikommunisten stand für sie außer Frage.

Radek, der kurze Zeit ein gefragter Diskussionspartner für konservative und völkische Exponenten wurde, wie auch KPD-Funktionäre mussten erleben. wie unversöhnlich der Antikommunismus in den Reihen der deutschen Rechtsextremisten war. Der nationalbolschewistische Ausflug dauerte nur wenige Monate. Der Querfrontversuch wurde Anfang 1924 von der Komintern beendet.

Der Versuch der KPD, Wähler und Anhänger der NSDAP mit der nationalen Frage zu gewinnen, schlug auch in den Jahren 1930 bis 1933 fehl. Clara Zetkin bedauerte 1932, dass durch die Losung der nationalen und sozialen Frage die Grenzlinie zwischen den Kommunisten und den Nazis verwischt wurde. Auch deshalb kam ein breites antifaschistisches Bündnis, das den Siegeszug der braunen Bewegung und ihrer Unterstützer stoppen konnte, nicht zustande.

Die Volksfront sollte erst Mitte der 1930er Jahre Vertreter unterschiedlicher politischer Parteien und gesellschaftlicher Kräfte gegen die zunehmende faschistische Bedrohung für kurze Zeit vereinen.

Den Rundumschlag zur aktuellen »Querfront« im ersten Teil der Replik habe ich nicht verstanden. Die von Wolfgang beklagte Denkweise, die bisher angeblich in der VVN nicht vorhanden gewesen sei, erschließt sich mir gar nicht.

Leider äußert sich er sich nicht zu den von Thomas mehrfach angesprochenen Problemen mit den »Mahnwachen«, die eine Facette der großen rechten Mobilisierung in Deutschland geworden sind, neben dem Rechtspopulismus der AfD, dem Rassismus von »PEGIDA« und »HOGESA«, den neonazistischen »Reichsbürgern« und NPD-Leuten. Im Hinblick auf die demagogischen Wortführer der »Mahnwachen« kann jedoch nur gelten: Die Tür nach rechts muss zubleiben! Das bleibt die eindeutige Botschaft des Artikels von Thomas, und sie steht nach vieltstimmigen Diskussionen in Übereinstimmung mit den Beschlüssen unseres Verbandes.