Probate Methode: Schreddern
11. Februar 2017
Bei der Aufzählung von Amokläufern fehlt neben der politischen Motivation vieler von ihnen oft auch der Name Michael Berger, der im Jahr 2000 drei Polizisten und sich selbst erschoss. Neonazis bekannten sich anonym zu ihm: »Er war einer von uns. 3:1 für Deutschland.« Dennoch wurde der Fall nie untersucht, der Täter war ja tot.
War der Polizistenmörder Michael Berger ein V-Mann des Verfassungsschutzes? Dieses Gerücht hielt sich hartnäckig, seit er im Juni 2000 eine Polizistin und zwei weitere Polizisten in Dortmund und in Waltrop erschoss. Um diese Frage zu klären, hatte der Bundestagsabgeordnete Erich G. Fritz (CDU) im Februar 2007 eine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. Er wollte wissen: »War der 31jährige M. B. in irgendeiner Form Mitarbeiter des Verfassungsschutzes NRW, eines anderen Sicherheitsdienstes oder als V-Mann tätig? Gab es gelegentliche oder regelmäßige Kontakte zwischen Sicherheitsdiensten und M. B., die klären könnten, dass B. gegenüber mehreren Personen erklärt haben soll, er halte den Druck nicht mehr aus, einerseits der rechtsextremen Szene anzugehören und andererseits als V-Mann zu arbeiten?« Der MdB bekam keine Antwort und beruhigte sich wieder. Im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages von Nordrhein-Westfalen wurde nun bekannt: Am selben Tag, an dem Berger und die Polizisten starben, ging ein Fax des Verfassungsschutzes in Dortmund ein: Berger sei Mitglied der DVU und der NPD nahe stehend gewesen. War das alles? Nein, es gab eine ganze Akte über Berger, die Akte KK1540077, die am selben Tag gelöscht wurde. Gefragt, warum dies geschah, wusste der ehemalige Referatsleiter Hans Peter Lüngen keine Auskunft zu geben. Die »Ruhrnachrichten« fanden heraus, was in der geschredderten Akte stand. An Stelle der vernichteten war eine neue Akte angelegt worden, in der nichts von Wert stand. In jedem Fall hat Berger mit dem inzwischen verbotenen Nationalen Widerstand in Verbindung gestanden, er taucht auf Fotos mit Hitlergruß auf, ebenfalls in Telefonlisten. Ein Waffenarsenal von beträchtlichem Format war bei Berger gefunden worden. Im Untersuchungsausschuss in Düsseldorf kam jetzt heraus, dass in der Akte KK 15400077, die Berger nur kurz überlebte, »eventuell Erkenntnisse von Interesse gewesen sein könnten.« Doch nun ist es zu spät.