Druck gegen die AfD
16. März 2017
antifa-Gespräch mit Nora Berneis von der Kampagne »Aufstehen gegen Rassismus«
antifa: Was macht die Kampagne zur Zeit?
Nora: Wir bereiten gerade eine Aktivenkonferenz für den 10./11. März vor. Die wird in NRW stattfinden, an der Ruhr-Universität in Bochum. Wir wollen uns dort inhaltlich austauschen, es wird einige Referate geben, z. B. »Was macht die AfD so gefährlich?« oder »Was rechtfertigt unseren Widerstand gegen die AfD?« Auf der anderen Seite werden wir auch Aktionsworkshops anbieten, auf denen es zum Beispiel um Wahlkampfveranstaltungen der AfD auf der Straße geht. Auf einem wollen wir eine Social-Media-Kampagne entwickeln und es werden auch ganz praktische Fragen diskutiert, z.B. wie man sich zu Veranstaltungen verhält, auf denen die AfD eingeladen ist. Auf der anderen Seite dient so ein Treffen natürlich auch der Vernetzung. Sicher werden viele Teilnehmer aus NRW dort sein, aber auch bundesweit anreisen. Wer neu zur Kampagne stößt, kann dort Gruppen und Projekte kennen lernen, bei denen er aktiv werden kann. Die zweite Sache ist, dass die AfD ihren Bundesparteitag angekündigt hat. Er wird am 22./23. April in Köln stattfinden. Die Bündnisse »Köln stellt sich quer« und » Köln gegen Rechts« haben für den 22. 4. Großdemonstrationen angemeldet und wir werden bundesweit zu diesen Demos mobilisieren. Wir sind gerade dabei, einen eigenen Aufruf für Köln zu erarbeiten. Die Mitgliedsorganisationen unseres Bündnisses organisieren schon Busse für ihre Teilnehmer. Wir wollen in Köln mit einer möglichst großen Demonstration ein klares Zeichen setzen: Die AfD gehört nicht in den Bundestag!
antifa: Und wie steht es mit der Ausbildung der Stammtischkämpferinnen?
Nora: Wir bekommen immer mehr Anfragen von überall: Schulen, Kirchen, Gewerkschaften und verschiedene Organisationen aus allen Ecken der Bundesrepublik. Wir sind gerade dabei, noch einmal einen Schwung neuer Teamerinnen auszubilden, die dann wiederum die Stammtischkämpferinnen ausbilden. Wenn wir uns anstrengen, werden wir die Zahl von 10 000 Stammtischkämpferinnen, die wir uns vorgenommen haben, tatsächlich erreichen.
antifa: Habt ihr hier in Berlin einen Überblick darüber, was bundesweit im Rahmen der Kampagne alles passiert?
Nora: Bei den Stammtischkämpferinnen ist es so, dass die Seminare oder Anfragen über die Bundesebene laufen. Aber auch nicht immer. Wer Teamer ist und vielleicht schon fünf Seminare abgehalten hat, der macht auch mal eins, von dem wir nichts wissen. Dann können wir das nicht mitzählen, aber das ist auch nicht das Wichtigste. Die anderen Sachen laufen oft so, dass es vor Ort schon lokale Strukturen gibt, z. B. ein Bündnis gegen Rechts oder antirassistische Gruppen. Die bestellen dann unser Material, verteilen es und treten auch als Teil der Kampagne in Erscheinung, haben sich manchmal aber gar nicht auf unserer Website eingetragen. Wenn sie das tun, sind sie von Interessierten besser zu finden, das ist natürlich ein Vorteil. Wie eng sie dann mit der Bundesebene zusammenarbeiten, entscheiden sie natürlich selbst.
antifa: Insgesamt werden es aber mehr?
Nora: Ja, die Kampagne wächst. Ein Missverständnis gibt es manchmal noch, das wir ausräumen müssen. Manche denken, dass wir mit »Aufstehen gegen Rassismus« eine Parallelstruktur zu bestehenden Strukturen aufbauen wollen, quasi als Konkurrenz. Das Gegenteil ist der Fall. Als bundesweite Kampagne können wir bestehenden Gruppen helfen, indem wir z. B. neue Kräfte aktivieren und Material zur Verfügung stellen. Demnächst wird es noch einmal neues Material geben, direkt für Aktionen im Wahlkampf.
antifa: Die Kampagne wirkt also aktivierend?
Nora: Über die Monate, die wir arbeiten, ist deutlich geworden, dass überall Menschen zu uns stoßen, die vorher noch nie politisch aktiv waren, aber jetzt etwas tun wollen. Immer mehr Leuten wird bewusst, wie gefährlich die Situation durch die AfD geworden ist und sie suchen nach Möglichkeiten, sich einzubringen.
antifa: Du bist Politikwissenschaftlerin und eine von zwei Mitarbeiterinnen, die für ein halbes Jahr auf je einer halben Stelle für das Bündnis arbeitet. Wir bist du selbst zur Kampagne gekommen?
Nora: Ich bin schon seit einigen Jahren beim SDS aktiv und kannte Leute aus der Linken und dem SDS, die von Anfang an bei »Aufstehen gegen Rassismus« dabei waren. Im letzten Sommer bin ich selbst zum Berliner Bündnis gestoßen und ab August in die Arbeit auf Bundesebene eingestiegen. Ich arbeite für die Kampagne, weil das für jetzt und hier das Wichtigste ist, was ich tun kann. In diesem halben Jahr entscheidet sich, wie stark die AfD in den nächsten Jahren sein wird und das Bündnis ist für mich die einzige Kraft, die der AfD bundesweit etwas entgegensetzen kann.
antifa: Braucht ihr noch Aktive, die die Arbeit auf der Bundesebene unterstützen?
Nora: Unbedingt. Die meisten Menschen müssen natürlich in Gruppen vor Ort aktiv sein, dort findet die Hauptarbeit statt. Wir brauchen im Moment dort vor allem Teamer für die Stammtischkämpferausbildung. Aber auch auf Bundesebene sind noch manche Aufgaben offen. Je mehr Aktive wir sind, desto besser.
Das Gespräch führte Regina Girod