Die Tradition der »Lincolns«
13. November 2017
Beitrag von Nancy Phillips aus den USA
Mein Name ist Nancy Phillips und ich komme aus den Vereinigten Staaten. Mein Cousin Paul Wendorf war neunzehn Monate lang MG-Schütze in Spanien, er fiel am Ende der Ebro-Offensive. Ich vertrete hier eine Organisation, die sich Freunde und Familien der Abraham-Lincoln-Brigade (FFALB) nennt. Ich möchte mich bei Euch für die Gelegenheit bedanken, über die FFALB zu sprechen.
Die FFALB wurde im Jahr 2007 gegründet, um die Traditionen der Veteranen der Abraham-Lincoln-Brigade (der Lincolns) zu bewahren. Wir sind eine kleine Gruppe, zumeist Verwandte der Lincolns – Witwen, Töchter, Söhne und Cousins sowie weitere Unterstützer. Auch heute sind wir von jenen beeindruckt, die vor 80 Jahren für das Republikanische Spanien kämpften und starben.
Dies sind unsere Gründungsprinzipien: die herausragende Geschichte des politischen Kampfes der Lincolns lebendig zu halten; unseren Kampf den Werten von Frieden, Internationalismus, sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit, Antifaschismus, Antirassismus, Bürgerrechten und bürgerlichen Freiheiten zu widmen sowie zu gewährleisten, dass der Kampf durch künftige Generationen fortgesetzt wird.
Die Lincolns zu ehren, erfordert nach meiner Meinung, dass wir uns an die Welt erinnern, in der sie gelebt hatten, dass wir uns an sie erinnern, wie sie waren, und ehrlich ihre Geschichten erzählen. Es ist gut bekannt, dass die meisten Lincolns Kommunisten waren. Dies ist in den Vereinigten Staaten, in denen der spanische Bürgerkrieg zumeist durch eine antikommunistische Brille gesehen wird, eine unbequeme Tatsache. Für uns bedeutet dies eine Bedrohung. Umso mehr stehen wir dafür ein, die Geschichten der Lincolns ehrlich zu erzählen.
Nach ihrer Rückkehr in die USA erleben die Lincolns eine lange Zeit des politischen Kampfes. Und die FFALB machte diesen politischen Kampf zum Teil ihrer eigenen Arbeit. In fast sieben Jahrzehnten erwiesen die Lincolns Unterstützung, wo Unterstützung benötigt wurde, von der Hilfe für spanische Flüchtlinge, die Unterstützung politischer Gefangener bis hin zur Teilnahme an der Bürgerrechtsbewegung der Vereinigten Staaten, der Entsendung von materieller Hilfe für kubanische Kinder und Krankenwagen nach Nikaragua, der Teilnahme an Demonstrationen gegen US-Aggressionen, wie in Vietnam, Irak und Vieques, Puerto-Rico.
Die FFALB führt diese Tradition auf unterschiedlichen Wegen fort, erst kürzlich durch die Aufstellung des FFALB-Banners in Standing Rock, dem Ort einer großen Demonstration der amerikanischen Ureinwohner gegen die Zerstörung von Bundesland. Wir besuchten das Spanische Konsulat in New York City, als das Monument für den Spanischen Bürgerkrieg in der Universität von Madrid als illegal diffamiert worden war. Wir sammelten jüngst Geld für das Denkmal für die Internationalen Brigaden am Gare d’Austerlitz. Wir organisierten eine Gruppe zur Teilnahme an den Veranstaltungen zum 80. Jahrestag in Spanien, um die Anstrengungen unserer spanischen Kameraden zur Bewahrung ihrer Geschichte zu unterstützen.
Die FFALB bemüht sich um die Entwicklung einer Organisation, die durch das Beispiel der Frauen und Männer inspiriert wird, die das republikanische Spanien unterstützten, während zugleich eine Gemeinschaft von Familien und Freunden der Veteranen der Abraham-Lincoln-Brigade befördert wird. Wir und andere Internationalisten stehen vor der Herausforderung der Schrumpfung der Linken. Es war die Linke, uns eingeschlossen, die über all diese Jahre die Organisation der Lincolns unterstützt hatte. Nach meiner Meinung hat es die Linke, uns eingeschlossen, versäumt, die nachfolgenden Generationen zu erreichen. Mit dem Anwachsen der sozialistischen Jugend in den Vereinigten Staaten könnten wir erfolgreicher werden.
Der Verein der Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939 e. V. (KFSR) wurde 2001 gegründet.
Übersetzung: Jochen Willerding