Kampf für Demokratie

geschrieben von Máximo Molina Gutiérrez

13. November 2017

Rede auf dem Jahrestreffen des KFSR in Berlin

Ich komme aus Tarancón, einer kleinen Stadt in der Provinz Cuenca, 82 km östlich von Madrid. Seit dem Jahr 2004 leite ich eine kleine Gesellschaft zur Belebung des historischen Gedenkens, als Teil einer breiten Bewegung, die danach sucht, was vor, während und insbesondere nach dem Bürgerkrieg in Spanien geschehen ist. Ihr müsst wissen, dass das kollektive Gedächtnis in Spanien das Vergessen gewählt hatte; natürlich sind viele Bücher über den Bürgerkrieg geschrieben worden, über seine Ursachen und Folgen, doch bis heute sind die Zahlen der durch den Faschismus kaltblütig Ermordeten nur vorläufig. Ich komme aus einem Land, einer modernen europäischen Demokratie, in dem die Zahl der unbekannten Massengräber der faschistischen Repression international nur durch Kambodscha übertroffen wird, Gräber, gefüllt mit jenen, zu denen auch Mitglieder der deutschen Internationalen Brigade zählen, die nach Spanien kamen um für die Freiheit zu kämpfen.

Maximo Molina Gutiérrez (rechts) bei der Manifestation am Spanienkämpferdenkmal (Foto Gabriele Senft)

Maximo Molina Gutiérrez (rechts) bei
der Manifestation am Spanienkämpferdenkmal
(Foto Gabriele Senft)

Wir durchsuchen Archive und führen Gespräche mit Zeitzeugen, um die Art und den Umfang der faschistischen Unterdrückung zu dokumentieren; wir halten Vorträge an Hochschulen, um zu erklären, was die Geschichtsbücher der Schulen verschweigen; wir exhumierten annähernd fünfhundert Menschen, um einige ihrer Gebeine ihren Familien zurückzugeben; wir errichteten Gedenkstätten mit den Namen jener ermordeten Republikaner, die in unserer Stadt an der Seite von Mitgliedern internationaler Brigaden kämpften; wir übten Druck auf Einrichtungen aus, dem Gesetz zum historischen Gedenken von 2007 Folge zu leisten. In jüngster Zeit bemühen wir uns, Mitglieder der internationalen Brigaden ausfindig zu machen, die in unserer Gegend begraben wurden, um den Familien zu helfen, die immer noch nach ihren Verwandten suchen, die in Spanien für die Demokratie gekämpft hatten. Dieser Aufgabe widme ich mich seit dem Jahr 2001, als ich begann, nach meinem Großvater und Urgroßvater zu suchen.

Jetzt kämpfen wir auch für die Bewahrung des Krankenhauses der internationalen Brigaden in Tarancón, das nach dem Frühjahr 1937 das zentrale internationale Hospital wurde. Wir wollen es vor dem Abriss oder die Zerstörung durch Verfall retten. Es ist, als ob das Andenken durch Gleichgültigkeit und Zeit physisch oder metaphysisch einfach verschwindet.

Wir arbeiten an der Verbreitung dessen, was unsere politischen Führer versteckt halten wollen, weil viele von ihnen aus Familien stammen, die mit der Franco-Diktatur direkt verbunden waren, der gleichen faschistischen Diktatur, die vielen europäischen Faschisten nach 1945 zur Zufluchtsstätte wurde. Ganz offensichtlich wollen sie keine Erinnerung an diese Dinge und trennen die Geschehnisse in Spanien von denen in Europa in einer Art des Reinwaschens ab. Das dauert nun bereits länger als sieben Jahrzehnte an.

Und nun sind wir heute in Berlin, um laut und vernehmlich zu verkünden, wie bedeutsam die internationale Solidarität mit der Demokratie gegen das faschistische Feuer in Spanien wirklich gewesen war und ist. Dies ist genau der Grund, warum die Führer diese kollektiven Anstrengungen in einer Welt wegwischen wollen, in der Individualismus als einzige Alternative verkauft wird. Erinnern wir uns daran, dass diese tapferen Männer die Grundlagen verteidigt haben, die die unsrigen sind; dass sie das Beste ihres Lebens gaben und ihr Leben selbst für Werte, die alle Demokratien als ihre eigenen Werte anerkennen. Erinnern wir uns jener Arbeiter, die damals für eine gerechtere Welt einstanden, da heute die Rechte der Arbeiter überall im Namen des freien Wettbewerbs unter Beschuss stehen. Lasst uns nicht vergessen.

Ich schließe mit dem Fragment aus einem Gedicht von Juan Gelman.

Niemand ist gestorben, sie schauen in die Zukunft – aus der Vergangenheit. Salud y república!!

Máximo Molina Gutiérrez,

Präsident ARMHCUENCA Tarancón, Spanien

 

Vom 6.-8. Oktober fand in Berlin das Jahrestreffen des Vereins »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik« statt. Zu den internationalen Gästen zählten:

  • Almudena Cros, Präsidentin der AABI, Spanien
  • Máximo Molina Gutiérrez, Präsident ARMHCUENCA Tarancón, Spanien
  • Pablo Castejón, ARMHCUENCA Tarancón, Spanien
  • Marco Puppini, Vizepräsident der AICVAS, Italien
  • Rien Dijkstra, Stichting Spanie 36-39, Niederlande
  • Manuel Moreno, IBMT Schatzmeister, Großbritannien
  • Ernest und Linda Walker, IBMT, Nordirland
  • Nancy Philipps, Präsidentin FFALB (Friends & Family of the Abraham Lincoln Brigade), USA
  • Jean Rol-Tanguy, ACER, Frankreich

Übersetzung: Jochen Willerding