Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

4. Mai 2018

Es ist halt so mit einem im Zweimonats-Turnus erscheinenden Magazin für Politik und Kultur: Aktuell soll es schon sein. Tagesaktuelles aber ist meist bereits kalter Kaffee, wenn dieses Printprodukt seine Leserinnen und Leser erreicht. In unseren digitalen Medienzeiten ganz besonders. Dennoch: Einen neuen Versuch ist es jedes Mal wert. Und auch für die Redaktion ist es oft überraschend, wenn sich – über Geplantes und Vorhersehbares hinaus – immer mal wieder so etwas wie ein roter Faden zeigt, der sich durchs Blatt zieht. Klar, die Rahmenbedingungen ähneln sich von Ausgabe zu Ausgabe: alter und neuer Faschismus, Entwicklungen, Erscheinungsformen, Möglichkeiten, dagegen aktiv zu werden, historische Hintergründe, Erkenntnisse, die da gewonnen wurden, Erinnern und Gedenken, Vergangenes mit Aktuellem und Blick auf Zukünftiges verbinden… Alles nicht neu. Und dennoch taucht nicht selten aus der nach wie vor erfreulichen Fülle der einzelnen Beiträge wieder einer dieser berühmten, hier gar nicht politfarbig gemeinten Fäden auf. In diesem Heft ist es die vielfach, von ganz unterschiedlichen Positionen aus gestellte Frage nach der »Verhältnismäßigkeit der Mittel«. Auch wenn der Begriff explizit wohl gar nicht vorkommt. Es geht um den Umgang mit dem, was von Rechtsaußen hereindrängt oder schon angekommen ist in der sich gerne selbst definierenden »Mitte der Gesellschaft«. Und eben auch um den Umgang mit denen, die sich solchen Entwicklungen entgegenstellen oder auch -setzen. Die VVN-BdA gehört auch da ja immer wieder dazu. Es geht aber vor allem um den Umgang mit Grundrechten, die als Konsequenz aus Faschismus und Krieg Bedeutung erlangten. Mag sein, dass die jungen Leute auf unserem Titelbild, die sich da, friedlich und selbstbestimmt-satirisch, vor recht martialischen Obrigkeitsfahrzeugen demonstrativ niedergelassen haben, das mit den Grundrechten für gar nicht so wichtig erachten. Umso dringlicher ist es, hier miteinander Erfahrungen auszutauschen.