Ein langer Weg zur Gerechtigkeit

geschrieben von Günter Wehner

21. Juli 2018

Siegfried Grundmann hat sich der Mühe unterzogen, den langwierigen Prozess der Entschädigung bzw. Rückgabe des vom NS-Regime konfiszierten Eigentums von Albert Einstein und seiner Familie detailliert nachzuvollziehen. Das gesamte Eigentum der Familie war von den Nazis geraubt worden.

Siegfried Grundmann: »Einstein von den Nazis konfisziertes Eigentum.  Der lange Weg bis zur Rückgabe und Entschädigung«, Springer Verlag 2017; 165 S., 39,90 EUR

Siegfried Grundmann: »Einstein von den Nazis konfisziertes Eigentum.
Der lange Weg bis zur Rückgabe und Entschädigung«, Springer Verlag 2017; 165 S., 39,90 EUR

Zu Recht stellt der Autor gleich zu Beginn fest, dass die Befreiung Deutschlands vom NS-Regime am 8. Mai 1945 den Weg für sofortige Rückgaben oder Entschädigungen, nicht nur an Albert Einstein und seine Familie, frei gemacht hätte. Es dauerte aber Jahrzehnte, ehe es zu einer Entschädigung der Einstens kam. Beide deutschen Staaten taten sich schwer, von den Nazis geraubtes Eigentum zurückzugeben oder eine angemessene Entschädigung zu zahlen. Ausführlich skizziert Grundmann das infame Vorgehen der Nazis gegen Albert Einstein und seine Familie, einschließlich der Ausbürgerung des berühmten Wissenschaftlers. Mit einer Fülle von Dokumenten belegt er die Bemühungen der Familie, von Schweizer Behörden in Bezug auf ihre Eigentumsfragen unterstützt zu werden. Doch auch die Schweiz leiste keinerlei Hilfe.

Unter der Überschrift »Das Einstein-Haus in Caputh April 1945« erfährt der Leser, warum das Gebäude Ziel eines Bombenangriffs wurde. Die Alliierten hatten per Aufklärungsflugzeug herausgefunden, dass das Haus ein wichtiges militärisches Gebäude sein müsste. In der Tat befand sich dort der »Sitz des Oberkommandos der deutschen Luftwaffe«. Im fünften Kapitel geht es dann noch einmal um das Haus in Caputh. Auch nach jahrelangen Bemühungen erhielt Familie Einstein von der DDR keine Entschädigung, das Haus verblieb im Staatsbesitz. Erst nach dem Untergang der DDR bekamen die Erben ihr Eigentum zurück.

Der langwierige Prozess, bei den zuständigen Behörden in Westberlin eine Entschädigung zu erlangen, wird detailliert mit Dokumenten belegt. Albert Einstein selbst erlebte die Entschädigung nicht mehr. Ein umfangreicher Quellen- und Anmerkungsapparat belegt die akribische Suche des Autors nach der historischen Wahrheit über das konfiszierte Eigentum.