Aktion und Vernetzung
9. Januar 2019
antifa-Gespräch mit Trong Do Duc von »AfD?Adé!« aus Riesa
antifa: Vom 11. Bis 14. Januar führt die AfD in Riesa einen Bundesparteitag durch, auf dem sie weitere Kandidaten für die Europawahl im Mai aufstellen und ihr Programm für die Europawahl bestimmen will. Wie kommt gerade Riesa, ein sächsisches Städtchen mit 30 000 Einwohnern, zu dieser zweifelhaften Ehre?
Trong Do Duc: Das ist leider kein Zufall, Riesa ist eine Stadt mit langen rechten Traditionen. NPD-Kader wie Apel und Gansel hatten und haben hier ihren Wohnsitz, der NPD-Verlag »Deutsche Stimme« sitzt schon lange hier und strahlt auf die Stadt aus. Das hat Folgen für das Zusammenleben. Rechts zu sein ist hier irgendwie normal und es gibt zu wenige Aktivitäten dagegen. Die AfD profitiert davon natürlich. Für sie ist der Bundesparteitag in Riesa auch ein Auftakt für den Landtagswahlkampf in Sachsen, wo sie im Herbst in die Regierung kommen will.
antifa: Im Sommer 2014 hat die VVN-BdA in Riesa eine Aktion gegen den Sitz der NPD-Zeitung »Deutsche Stimme« durchgeführt. Damals spürten wir wenig Unterstützung von der Riesaer Bevölkerung. Wie ist das heute in Bezug auf die AfD?
Trong Do Duc: Wir haben heute (am 5.1.) eine Flyeraktion gegen den AfD-Parteitag in der Stadt durchgeführt. Die Reaktion bei den Bewohnern war eher flach. Viele interessierte das gar nicht, es gab aber auch einige, die befürchteten, dass nun »die Chaoten anreisen werden und alles in Trümmer legen«. Insofern haben wir auch Gegendruck gespürt.
antifa: AfD-Parteitage werden immer von Protesten begleitet, ob in Stuttgart, Hannover oder Augsburg, oder auch beim ersten Teil des Europaparteitags, der im November in Magdeburg stattgefunden hat. Welche Gegenaktionen sind in Riesa geplant und wer sind die Beteiligten?
Trong Do Duc: Es gibt hier im Moment zwei Initiativen, die sich gegen den AfD-Parteitag richten, die Unterzeichner des »Riesaer Appells« und die »Intiaitive AfD? Adé!«. Bei uns macht der Landtagsabgeordnete der Linken, René Jalaß mit, der viel von seinen Möglichkeiten als Unterstützung einbringt. Angefangen haben wir vor zwei Jahren, als die NPD ihren Bundestagswahlkampf in Riesa eröffnete und wir etwas dagegen unternehmen wollten. Insgesamt sind wir aber ziemlich auf uns allein gestellt. Zum Glück ist Riesa verkehrsmäßig gut angebunden an die sächsischen Großstädte Leipzig, Dresden und Chemnitz, so dass wir für die Proteste auf Beteiligung von dort rechnen können.
antifa: Was ist konkret geplant?
Trong Do Duc: Der Parteitag wird vier Tage dauern und wir wollen während der ganzen Zeit, aber auch schon vorher, aktiv werden. Insgesamt werden ja ungefähr 1000 AfDler erwartet, die werden vier Tage lang Riesa belagern. Wir beginnen mit einem Stammtischkämpfer*innen- Seminar von »Aufstehen gegen Rassismus«. Es folgen eine Lesung von Olaf Sundermeyer mit seinem Buch »Gauland: Die Rache des alten Mannes« und einem Vortrag von dem Soziologen und Publizisten Volkhard Mosler aus Frankfurt am Main über die aktuelle Lage der AfD und wie wir eine breite und entschlossene Gegenwehr gegen die rechte Mobilmachung organisieren können. Der Höhepunkt unserer Aktionstage findet am Samstag, dem 12.01.2019, statt. Dort wird es eine große Demonstration geben, mit mehreren Lautis, der Gruppe »Banda International«, verschiedenen Redebeiträgen und einer Zwischenkundgebung in Hör- und Sichtweite vor der Sachsenarena, in der der Parteitag stattfindet. Die Demo soll groß, bunt und kreativ werden, also alles, was die AfD nicht ist. Es werden in den nächsten Tagen noch Aufrufe von Gruppen erwartet, sich anzuschließen, zum Beispiel von »AfD wegbassen!«. Am Abend sind ein Solikonzert und eine Aftershowparty mit 13 Bands geplant.
antifa: Antifaschistische Aktionen treffen in Sachsen oft auf wenig Gegenliebe seitens der Behörden. Welche Erfahrungen habt Ihr bei der Vorbereitung der Proteste gegen den AfD-Parteitag gemacht?
Trong Do Duc: Bislang liefen die Kooperationsgespräche ganz gut, die Demoroute wurde genehmigt. Marko Müller, Riesas CDU- Bürgermeister, scheint Probleme mit dem Konzert zu haben, doch Genaues wissen wir noch nicht, das entscheidende Gespräch findet erst in zwei Tagen statt. Wir haben zu friedlichen, bunten, gewaltfreien Protesten aufgerufen und sehen keinen Grund, dass sie so nicht stattfinden werden.
antifa: Wie kann man euch unterstützen?
Trong Do Duc: Auf die afd-a.de Website gehen und uns unterstützen, uns auf Facebook liken, auf Twittter und Instagram teilen. Wir werden von Montag bis Sonntag unsere Seite und alle Social-Mediakanäle mit Aktuellem füllen. Mit dem erweitertem Aufruf »RIESA – RING THE ALARM. Do it.« wollen mit kreativen Aktionen Menschen in unsere Stadt bringen und bei uns halten und diese Stadt nicht den AfDlern überlassen. Wir wollen Gleichgesinnte kennenlernen und uns mit ihnen vernetzen. Das ist für uns eine Einstimmung auf das Wahljahr, aber auch eine Weichenstellung für die Zeit danach.
Das Gespräch führte Regina Girod