Geschichtsverdreher übertönt
16. April 2021
Dresden und der 13. Februar: Antifaschistischer Protest in Pandemiezeiten
Ungeachtet der Pandemie waren Neonazis und andere Rechte auch um den 76. Jahrestag der alliierten Luftschläge auf Dresden mit ihrer geschichtsrevisionistischen Propaganda in der sächsischen Landeshauptstadt unterwegs. Hunderte Anhänger von Parteien wie NPD, Die Rechte, Der III. Weg sowie extrem rechter Kameradschaften versammelten sich am 13. Februar nahe dem Hauptbahnhof, vereinzelt waren auch Neonazis aus Tschechien und der Slowakei unter ihnen.
Ab dem 13. Februar 1945 war die Großstadt an der Elbe über drei Tage Ziel mehrerer Angriffsserien US-amerikanischer und britischer Bomber, rund 25.000 Menschen verloren dabei ihre Leben. Seit mehreren Jahrzehnten nutzen Rechte aller Couleur diese Ereignisse für eine Täter-Opfer-Umkehr. Seit 1998 finden rechte »Trauermärsche« in Dresden statt, bei denen sich in den Folgejahren bis zu 6.500 Neonazis versammelten. Mitunter leistet(e) auch ein in bürgerlichen Kreisen gepflegter Opfermythos um Dresden den Neonazis Vorschub. Zunächst eher verhalten, wuchs mit den Jahren allerdings auch die Bereitschaft, dem braunen Spuk in der Stadt etwas entgegenzusetzen.
Die städtische Versammlungsbehörde hatte pandemiebedingt in diesem Jahr nur stationäre Kundgebungen mit bis zu tausend Teilnehmer:innen genehmigt. Letztlich erschienen rund 400 Rechte bei der Veranstaltung nahe dem Hauptbahnhof. Die Polizei unterband es zeitweise, dass ein Transparent mit der Aufschrift »Bombenholocaust« gezeigt werden konnte. Während der gesamten rechten Veranstaltung übertönten Antifaschist:innen mit Parolen wie »deutsche Täter sind keine Opfer« die rechten Redner. Die Zahl von Neonazis und Gegendemonstrant:innen hielt sich an diesem Ort in etwa die Waage. Immer wieder musste die Polizei gegen Teilnehmer der rechten Kundgebung einschreiten, die sich nicht an die Infektionsschutzbestimmungen hielten. Laut dem Bündnis »Dresden nazifrei« sei es im Verlaufe des Tages zu einem Angriff von Neonazis auf zwei Antifaschisten gekommen, die gerade auf dem Weg zu einer Gegenkundgebung waren und leichte Verletzungen davontrugen.
Auch die Dresdner AfD instrumentalisierte das Gedenken zum 13. Februar revanchistisch. Ihre Anhänger versammelten sich am Abend des 13. Februar auf dem Altmarkt, ebenso protestierten dort Antifaschist:innen lautstark gegen die Rechten. In einer Erklärung von »Dresden nazifrei« werden schwere Vorwürfe gegen die Polizei und die Versammlungsbehörde der Stadt erhoben. So habe es »ein rechtswidriges Verbot von Ordnungsdurchsagen« auf der antifaschistischen Kundgebung am Altmarkt gegeben, bei den Geschichtsverdrehern hingegen sei die »Maskenpflicht und die Wahrung der Abstände« nicht durchgesetzt worden. Dennoch zog das Bündnis in der Erklärung insgesamt »ein überwiegend positives Fazit« des Tages.