Ken FM will Deutschland verlassen

geschrieben von Janka Kluge

3. Juli 2021

Seit über dreißig Jahren moderiert Ken Jebsen Radio-, Fernseh- und Internetsendungen. Seine Eltern, die aus dem Iran nach Deutschland gekommen waren, gaben ihm den Namen Kayvan, Nachname Soufi-Siavash. Da er überzeugt war, dass er unter seinem bürgerlichen Namen keine journalistische Karriere machen könne, legte er sich das Pseudonym Ken Jebsen zu. 2001 ging es zum Jugendradio Fritz des RBB. Dort bekam er seine eigene Sendung »KenFM«. Die Auseinandersetzung mit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat ihn radikalisiert. Er vertrat in seinen Sendungen immer öfter Verschwörungsmythen und machte auch vor antisemitischen Äußerungen nicht halt. 2011 wurde er wegen der Behauptung, dass »Edward Barneys den Holocaust erfunden« habe, aber auch wegen nicht eingehaltener journalistischer Standards vom RBB fristlos entlassen. Bei Edward Barney handelt es sich um einen Neffen Sigmund Freuds, der sich sein Leben lang mit der Psychologie von Massen beschäftigt hat. Angeblich soll Goebbels ein Anhänger von Barney gewesen sein.

Ken Jebsen meditiert bei »Hygiene-Demo« in Berlin. Foto: RechercheNetzwerk.Berlin

Ken Jebsen meditiert bei »Hygiene-Demo« in Berlin. Foto: RechercheNetzwerk.Berlin

Nach seiner Entlassung rief Ken Jebsen seine Anhänger zu Spenden auf, um im Internet eine eigene Plattform aufzubauen. In den letzten neun Jahren ist KenFM zu einer der wichtigsten Seiten für die Verbreitung von Verschwörungsmythen geworden. Jebsen geht davon aus, dass Linke und Rechte zusammen kämpfen sollten. Das zeigt sich auch in seinen Interviewgästen. Immer wieder lädt er ausgewiesene Linke zum Gespräch ein, allerdings auch um danach mit ihnen Werbung zu machen.

Ken Jebsen hat Anfang dieses Jahres wieder einmal Ärger bekommen. Zum einen hat ihn die Medienanstalt Berlin-Brandenburg mehrfach aufgefordert, in seinen Beiträgen journalistisch sauber zu arbeiten. Aus demselben Grund gab der Verfassungsschutz Berlin an, die Plattform KenFM zu beobachten. Anfang des Jahres wurde die Seite auf YouTube gesperrt. Damit sind Jebsen wichtige Einnahmequellen weggebrochen. Am 12. Juni 2021 gab die Gruppe Anonymous zudem bekannt, sie habe die Website KenFM gehackt und dabei die Daten von rund 40.000 Spendern erhalten. Jebsen hat also einen großen Unterstützerkreis.

In Interviews hat er jetzt angekündigt, Deutschland verlassen zu wollen und bereits eine Stiftung für »alternative« Medien im Ausland gegründet zu haben. Das unsägliche Wirken wird also weiter gehen.

Empfehlenswerter sechsteiliger Podcast: »Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?« (ARD-Audiothek)