Wasserwege des Widerstands

3. Juli 2021

Eine Reise entlang dem Rhein

In ihrer Publikation »Gefahrgut – Transporte auf dem Rhein 1933 …« tragen Brigitte und Gerhard Brändle Informationen über Menschen im Widerstand gegen den NS-Faschismus zusammen. Die Dokumentation in der Form einer Reise auf dem Rhein ist der Versuch, eine Lücke in der Erforschung des Widerstands zu schließen. Zu verschiedenen Beteiligten werden biografische Informationen präsentiert. Gemeinsam ist ihnen allen ihr Tätigkeitsbereich am, um oder auf dem Rhein.

Für die Erforschung dieser Widerstandsgeschichte gab es einen wesentlichen Beweggrund: Der Schluss von Anna Seghers’ Roman »Das siebte Kreuz« verweist auf den Rhein als Rettungsweg. Anna Seghers hat dies nicht einfach erfunden, sie muss reale Vorbilder gehabt haben: der Kasteler Brückenkopf, die Anlegestelle in Mainz, zudem das Netzwerk von Menschen, die zusammenarbeiteten, um diesen einen aus dem KZ entflohenen Nazi-Gegner zu retten, so Mitglieder des 1933 verbotenen Arbeitersportklubs »Fichte«, der Verband der Seeleute und Hafenarbeiter und vor allem ein »holländischer Schiffer, der allerlei riskiert«.

Die Suche nach AntifaschistInnen, die 1936 aus Baden nach Spanien gingen, um die Republik gegen Franco und die Nazi-Söldner der »Legion Condor« zu verteidigen, ergab weitere Hinweise: Einige Spanien-Freiwillige »gingen« nicht, sie überquerten mit dem Paddelboot den Rhein Richtung Elsass oder wurden auf Rheinschleppern nach Basel gebracht. Andere waren schon vor 1936 aktiv am Schmuggel von antifaschistischen Flugblättern und Broschüren aus Frankreich über den Rhein nach Baden beteiligt.

Schwierige Forschung

Gekürzter Abdruck des Vorworts der Broschüre »Gefahrgut – Transporte auf dem Rhein 1933 ... Antifaschistischer Widerstand auf Wasserwegen 1933 ...« von Brigitte und Gerhard Brändle, Karlsruhe, April 2021

Gekürzter Abdruck des Vorworts der Broschüre »Gefahrgut – Transporte auf dem Rhein 1933 … Antifaschistischer Widerstand auf Wasserwegen 1933 …« von Brigitte und Gerhard Brändle, Karlsruhe, April 2021

Die Suche war schwierig, da es zu diesem Thema sehr wenig Literatur gibt. Also blieb nur der mühsame Weg, die erreichbare Literatur zum Thema Widerstand – eben regional begrenzt – zu durchforsten. Hilfreich dabei waren die »Heimatgeschichtliche Wegweiser zu den Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945«. Für die Regionen weiter nördlich waren Einzeldarstellungen für Städte und Gemeinden auszuwerten, auch die der nur schwer erreichbaren »grauen Literatur«, oft mit Recherchen in Stadtarchiven und bei LokalhistorikerInnen verbunden. Nur für Duisburg gibt es eine detaillierte Geschichtsschreibung des antifaschistischen Widerstands. Bei einigen Widerständigen halfen Stadtarchive mit Auskünften, in Baden waren Wiedergutmachungsakten im Generallandearchiv Karlsruhe bzw. im Staatsarchiv Freiburg informativ.

Der Widerstand von ArbeiterInnen, insbesondere der KPD, fehlt in den meisten Darstellungen des Widerstandes. Im Vordergrund stehen Namen wie Scholl, Stauffenberg, Bolz, Bosch und die einiger Geistlicher. 1989 schrieben Rudolf Tappe und Manfred Tietz zu dieser Frage: »Anscheinend will man vergessen machen, dass etwa 70 Prozent des antifaschistischen Widerstands in Duisburg von Kommunisten/Innen geleistet wurde!? Kommunistische Widerstandskämpfer bleiben – im Zeichen des Antikommunismus – Un-Personen – unerwünscht und unbequem, selbst lange Jahre nach ihrem Tode.« Unser Ergebnis ist daher allenfalls ein Zwischenstand, der hoffentlich durch Forschungen vor Ort noch vertieft wird.

Download der Broschüre unter: http://mainz.vvn-bda.de/wasserwege.php