Neues rechtes Hetzmedium: Nius
14. September 2023
Als »die Stimme der Mehrheit« verkauft sich das Onlinemedienprojekt Nius, das Anfang Juli an den Start ging. Vorwiegend wird rechtspopulistisch beispielsweise gegen »Gendersprache«, Grüne, Geflüchtete, trans Menschen oder den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gewettert. Auch wer den Klimawandel für eine Propagandalüge hält und den »starken Staat« herbeisehnt, ist bei Nius unter Gleichgesinnten.
Aushängeschild des Medienportals ist Julian Reichelt, der als früherer Bild-Chefredakteur im Herbst 2021 seinen Job bei Springer irgendwann loswurde, nachdem dort ebenfalls beschäftigte Journalistinnen ihre Erfahrungen mit ihm publik gemacht hatten – die Rede war von Machtmissbrauch, sexualisierten Übergriffen und sexistischen Belästigungen. Reichelts Firma Rome Medien GmbH produziert Nius neben allerhand ähnlichen Formaten.
Sowieso kommt Nius als Sammel-becken von Ex-Bild-Leuten daher, denen das Klatschblatt noch nicht rechts genug zu sein scheint. So besteht die Chefredaktion unter anderem aus Willi Haentjes und Sebastian Vorbach, an Bord sind auch der ehemalige Leiter des Bild-Parlamentsbüros, Ralf Schuler, und Judith Sevinç Basad, die ebenfalls für das Springer-Blatt schrieb. 30 Leute sollen in der Nius-Redaktion arbeiten. Mehrere sind auch für andere rechtslastige Medienprojekte wie Tichys Einblick oder die Schweizer Weltwoche tätig. Das Portal hat textmäßig eher kürzere und vorwiegend inhaltsleere Beiträge mit reißerischen Überschriften zu bieten, im Vordergrund stehen Videoformate. Gäste bei Talkshows sind immer wieder die Antifeministin Birgit Kelle oder der Wutbürger-Kabarettist Dieter Nuhr.
Einiges abgeschaut hat sich Nius anscheinend bei rechten US-Formaten à la Fox News, in den Nius-Talkshows übt man sich beispielsweise an den Tobsuchtsanfällen von US-Fernsehkommentatoren wie Alex Jones und Tucker Carlson. Ordentlich Geld kommt vom milliardenschweren 73jährigen Medienunternehmer Frank Gotthardt und dessen Firma Vius SE & Co. KGaA. Gotthardt war lange Landesvorsitzender des »Wirtschaftsrats der CDU« in Rheinland-Pfalz und ist heute dessen Ehrenvorsitzender.