Rechte Gewalt im Fokus

geschrieben von Ernst Antoni

2. März 2024

NS-Dokumentationszentrum München präsentiert Aktuelles

»Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung – 1945 bis heute« ist der Titel einer neuen Ausstellung, die vom 8. April bis zum 28. Juli im NS-Dokumentationszentrum in München zu sehen sein wird. »Deutlich wird, dass Rechts-terrorismus keine temporäre und lokale Erscheinung der Gegenwart ist, sondern ein ständiger Begleiter der deutschen und internationalen Geschichte«, heißt es in der Vorankündigung dazu. Und weiter: »Deutlich werden auch die Folgen, die rechtsterroristische Gewalt für die davon Betroffenen hat – Trauer um die Toten und Verletzten, Traumata und der leidvolle Kampf um Anerkennung des Erlittenen.«

Zehnjähriges Bestehen

Bei der Vorstellung des Jahresprogramms 2024 des Dokumentationszentrums am Max-Mannheimer-Platz in der bayerischen Landeshauptstadt im Rahmen einer Pressekonferenz betonte Direktorin Mirjam Zadoff: »In den letzten fünf Jahren hat sich viel verändert.« Sie erwähnte in diesem Zusammenhang die beeindruckende Ausstellung »Nie wieder. Schon wieder. Immer noch. Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945«, die im Dokumentationszentrum Ende 2017 bis April 2018 zu sehen war, die bisherige Behandlung dieses Themas in der Dauerausstellung des Hauses und wies auf das zehnjährige Bestehen des Dokumentationszentrums als Informations- und Bildungseinrichtung im kommenden Jahr hin.

Wichtig sei heute – auch in Bezug auf notwendige »Brandmauern« gegenüber aktuellen ultrarechten Entwicklungen – die Aktualisierung und Ergänzung der bisherigen Informationen für jüngere Genera-tionen und der Einsatz mannigfacher Präsentationsmöglichkeiten und -formen. So wird zum Beispiel an einem neuen Raumprojekt für den Außen- und Innenbereich des Hauses auf dem nach dem Holocaustüberlebenden und jahrzehntelang unermüdlichen Zeitzeugen Max Mannheimer benannten Platz, an einer »Open Door«-Anlage gearbeitet.

2023 angebrachte Flaggen vor dem NS-Dokumentationszentrum München zum Gedenken an das extrem rechte Attentat am Olympia-Einkaufszentrum vom 22. Juli 2016.Foto: Connolly Weber -Photography, NS-Dokumentationszentrum München

2023 angebrachte Flaggen vor dem NS-Dokumentationszentrum München zum Gedenken an das extrem rechte Attentat am Olympia-Einkaufszentrum vom 22. Juli 2016.
Foto: Connolly Weber -Photography, NS-Dokumentationszentrum München

»Unter diesem Titel«, heißt es in der schriftlichen Presseinformation, »entstehen in den nächsten Jahren neue Räume des Zusammenkommens und des Austausches. Neben lebendigen, offen zugänglichen Bereichen werden künftig auch abgeschirmte Zonen ruhige und konzentrierte Gespräche innerhalb der Ausstellungen ermöglichen. In verschiedenen architektonischen Strukturen sollen Gruppen und Besucher*innen willkommen geheißen und zu den Programmen des NS-Dokumentationszentrums eingeladen werden.« Als erster Schritt dazu soll im Sommer der Platz zu einer »Plattform, auf der sich Menschen zusammenfinden und austauschen können«, umgestaltet werden.

Ausdrücklich hingewiesen wurde bei der Pressekonferenz auch auf eine Neuigkeit bei der Präsentation der Forschungs- und Ausstellungsobjekte im Internet: »Anfang Februar hat das NS-Dokumentationszentrum München unter www.nsdoku.de/lexikon ein umfangreich bebildertes Online-Lexikon gelauncht. Es bietet wissenschaftlich fundierte Informationen in kompakter, allgemein verständlicher Form zu zentralen Themen, Organisationen, Biografien, Orten und Ereignissen aus der NS-Zeit mit einem Schwerpunkt auf München und Umgebung. Das zum Launch rund 900 Artikel umfassende Lexikon wird kontinuierlich erweitert und im Laufe des Jahres ebenso in einer englischen Version erscheinen.«

Last not least wird im Pressematerial des Zentrums für das laufende Jahr auf neue Publikationen der Institution hingewiesen. Darunter auf eine, zu der es heißt: »Die Illustratorin Hannah Brinkmann hat die Lebensgeschichte des Münchner Zeitzeugen Ernst Grube als Graphic Novel gestaltet. Das bereits als Finalist beim Berthold Leibinger Preis ausgezeichnete Buch über das Leben des Schoah-Überlebenden Ernst Grube erscheint im Herbst 2024 im Avant Verlag.«

Graphic-Novel-Biografie über Ernst Grube

Auf Nachfragen während der Pressekonferenz wurde erläutert, dass in dieser Graphic-Novel-Biografie über den VVN-Mitbegründer Ernst Grube neben der Darstellung der Verfolgung von ihm und seinen Familienmitgliedern während der NS-Zeit ausführlich auf die Jahrzehnte nach der Befreiung vom Faschismus eingegangen wird. Jene Jahre, über die in dem anlässlich seines 90. Geburtstages erschienenen Buch »Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben« – antifa hat darüber berichtet – ein Aufsatz von Friedbert Mühldorfer mit dem Titel »Verweigerte Normalität. Ernst Grubes politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland« Auskunft gibt. Das Erscheinen dieser Graphic Novel darf mit Spannung erwartet werden.

Das gilt auch für weitere Publikationen des NS-Dokumentationszentrums. Und nicht zuletzt für eine aktuelle »Forschungskooperation mit der Stadtsparkasse München«. Diese habe »zum Ziel, die Vorgänge in der damals ›Städtische Sparkasse München‹ in der Zeit des Nationalsozialismus historisch auszuwerten. Dazu zählen das Verhalten der Mitarbeiter*innen, nicht zuletzt gegenüber jüdischen Kund*innen, sowie die regionale Rolle und Bedeutung des Finanzinstituts.«