Zugänge vermitteln
8. September 2024
April 2025 – Internationales Jugendtreffen in Buchenwald
Oft debattieren wir darüber, wie man jungen Menschen heute einen Zugang zum Thema antifaschistischer Widerstand und Verfolgung vermitteln kann, da die Zeitzeugen nicht mehr zur Verfügung stehen. Nun müssen historische Orte einen direkteren Zugang zu den Themen vermitteln. Doch Orte sprechen nicht für sich selbst, sondern nur, wenn es gelingt, den jungen Menschen Zugänge zu vermitteln, die mit ihren Fragen verbunden sind.
Aus diesem Grund luden die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) und das damalige Institut des Vétérans (IV) (Belgien) unter dem Titel »Train des Milles« (»Zug der Tausend«) im Frühjahr 2008 zu einem internationalen Jugendtreffen in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald ein. Der Titel erinnerte an die historischen Deportationszüge von Brüssel in die Vernichtungslager in Osten, bei denen pro Zug ungefähr 1.000 Menschen in die Vernichtung verschleppt wurden. Ein großer Teil der Teilnehmenden aus ganz Europa startete in der belgischen Hauptstadt und fuhr mit einem Sonderzug nach Weimar, wo das Jugendtreffen stattfand. In Weimar wurden sie von mehreren hundert jungen Menschen aus Thüringen und anderen Teilen der BRD erwartet.
Dort beschäftigten sie sich mit der Geschichte des KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora und nahmen an verschiedenen Veranstaltungen teil. Damals gab es noch die Gelegenheit, mit Zeitzeugen zu sprechen. Großen Eindruck machte der Gedenkmarsch von Weimar auf den Ettersberg. Dort endete das Treffen nach der Veranstaltung des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD) mit einer »Kundgebung der Jugend« am Glockenturm. Hier sprachen Vertreter des IKBD, der belgischen Regierung und Jugendliche, die mit ihren Worten das Vermächtnis der Überlebenden von Buchenwald bekräftigten. In Erinnerung blieb nicht nur das Gedenken, sondern auch die Europäische Begegnung junger Menschen unter dem Label der antifaschistischen Erinnerung. Wenn heute von einem geeinten Europa gesprochen wird, dann ist es das gemeinsame Handeln aller Teile der Antihitlerkoalition als Grundlage dieser transnationalen Einheit.
In den Folgejahren fanden weitere Jugendtreffen in diesem Format in der Gedenkstätte Auschwitz statt. 2020 fiel das geplante Jugendtreffen der Corona-Pandemie zum Opfer. Für den April 2025 planen nun das belgische War Heritage Institute (WHI – Nachfolgerin des IV) und die FIR in Absprache mit dem IKBD eine Wiederholung dieser beeindruckenden Jugendaktion anlässlich der Befreiungsfeier des IKBD in Weimar.
Geplant ist die Anreise aller Teilnehmenden am Freitag, 4. April 2025, am Samstag und Sonntag wird es intensive inhaltliche Angebote geben, die Rückreise der ausländischen Teilnehmenden ist am Montag, 7. April, vorgesehen. Bislang geplant sind geführte Besuche in der KZ Gedenkstätte von Jugendlichen für Jugendliche, Gesprächsrunden zur Erinnerungsarbeit, ein gemeinsames Konzert, der Gedenkmarsch von Weimar auf den Ettersberg und die Teilnahme an der Kundgebung des IKBD anlässlich des 80. Jahrestages der Selbstbefreiung. Dort ist vorgesehen, dass der Schwur von Buchenwald für die nachgeborenen Generationen wiederholt werden soll. Als Abschluss ist auch in diesem Jahr eine Jugendkundgebung geplant sowie – optional – ein kurzer Besuch in Weimar als »Stadt der Klassik« und der frühen NSDAP-Herrschaft. Die ausländischen Teilnehmergruppen werden vor allem von den Mitgliedsverbänden der FIR mobilisiert, die Gruppen aus Belgien und Frankreich kommen organisiert vom WHI und der ONAC (Office national des anciens combattants – Nationales Amt für Kriegsveteranen).
Natürlich werden auch mehrere hundert Jugendliche aus Deutschland zu diesem Treffen erwartet. Hier haben nicht nur die Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis und die Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora eine Aufgabe, sondern auch die Kreis- und Landesvereinigungen der VVN-BdA. Wichtig ist es, bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 politische und gesellschaftliche Jugendgruppen, Lehrkräfte, Jugendarbeiter und andere Multiplikatoren anzusprechen, um rechtzeitig einen Überblick über mögliche Teilnehmende zu bekommen. Unverzichtbar ist, dass sich alle Jugendlichen im Vorfeld der Begegnung inhaltlich mit der Geschichte des KZ Buchenwald und der Bedeutung des Gedenkens für heute und morgen beschäftigen. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass dieses Treffen nicht nur ein symbolisches »Ein-Tages-Ereignis« bleibt, sondern seine Wirkung für die Sensibilisierung junger Menschen für die Zukunft entfalten kann.
Die Kosten der Veranstaltung, die im Laufe des Herbstes feststehen werden, müssen von den Teilnehmenden (bzw. den entsendenden Gruppen) selbst getragen werden, da eine öffentliche Förderung dieses internationalen Jugendtreffens nur in geringem Umfang möglich ist. Es ist aber in der Bundesrepublik möglich, Fördergelder bei den Landeszentralen für politische Bildung (Gedenkstätten-Referate) zu beantragen. Gleichzeitig sollten die VVN-BdA-Gruppen dabei behilflich sein, regionale Sponsoren (Fördervereine, Stiftungen, Vereine zur politischen Bildung) anzusprechen, um möglichst vielen jungen Menschen die Teilnahme an diesem internationalen Jugendtreffen zu ermöglichen. Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten