Superlative in Prag

geschrieben von Ulrich Peters

4. Januar 2025

Medienplattform AUF 1 organisierte rechtes Vernetzungstreffen »1. Alternativ-WEF«

Organisiert von der rechten Medienplattform AUF 1 aus Österreich fand am 12. Dezember 2024 im Clarion Congress Hotel in der tschechischen Hauptstadt Prag das rechte »1. Alternativ-WEF«-Vernetzungstreffen statt. Um Superlative zum eigenen Wirken selten verlegen, wurden »die besten Köpfe und größten Denker der Freiheitsbewegung« angekündigt, um »Gegenprogramme zur globalistischen Agenda« zu entwickeln.

In extrem rechten und verschwörungsideologischen Kreisen kulminiert die Idee einer solchen Agenda in der Verschwörungserzählung des Great Reset (englisch für »Der große Neustart«), nach der weltweit agierende Eliten globale Krisen wie Pandemien, Kriege, aber auch den Klimawandel inszenieren, um Ängste bzw. Unsicherheiten zu schüren und langfristig eine »Neue Weltordnung« zu installieren.

Diffuses Unbehagen

Die Annahme vom Great Reset basiert auf einer gleichnamigen Initiative des World Economic Forum (WEF). Diese verbindet sich immer wieder auch mit anderen antisemitischen Narrativen und ist mit der Corona-Pandemie zu einem zentralen Bezugspunkt geworden. Inhaltlich wurde bei den sieben durchgeführten Gesprächsrunden wenig Neues geboten, die Auftritte der etwa 30 Referent*innen aus Deutschland und Österreich dienten in erster Linie der Selbstvergewisserung des eigenen Handelns. Entgegen dem selbstgesteckten Ziel, »Visionen für eine Welt nach dem Globalismus« zu entwerfen, kamen die Beiträge über die Artikulation eines diffusen Unbehagens und der Benennung von dafür vermeintlich Verantwortlichen nicht hinaus.

Deutlich wurde in der Zusammensetzung der Podien jedoch, wie stark sich Teile der extremen Rechten mittlerweile mit Protagonist*innen der verschwörungsideologischen Szene verbunden haben. Aus dem parteipolitischen Spektrum vertreten waren unter anderem Armin-Paul Hampel (AfD) und Johannes Hübner (FPÖ) sowie Hermann Ploppa und Sucharit Bhakdi. Letztere waren innerhalb der verschwörungs-ideologischen Partei »Die Basis« aktiv. Neben den aus den sogenannten Corona-Protesten bekannt gewordenen Michael Ballweg (Querdenken) und Heiko Schöning (Ärzte für Aufklärung) war auch der extrem rechte Aktivist der »Identitären Bewegung« Martin Sellner an einem Podium beteiligt.

Verbreitung von Falschmeldungen

Eine besondere Bedeutung kam der Rolle und dem weiteren Aufbau eigener Medienformate zu. Im entsprechenden Panel diskutierten unter anderem Elias Sasek (kla.tv) und Frank Höfer (Nuoviso) mit der rechten Influencerin Michelle Gollan aus Berlin. Deutlich wurde hier wie auch im Abschlusspodium, dass insbesondere die Vielfältigkeit von Medienformaten nicht nur der Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen dient, sondern die Betreibenden selbst immer auch Aktivist*innen sind, deren Plattformen die relevanten Organisations- und Kommunikationsstrukturen der Szene darstellen. Unabhängig davon sind es gerade aber die Möglichkeiten der realen Vernetzung auf Konferenzen wie jener in Prag. Über diese lassen sich tragfähige Netzwerke spinnen und kommende gemeinsame Aktivitäten planen.