Aufstehen gegen Unrecht
6. Juli 2025
Vorbild gesucht? Ernst Grube ist eines! VVN-BdA-Onlineveranstaltung am 9. Mai
Aus Anlass der 80. Wiederkehr des Tages der Befreiung vom Faschismus lud die Bundesvereinigung der VVN-BdA am 9. Mai zu einer Begegnung mit dem Antifaschisten und Holocaustüberlebenden Ernst Grube ein – dank des Onlineformats der Veranstaltung spielten Entfernungen keine Rolle. Zum übergreifenden Thema »Mit der Erinnerung in der Gegenwart leben« entstand ein Mut machendes Dokument eines Zeitzeugen. Einführung und Moderation wurden souverän und zugewandt durch Maxi Schneider realisiert. Sie ist Historikerin und Referentin für Geschichts- und Erinnerungspolitik unserer Bundesvereinigung.
Eindrucksvoll schildert der heute 92jährige Ernst Grube wortgewandt chronologisch wichtige Stationen seines politischen Lebens – begleitet von dokumentarischen Fotos. 1932 wird Ernst Grube als eins von drei Geschwistern geboren; die Mutter ist jüdisch, der Vater evangelisch. Die Verfolgung der Familie beginnt mit der Vertreibung aus der Wohnung, führt zur Unterbringung der drei Kinder im Jüdischen Kinderheim und endet mit der Deportation der Mutter mit den Kindern nach Theresienstadt noch im Februar 1945. Da ist Ernst gerade einmal zwölf Jahre alt.
Er erlebt die Befreiung durch die Rote Armee. Wieder in München erkennt er befremdet, dass niemand etwas von seinen Erfahrungen im Faschismus hören will. Seine politische Heimat findet er in der FDJ, später in der KPD und dann in der DKP. Er ist begeistert von der Solidarität untereinander und dem gemeinsamen Aufstehen gegen Unrecht. Die selbstgemalten Parolen auf den Transparenten gleichen zum Teil heutigen Forderungen: »Nicht Wehrstellen, sondern Lehrstellen!«, »Wir bauen Schlepper, keine Panzer!«, »Nie wieder Hiroshima!«.
Verhaftungen und Gefängnisstrafen im Kalten Krieg, auch ein zeitweises Berufsverbot 1975, alles ist schwer zu ertragen, aber Ernst zieht den Kopf nicht ein! Er kämpft weiter gemeinsam mit Gleichgesinnten – organisiert in Gewerkschaft und Partei.
Seit den 80er Jahren engagiert er sich unermüdlich für die Erinnerungs- und Mahnarbeit: als Zeitzeuge in Schulen und auch als Mitglied in einer Initiative mehrerer Überlebender. Ihr Einsatz für eine Jugendbegegnungsstätte in der Gedenkstätte Dachau war letztlich erfolgreich.
Nunmehr existieren drei Dokumente, die das Wirken dieses wunderbaren standhaften Menschen widerspiegeln: diese Videoaufzeichnung (demnächst online), eine DVD (Film von Christel Priemer und Ingeborg Weber, »Ernst Grube, Zeitzeuge; Von einem, der nicht aufgibt«) und – besonders ansprechend für Jugendliche – eine Graphic Novel mit dem Titel »Zeit heilt keine Wunden« (siehe antifa-Januar-/Februarausgabe). Möge sein Beispiel auf fruchtbaren Boden fallen!