Organisiert kämpfen
6. Juli 2025
Die Antifaschistische Aktion Süd
Die Antifaschistische Aktion Süd ist im Herbst 2023 gegründet worden. Ihre Wurzeln liegen in einem Konzept, das Mitte der 2000er-Jahre in der revolutionären Linken entwickelt wurde. Grundlage ist die Idee, eine Organisation zu schaffen, die auf Basis eines materialistischen Gesellschaftsverständnisses den Kampf gegen Faschist:innen sowie ihre Strukturen organisiert und sich um ein antifaschistisches Bewusstsein in der Klasse der Lohnabhängigen bemüht. Die Organisation orientiert sich an der Idee der historischen Antifaschistischen Aktion: dem Angebot der Kommunist:innen, unter gewissen Voraussetzungen, gemeinsam gegen die Reaktion zu kämpfen. Sie ist auch der Versuch, diese Idee, angereichert mit Erkenntnissen, Kritiken und Erfahrungen der antifaschistischen Kämpfe der Jahrzehnte danach, in der Gegenwart neu zu entwickeln.
Ein gemeinsames Projekt
Wir sind ein generationsübergreifendes Projekt. Ein Teil unserer Organisation hat schon in den 2000ern Widerstand gegen Kameradschaften organisiert, ein anderer hat die Dresden-Jahre miterlebt und mitgestaltet, andere wiederum sind über den Aufstieg der AfD und die Solidarität mit Geflüchteten zu uns gestoßen. Die jüngste Generation hat sich über die Proteste gegen die rechte »Querdenken«-Bewegung und die Demos rund um die »Correctiv«-Enthüllungen politisiert.
Wir leben und arbeiten im Süden der Republik, ein seit jeher konservatives Terrain. Aktuell hat unsere Organisation neun Ortsgruppen, verteilt auf drei Bundesländer. Von der Millionenstadt München bis zur Pfälzer Kleinstadt ist alles dabei. Beides – der Mix der Generationen sowie die unterschiedlichen lokalen Voraussetzungen – sind Herausforderung und Chance zugleich.
Wer schon einmal auf dem Land gegen Nazis gekämpft hat, weiß, wie sehr sich die Realität dort von der in einer Unistadt unterscheidet. Die gleichen politischen Analysen können in eine völlig unterschiedliche Praxis münden, schließlich sind die Notwendigkeiten andere. Die Älteren von uns sind Kinder des gedruckten Wortes, für die Jüngeren ist TikTok Teil ihrer Politisierung gewesen. Wir versuchen Widersprüche nach vorne aufzulösen und voneinander zu lernen und zu profitieren. Die Organisation ist hier unsere Vermittlerin und zudem der Versuch, Kontinuität zu gewährleisten.
Uns ist eine lokale Verankerung und Praxis wichtig. Sie ist das Fundament, auf dem überregionale Organisierung funktionieren kann. Gleichzeitig schafft nur die überregionale Organisierung die Voraussetzung, den Feind effektiv und nachhaltig zu bekämpfen. Ein Widerspruch, den wir nicht immer konstruktiv lösen können. Schließlich gibt es immer und überall zu viel zu tun sowie zu wenig Ressourcen. Über die Organisation können wir gemeinsam Schwerpunkte setzen, uns unterstützen, Kräfte verschieben, sind schneller handlungsfähig usw.
Praxis und Debatte
Die Grundlagen für unsere Organisation haben wir maßgeblich in den 2010er-Jahren geschaffen. Einer Zeit, in der sich die radikale Linke in großen Teilen aus dem ehemals so dominierenden Arbeitsfeld Antifaschismus zurückgezogen hatte. Uns haben diese Jahre gutgetan. Hinter uns liegt über ein Jahrzehnt gemeinsame Praxis und Debatte (einige schmerzhafte Niederlagen inklusive). Wegen dieser Zeit können wir heute auf einen Erfahrungsschatz zurückgreifen, der uns hilft, in den sich zuspitzenden gesellschaftlichen Verhältnissen einen kühleren Kopf zu behalten und halbwegs handlungsfähig zu bleiben. Auch wenn wir sagen müssen: Am Ende werden wir in Anbetracht der Rechtsentwicklung bei Weitem nicht allen Notwendigkeiten gerecht.
Die Antifaschistische Aktion Süd ist bewusst kein Bündnis oder eine engere Vernetzung. Wir wollten eine Organisation. Eine Struktur also, die auf einer gleichen inhaltlichen Basis, gleicher Methodik und ähnlichen Strukturelementen verbindlich an unterschiedlichen Stellen einen gemeinsamen Kampf führt. Analysieren, ausprobieren, auswerten, vereinheitlichen. Das klingt klug, ist in der Praxis aber eine immense Herausforderung, die uns nur in Ansätzen gelingt.
An Notwendigkeiten orientiert
Wer gegen Nazis kämpft, der:die weiß, dass das ein Kampf ist, der sich an Notwendigkeiten orientiert, und dass selbstbestimmter Antifaschismus den staatlichen Behörden ein Dorn im Auge ist. Wir verzichten an dieser Stelle deswegen auf einen konkreteren Einblick in unsere internen Strukturen und Arbeitsweisen, sind aber an einem innerlinken Austausch interessiert.
Wir sind überzeugt davon, dass der Kampf gegen den Faschismus eine Aufgabe ist, die von vielen Menschen getragen und umgesetzt werden muss. Gleichzeitig ist es keine neue Erkenntnis, dass der erste Weg der Leute nicht zur »Antifa« führt – selbst wenn wir uns redlich bemühen, Hürden abzubauen. Auch deswegen sind wir Teil offener Antifatreffen und beteiligen uns am Aufbau von linken Bündnissen gegen Rechts. Als Angebote an andere, gemeinsam zu kämpfen. Gleichzeitig versuchen wir dort zu sein, wo gekämpft wird oder wo Unterstützung nötig ist.
Jede Menge zu tun
Wir organisieren Demos und Kundgebungen, Veranstaltungen, Lesekreise, Proteste und helfen beim Schutz gegen rechte Gewalt. Wir schreiben Aufrufe, Flugblätter und Broschüren, malen Banner und Schilder. Uns ist die Wichtigkeit antifaschistischer Recherche genauso bekannt wie die Notwendigkeit schneller Reaktion, wenn es brennt.
Wir bemühen uns um eine Erinnerungskultur und sind uns des internationalen Charakters des antifaschistischen Kampfes bewusst. Wenn ihr euch mehr für unseren politischen Ansatz interessiert, schaut gerne auf antifa-info.net vorbei.