Rückblick und Ausblick

geschrieben von Regina Girod

6. September 2025

Das Internationale Jugendtreffen in Buchenwald

Im April versammelten sich rund 500 junge Menschen aus zehn europäischen Ländern zu einem internationalen Jugendtreffen in der Gedenkstätte Buchenwald. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), der belgischen »Confédération Nationale des Prisonniers Politiques et Ayant Droits« (CNPPA) sowie dem »War Heritage Institute« in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD), den deutschen Lagergemeinschaften Buchenwald-Dora und der Initiative »Paint it red«.

Größte Delegation aus Belgien

Anlass war der 80. Jahrestag der Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald am 11. April 1945. Die größte Delegation reiste aus Belgien an, doch auch Jugendliche aus Ländern wie Portugal, Spanien, Italien und Ungarn nahmen teil. In geführten Rundgängen setzten sie sich mit der Geschichte des Ortes auseinander und gedachten auf vielfältige Weise der ehemaligen Häftlinge und Überlebenden.

Den emotionalen Höhepunkt des Treffens bildete ein gemeinsamer Gedenkweg: Vom Obelisken führte er über die sogenannte Blutstraße hin zum zentralen Mahnmal der Gedenkstätte – ein stilles Zeichen der Erinnerung und des Zusammenhalts über nationale Grenzen hinweg.

Auf der turnusmäßigen Beratung des Exekutivausschusses der FIR Anfang Juli in Budapest stand unter anderem eine Diskussion über das Jugendtreffen in Buchenwald auf der Tagesordnung. Bei aller Freude über die gelungene Veranstaltung und das Aufgehen der risikoreichen Finanzierung hatte es natürlich auch Probleme und Widersprüche gegeben, die besprochen werden sollten. Sie betrafen sowohl organisatorische als auch inhaltliche Fragen und konzentrierten sich vor allem auf die Frage, was bei einem nächsten Mal anders und besser gemacht werden könnte. Denn obwohl alle Beteiligten nach dem Jugendtreffen davon ausgegangen waren, dass es wohl das letzte dieser Art unter Beteiligung der FIR gewesen sei, hatte Jean Cordoen vom »War Heritage Institute« zu Beginn berichtet, dass es Verhandlungen mit der belgischen Bahngesellschaft darüber gebe, 2027 erneut ein Jugendtreffen in Auschwitz zu ermöglichen.

Unterschiedliche Erwartungen

Die beiden größten Probleme in der Vorbereitung und Durchführung des Jugendtreffens bestanden zum einen darin, dass die Zahl der beteiligten Mitgliedsverbände der FIR und ihre aktive Einbeziehung zu gering war, so dass die Hauptakteure allein von den organisatorischen Problemen bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gefordert waren, während andere Verbände das Jugendtreffen als eine Art Angebot betrachteten, das man annehmen oder ignorieren könne, ohne sich weiter einzubringen. Das trifft auch für die VVN-BdA zu. Im Bundesausschuss stand das Jugendtreffen zweimal auf der Tagesordnung, doch am Ende nahmen nur interessierte Einzelpersonen und Mitglieder von Leitungsgremien teil, keine einzige von der VVN organisierte Gruppe junger AntifaschistInnen. Da einige Mitgliedsverbände ihre Beteiligung bereits im Vorfeld aus finanziellen Gründen abgesagt hatten und die finanzielle Situation vieler Verbände aufgrund der politischen Entwicklungen immer schwieriger wird, beschloss das Gremium, in einer der nächsten Beratungen einen intensiven Erfahrungsaustausch zur Finanzierung antifaschistischer Arbeit auf die Tagesordnung zu setzen.

Zu wenig Gelegenheiten für Austausch

Das zweite Problem bestand darin, dass es für ein Jugendtreffen zu wenig Gelegenheiten für die Beteiligten für Begegnung sowie Austausch gab und generell kaum Raum für eigene geplante oder spontane Aktivitäten der Jugendlichen existierte. Der große Altersunterschied der Beteiligten (es waren auch Kinder darunter) und die Tatsache, dass für die Unterbringung der großen Zahl der TeilnehmerInnen die Kapazität von vier Thüringer Jugendherbergen nötig war, die zum Teil räumlich weit voneinander entfernt lagen, beschränkte das gemeinsame Erleben am Ende auf den Gedenkgang. Angesichts des gewaltigen Aufwandes in der Vorbereitung war das meiner Meinung nach zu wenig. Doch durch intensivere inhaltliche Vorbereitung unter Einbeziehung der Ideen und Möglichkeiten vieler Beteiligter könnten auch für dieses Problem neue Lösungen gefunden werden. Nutzen wir die kommenden beiden Jahre dafür.