Gewöhnungseffekt
8. Februar 2021
Nazi-Waffenhandel und die Reaktionen
Gleich mehrere rechte Waffenlager sind am 12. und 13. Dezember bei fünf Razzien in Österreich ausgehoben worden. Beschlagnahmt wurden 76 voll- und halbautomatische Waffen, über zwölf Pistolen, Sprengstoff, Handgranaten sowie rund 100.000 Schuss Munition. Die Waffen sollen durch Drogengeschäfte finanziert worden sein. Damit, so österreichische Ermittler, sollte möglicherweise eine deutschen Neonazimiliz aufgebaut werden. Verhaftet wurden der seit Jahrzehnten aktive Neonazi Peter Binder und vier Komplizen. Binder soll als Hauptverdächtiger die Waffenbeschaffung während seiner Haftfreigänge organisiert haben. Er saß wegen NS-Wiederbetätigung und anderer Vergehen gegen das Waffengesetz im Gefängnis Wien-Simmering ein. Der heute 53jährige Binder ist kein Unbekannter. So soll es Kontakte zwischen ihm und dem Umfeld des früheren NSU gegeben haben. Das BKA hatte bereits seit Oktober Kenntnis von den österreichischen Ermittlungen. Zwei Festnahmen hat es demnach auch in Bayern und Nordrhein-Westfalen gegeben.
Die Gefahr, die von bewaffneten Nazis ausgeht, kann kaum unterschätzt werden. Dennoch ist eine Tendenz zur Gewöhnung bei den Reaktionen zu beobachten, wenn wieder einmal ein Waffenlager entdeckt wird. Während der Fall in Österreich auch aufgrund der schieren Masse an Waffen Aufmerksamkeit erfuhr, blieben andere Meldungen weitgehend unbeachtet. So jene vom 8. Dezember, dass der Ex-NPD-Aktivist Alexander Reichl Drahtzieher einer Waffenlieferung aus Kroatien gewesen sein soll. Gegen ihn sowie mehrere Abnehmer werde nun ermittelt. Laut Zeugenaussagen waren die Waffen »für die AfD« bestimmt. Reichl trat 2016 der bayerischen AfD bei. Auch in Südspanien wurde zu Jahresende ein großes Waffenlager ausgehoben. Dabei handelte es sich vorwiegend um Kriegsgerät aus Osteuropa. Zwei deutsche Neonazis sollen diesen Waffenhandel zusammen mit einem Briten betrieben haben.
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