Teil des Widerstands
8. März 2022
Bei der Befreiung Griechenlands nahmen Kriegsversehrte eine wichtige Rolle ein
Vor 80 Jahren, im Januar 1942, fand mit der Demonstration der Kriegsinvaliden der Kämpfe von 1940/41 deren erste öffentliche Widerstandsaktion gegen die Nazibesatzer statt.
Die militärischen Auseinandersetzungen mit den angreifenden italienischen und deutschen Truppen 1940/41 hatten auf griechischer Seite zu zahlreichen Kriegsinvaliden geführt. Mit der bedingungslosen Kapitulation wurde nicht nur die griechische Armee aufgelöst, sondern auch die Unterstützung für ehemalige Soldaten beendet. Insbesondere die mehr als 15.000 Kriegsinvaliden von 1940/41, die in den 19 Krankenhäusern von Athen lebten, die Militärdivision von Kreta, die in Athen interniert war, aber auch die Invaliden aus anderen Regionen des Landes, die wegen ihrer Verwundungen in den Krankenhäusern blieben, benötigten Hilfe und medizinische Betreuung. Daher sahen sich die Kriegsinvaliden im Januar 1942 zu dem öffentlichen Protest gezwungen. Sie forderten eine Verbesserung der Situation in den Krankenhäusern und ihrer Lebensbedingungen, sowohl in Bezug auf die Verpflegung als auch auf die Unterbringung. Im Ministerium übergaben sie General Georgios Bakos ein Memorandum mit ihren Forderungen, die der jedoch als übertrieben ablehnte. Als die versammelten Kriegsinvaliden über die ablehnende Haltung des Generals informiert wurden, waren sie so erbost, dass Fenster des Ministeriums eingeschlagen wurden und Minister Bakos, der sich als Kollaborateur der Besatzer gezeigt hatte, gezwungen wurde, die Forderungen der Kriegsinvaliden zu erfüllen, wobei auch den Reservisten Kretas ein gewisser Lohn gezahlt wurde.
Sichtbar gegen Besatzung
Das war nicht die erste Aktion der Kriegsinvaliden. Ein sichtbares Zeichen gegen die Besatzung hatten sie gesetzt, als sie am 28. Oktober 1941 zusammen mit Studenten vor den Augen der italienischen Faschisten einen Kranz am Grabmal des Unbekannten Soldaten niederlegten. Als sich später 5.000 Kriegsinvaliden im Panathenaiko-Stadion versammelten, wurden sie von italienischen Besatzungssoldaten angegriffen, zahlreiche Behinderte wurden verhaftet und in Haftstätten und Konzentrationslager gesperrt, wo während der Besatzung viele Antifaschisten hingerichtet wurden.
Tatsächlich waren Kriegsinvaliden von 1940/41 an vielen öffentlichen Aktionen der Athener Bevölkerung während der Besatzungszeit beteiligt. So nahmen sie mit ihren von Krankenschwestern geschobenen Rollstühlen und mit ihren Krücken an Protestaktionen teil und forderten von der Besatzungsmacht Hilfen für ihr Überleben. Gleichzeitig entwickelten sie – gemeinsam mit den Organisationen der EAM (des politischen Arms der griechischen Widerstandsbewegung) – die Krankenhäuser zu »Widerstandsburgen« gegen die Besatzer, von wo aus sie mit allen Vorsichtsmaßnahmen am Kampf gegen die Naziokkupanten teilnahmen. An den Kundgebungen vom 3. März 1943 gegen die von General Löhr angeordnete allgemeine Arbeitspflicht und an den mehrtägigen Demonstrationen gegen den bulgarischen Einmarsch in Mazedonien im Juli 1943 nahmen die Kriegsversehrten an der Spitze des Zuges teil, wobei die Rollstühle von Krankenschwestern geschoben wurden.
283 kriegsversehrte Helden exekutiert
Die Widerstandsbewegung in den Krankenhäusern sahen auch die deutschen Besatzer und ihre Sicherheitsbataillone als großes Hindernis für ihre Pläne an. Zuerst versuchte man, die Invaliden aus den Krankenhäusern an einen anderen Ort zu verlegen. Dies stieß jedoch auf allgemeinen Widerstand, und die Verlegung wurde abgeblasen. Daher griffen Soldaten des Sicherheitsbataillons bei dem Versuch, die Widerstandsgruppen in den Krankenhäusern zu zerschlagen, am 30. November 1943 die Einrichtungen selbst an. Um zwei Uhr nachts blockierten sie alle Krankenhäuser, drangen in die Krankenstationen ein, warfen Rollstühle um, packten Amputierte, Querschnittsgelähmte und andere Bewegungsunfähige, verschleppten sie mit Lastwagen und brachten einige ins Gefängnis von Chatzikosta, andere ins KZ Chaidari. Im Morgengrauen exekutierten sie 283 kriegsversehrte Helden des Nationalen Widerstands. Sie haben den »Baum der Freiheit« gegossen, zusammen mit den anderen patriotischen Kämpfern, die mit der Waffe in der Hand, in den Gefängnissen und im Exil, in den Städten und Dörfern unseres Landes gekämpft und ihr Leben gegeben haben.
Ihre Kämpfe und ihr Beispiel sind ein anschauliches Vermächtnis für die gegenwärtigen und künftigen Kämpfe unseres Volkes und unserer Jugend. Deshalb ehrt die PEAEA-DSE heute diese Helden und Ideale des Nationalen Widerstands.
Der italienische Überfall auf Griechenland begann am 28. Oktober 1940. Das faschistische Italien erlitt in diesen Kämpfen schwere Verluste. Erst mit dem Balkanfeldzug der deutschen Wehrmacht ab April 1941 konnte die militärische Auseinandersetzung zugunsten der Achsenmächte entschieden werden. Das Königreich Griechenland kapitulierte am 23. April 1941, es folgte die Besetzung bis 1944.
Lesetipp: »Schwarzbuch der Besatzung«. Siehe kurzelinks.de/ schwarzbuch-besatzung