Er darf wieder reiten
7. November 2022
Winnetou und die »woken« Spielverderber:innen: Bild-Deutschland ist empört
Jedes Jahr im Sommer dieselbe Leier. Wenn der Bundestag pausiert, werden Meldungen zu Nachrichten, die sonst nur unter Vermischtes zu finden sind. 2022 gehörte dazu, dass der Ravensburger Verlag nach Kritik an seinem Buch über die Jugend Winnetous, dieses wieder zurückzog. Die Kritik kam von antirassistischen Gruppen, die Stereotype in der Beschreibung von Menschen der First Nations in den USA ausmachten. Das Werk ist als Begleitbuch zu einem Kinderfilm über die Jugend des berühmten erfundenen Häuptlings der Apachen erschienen.
Nachdem Bild die Meldung mit großen Lettern bekannt gemacht hatte, ließen sich die Wogen kaum noch glätten. Florian Hahn, CSU-MdB, gab den Ton vor. Er twitterte »#Winnetou ist ein Werk der Völkerverständigung und der Freundschaft. Daraus einen woken Shitstorm zu erzeugen ist schon armselig genug. Aber dass der Ravensburg-Verlag einknickt und das Buch vom Markt nimmt, ist ebenso feige wie absurd«. Der Begriff »woke« ist der neue Lieblingsbegriff der intellektuellen Rechten, um Menschen zu diffamieren, die für eine bessere Welt eintreten. Egal was – ob es um Menschenrechte, Demonstrationen gegen rechts oder den Klimaschutz geht. Nachdem den aufrechten Deutschen in den letzten Jahren schon die lieb gewonnene Bezeichnung für eine Schnitzelart genommen wurde, musste jetzt der Lieblingsindianer verteidigt werden. Schließlich ist er durch die Blutsbrüderschaft mit Old Shatterhand fast zum Deutschen geworden.
Bei der ARD war man so erschrocken, dass man erklärte, erstmal keine Karl-May-Filme mehr auszustrahlen. Der Nebensatz der Mitteilung wurde meist unterschlagen, nämlich dass der ARD seit 2020 ohnehin die Lizenz dazu fehlt. Schnell reagierte das ZDF: Dort darf der aufrechte Häuptling sowie sein Blutsbruder weiter durch die Prärie reiten und die Bösen jagen.
Markus Söder unterstütze seinen CSU-Kollegen Florian Hahn und teilte dessen Twitter-Beitrag zum Rückzug des Winnetou-Buches mit dem Hinweis, dass er »absolut« der gleichen Meinung sei. Sigmar Gabriel (SPD) bekannte auf Twitter: »Als Kind habe ich Karl Mays Bücher geliebt, besonders Winnetou.«