Nie wieder HJ

9. November 2025

Proteste gegen Gründung der AfD-Jugend Ende November in Gießen

antifa: Wie läuft die Mobilisierung gegen den Gründungsparteitag der AfD-Jugend in Gießen?

Sahra: Das gesamte Bundesgebiet macht sich bereit, um am 29. November nach Gießen zu fahren! Gemeinsam mit unterschiedlichen Initiativen, Vereinen und Gewerkschaften werden wir die Gründung der AfD-Jugend stoppen und uns dagegenstellen. Schon jetzt sind zahlreiche Kundgebungen an den Hessenhallen, wo der Gründungskongress stattfinden soll, geplant – unter anderem vom DGB und der Linken. Außerdem starten am Morgen Demonstrationen: Um 6.30 Uhr geht es vom Hauptbahnhof los, eine weitere Demo der Jusos und der Grünen Jugend beginnt um 7.30 Uhr. Sie führt ebenfalls zu den Hessenhallen.

antifa: Wie läuft die Anreise nach Gießen?

Sahra: Aus dem ganzen Bundesgebiet fahren Busse. In vielen Städten gibt es aktuell Mobiveranstaltungen, um mehr Menschen zu erreichen. Jetzt beginnt die heiße Phase, jede Unterstützung zählt. Mobilisierung ist ein gemeinschaftliches Projekt: Fragt Freund:innen, Familie, Kommiliton:innen, Kolleg*innen, Nachbar:innen, ja sogar Ex-Beziehungen – alle sind eingeladen, nach Gießen zu kommen.

antifa: Was plant »Aufstehen gegen Rassismus«?

Sahra: Wie bei früheren AfD-Parteitagen werden wir vor Ort deutlich machen, dass der AfD widersprochen werden muss. Unser Motto lautet »Nie wieder HJ«. Damit wollen wir auf die historische Kontinuität hinweisen, die sich in der »Generation Deutschland« zeigt. Das ist kein zufälliger Name: Schon das Logo erinnert mit dem Reichsadler an NS-Symbole, und die Abkürzung »GD« steht historisch für »Großdeutschland« und eine Nazielitetruppe.

Für uns ist »Nie wieder« keine leere Floskel, sondern gelebte politische Praxis. Der designierte Vorsitzende der neuen AfD-Jugend, der brandenburgische Landtagsabgeordnete Jean-Pascal Hohm, gilt als Vertrauter von Björn Höcke. Er pflegt Verbindungen zur »Identitären Bewegung«, zu Hooligans und Neonazis. Die AfD schafft mit der GD ein Testlabor, in dem rechte Ideen wachsen und sich radikalisieren sollen.

Hohm nimmt dabei eine gefährliche Scharnierfunktion ein – zwischen Parlament und Straßenmilieu. Das ist kein neues Phänomen in der AfD, doch die Dimension, die GD in Zeiten des gesellschaftlichen Rechtsrucks annimmt, ist bedrohlich. Hier vernetzen sich völkische und identitäre Kräfte direkt unter dem Dach einer Partei, die längst im Bundestag sitzt.

Unser Motto »Nie wieder HJ« ist auch eine klare Warnung: Die Parallelen zur Hitlerjugend sind offenkundig; die AfD versucht, eine neue nationalistische Jugendbewegung aufzubauen. Wir nehmen das sehr ernst und machen mit den Protesten in Gießen auch ein Versprechen. Der nächste AfD-Bundesparteitag findet im Juli 2026 in Erfurt statt, also Höckes Hochburg Thüringen. Wir werden uns auch dort widersetzen – laut, entschlossen und solidarisch. Jetzt liegt es an jedem Einzelnen, mit dazuzukommen!

Sahra ist im Team von »Aufstehen gegen Rassismus« eine der Sprecher:innen. Das Foto zeigt sie an der Seite von Thomas Willms, VVN-BdA-Bundesgeschäftsführer, bei den Protesten gegen den AfD-Bundesparteitag in Essen im Jahr 2024 (Foto: Christian Schneider/AgR).

Material gegen das Gründungstreffen der AfD-Jugend in Gießen ist unter shop.aufstehen-gegen-rassismus.de erhältlich

Das Interview führte Andreas Siegmund-Schultze