Dank an Jacob Appelbaum
25. Juli 2014
Preisgeld an antifaschistische Organisationen weiter gegeben
Die Journalistenkarriere Henri Nannens, einst einflussreicher Herausgeber des vage fortschrittlichen Magazins »Stern«, wird auch nach seinem Tod noch gefeiert – mit der Verleihung des »Henri-Nannen-Preises« für Journalismus. Begonnen hatte Nannens steiler Weg nach oben als einer von Hitlers Kriegsberichterstattern. Das zu benennen und zu problematisieren, blieb einem der diesjährigen Preisträger, dem Amerikaner Jacob Appelbaum, vorbehalten. Appelbaum hatte den Titel, nebst Nannen-Bronzebüste und Preisgeld, zunächst klaglos angenommen. Später sagte er: »Ich schäme mich dafür, aber ich brachte auf der Bühne kein Wort hervor. Ich spürte, dass ich eine begehrte Auszeichnung erhalten hatte, und gleichzeitig ein Stück von mir dabei verlor. Ich nahm die schwere Metallbüste – Henri Nannens Kopf – mit, und unser Siegerteam feierte, wie man einen solchen Sieg eben feiert.« Nun hat Nannen, könnte man sagen, in seinem Leben als Herausgeber und als Kunst-Mäzen tätige Reue geleistet. Vor allem durch die Henri-Nannen-Kunsthalle in Emden hat er dazu beigetragen einst als »entartet« geltende deutsche Kunst der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Preisvergabe ordnet sich aber ein in die aktuelle Version deutscher Großmannssucht: Es ist die peinliche Belobigung von Ex-Tätern bis hin zur Selbst-Auf-die-Schulter-Klopferei, die Bundespräsident Gauck bis zum Erbrechen beherrscht.
Appelbaum entschied sich, die Büste einzuschmelzen und das Preisgeld weiterzugeben und zwar an das »apabiz« in Berlin und die VVN-BdA, zwei Institutionen, die nicht zum Selbstbelobigungs-Netzwerk gehören. Dafür geriet er prompt wiederum unter Druck. Die VVN-BdA bedankte sich bei Appelbaum und wertete seine Geste als wichtiges historisch-politisches Statement und als Anerkennung unserer Vereinigung.