Editorial
25. Juli 2014
»Ihr Vermächtnis weitertragen« – so lautete das Motto des 5. Bundeskongresses der VVN-BdA, der Ende Mai in Frankfurt tagte. Delegierte und Gäste gestalteten und erlebten gemeinsam einen äußerst erfolgreichen, lebendigen und inspirierende Kongress. In mehreren Beiträgen dieser antifa versuchen wir, Eindrücke und Ergebnisse der Beratungen widerzuspiegeln. Die ausführliche Dokumentation des Kongressverlaufs und seiner Beschlüsse (einschließlich der am 6. Juli vom Bundesausschuss behandelten Anträge, die der Kongress nicht mehr geschafft hatte), findet sich auf unserer website www.vvn-bda.de.
Dass das Weitertragen des Vermächtnisses der Gegner und Verfolgten des Naziregimes künftig neue Herausforderungen bereithalten wird, zeigte sich z.B. bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, von der wir auf Seite 30 berichten. Die Tatsache, dass heute nur noch einzelne Verfolgte und Widerstandskämpfer am Leben sind, beflügelt Politiker und Historiker der Bundesrepublik in ihrem Ansinnen, den antifaschistischen Widerstand »ideologisch gereinigt« und historisiert nun auch in das offizielle Geschichtsbild zu integrieren
Die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der o.g. Eröffnungsveranstaltung ließ bereits aufscheinen, was in dieser Hinsicht zum 70. Jahrestag des Sieges über den Faschismus im nächsten Jahr erwartet werden kann. Mit dem Spezial dieser Ausgabe, in dem Kurt Pätzold den offiziellen bundesdeutschen Umgang mit Geschichte politisch und methodologisch analysiert, möchten wir die Diskussion zu diesem wichtigen Aspekt unserer Arbeit weiter fortsetzen.
Zum Vermächtnis der Gründerinnen und Gründer der VVN gehörte ihr meist lebenslanger Kampf gegen Neofaschismus und Rassismus. Diesen Teil des Vermächtnisses haben wir mit dem Aktionstag »Deutsche Stimme abschalten« am 21. Juni in Riesa erfolgreich aufgenommen. Diese Skandalisierung der unbehelligten Existenz des Hetzverlages der NPD in der sächsischen Provinz war überfällig.