Eltern, Kinder, Enkel
2. Mai 2016
Erfahrungen der »Kinder des Widerstands« finden positive Resonanz
Wir, die Gruppe »Kinder des Widerstandes – Antifaschismus als Aufgabe« waren überrascht und erfreut: Nach knapp drei Monaten mussten wir die zweite Auflage unserer Broschüre drucken lassen. Die erste Auflage war vergriffen!
Kurz ein paar Informationen: Die in der Gruppe Mitarbeitenden sind Kinder von Naziverfolgten, die entweder ins Ausland fliehen konnten und sich dort oft den jeweiligen Widerstandsbewegungen anschlossen oder von solchen Verfolgten, die in Deutschland Konzentrationslager oder Zuchthaus und Gefängnis erleiden mussten.
Viele Angehörige dieser Generation sahen es nach 1945 als ihre Aufgabe an, vor allem Jugendliche über alten und neuen Faschismus zu informieren; Zeitzeugen, die leider inzwischen verstorben sind oder so gebrechlich, dass sie nicht mehr an Veranstaltungen teilnehmen können.
Seit 2011 versuchen wir, diese Lücke ein wenig zu verkleinern, indem jetzt wir als Nachkommen in Schulen, Vereine, Organisationen gehen und dort informieren und diskutieren. Auch durch Zeitungsartikel, Mitwirkung an Radiosendungen (WDR), Betreuung von Ausstellungen und Beteiligung an Studienfahrten zu Gedenkstätten konnten wir inzwischen viele Menschen erreichen.
Oft wurden wir nach weiteren Einzelheiten zur Geschichte unserer Eltern und Großeltern gefragt und auch zu unserer eigenen Nachkriegsgeschichte.
Mit unserer ersten Broschüre, in der acht »Kinder« aus NRW sehr persönlich erzählen, wollten wir diesem Interesse nachkommen und auch versuchen, mit der Broschüre noch mehr Menschen zu erreichen. Es gibt längere Erzählungen, Episoden, Berichte – der Stil und auch die Herangehensweise an die Familiengeschichte ist ganz unterschiedlich.
Die Rückmeldungen von Leserinnen und Lesern waren ausnahmslos positiv. Stellvertretend drei Kommentare.
Jemand aus Recklinghausen schreibt: »Ich habe Euer Buch mit sehr großem Interesse gelesen. Es hat mich so in den Bann gezogen, dass ich es ohne Pause durchgelesen habe. Vieles kannte ich bereits, trotzdem habe ich noch viele wertvolle Informationen erhalten. Mein Exemplar des Buches habe ich an Freunde weitergegeben, weil ich es so informativ finde.« In ihrem weiteren Schreiben schlägt sie vor, in weiteren Artikeln stärker auf das Zusammenleben mit den Eltern einzugehen, ob und wie sie den Lebensweg beeinflusst haben, auf mögliche Differenzen mit ihnen und eigene Entscheidungen.
Interessant waren auch die Äußerungen einiger Leserinnen und Leser aus der ehemaligen DDR. Sie sagten übereinstimmend, dass sie solche Erzählungen wie die unseren natürlich kennen. Aber die Berichte, die sie über die 50er und 60er Jahre der BRD in der DDR hörten, wurden durch unsere Erzählungen bestätigt. Es war eben keine »DDR-Propaganda« sondern ganz reale bedrückende Erfahrung im »freien Westen«.
Der folgende Kommentar drückt treffend aus, was wir mit unserer Broschüre beabsichtigten: »In einer Zeit, in der aufgehetzte Bürger in Duisburg und anderswo wieder rassistische Parolen grölen, ist umso wichtiger die Erfahrungen des Faschismus weiter zu geben und aus dem Erleben und Handeln der Menschen, die darunter gelitten und sich gewehrt haben, zu lernen. Das Buch ›Kinder des Widerstands‹ macht uns bekannt mit Menschen, die sich engagieren und die Erfahrungen ihrer Eltern weitergeben. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu informieren und mit ihnen zu diskutieren, wie der Satz ›Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus‹ heute aktiv verwirklicht werden kann. Gerade die politische Bildung muss ihre Chancen nutzen, mit vielen Bürgern diese Fragen zu erörtern und Perspektiven des Handelns zu entwickeln. Es ist gut zu wissen, dass die Nachkommen der Menschen, die im Widerstand waren, bereit sind ihre Erfahrungen und Gedanken in der Öffentlichkeit zu diskutieren. In Duisburg haben wir die Gelegenheit.« (Achim Ziellenbach, Ev. Bildungswerk Duisburg, Fachbereichsleiter Politische Bildung)
Solche Rückmeldungen ermutigen uns, weitere Broschüren zu planen. Allerdings wollen wir nicht mehr Berichte aus ganz NRW in einem Buch zusammenstellen, sondern regionale Geschichten erfassen. Ein erstes Treffen für eine Broschüre »Bergisches Land« hat es schon gegeben, weitere z. B. für den Raum Köln, das Ruhrgebiet und den Raum Düsseldorf sollen folgen.