Marine hält zu NS-Täter

geschrieben von Regina Girod

20. August 2018

Die Marineschule Mürwik in Flensburg ist die Offiziersschule der deutschen Marine. Am 25. Mai wurde hier erneut an die besten Absolventen des Jahrgangs der Admiral-Johannesson-Preis verliehen, benannt nach einem Konteradmiral, der den Aufbau der Bundesmarine nach 1956 wesentlich mit geprägt hat. Auch in der neu gestalteten Aula der Schule soll Rolf Johannesson durch die Aufstellung seiner Büse geehrt werden. Doch kann dieser Admiral im Sinne des neuen Traditionserlasses der Bundeswehr überhaupt als Traditionsstifter gelten?

Die »Initiative gegen falsche Glorie« meint: nein! Noch Ende April 1945, wenige Tage vor Ende des 2. Weltkriegs, hat Johannesson als Gerichtsherr das Todesurteil gegen fünf Männer bestätigt, die versucht hatten, auf die Insel Helgoland überzusetzen, um dort eine weiße Flagge zu hissen und damit sinnlose Opfer in letzter Minute zu verhindern. Die Männer wurden festgenommen, zum Tode verurteilt und noch am selben Tag, am 21. April 1945, in Cuxhaven-Sahlenburg, hingerichtet. Unbestreitbar hätte Johannesson das verhindern können. Er tat es nicht und wurde damit zum NS-Täter.

Die Marine sieht das allerdings anders. Johannesson sei kein Anhänger des NS-Regimes gewesen, er habe sogar Gegnerschaft gezeigt. Dies habe ein Gutachten vom Zentrum für Marinegeschichte und Sozialwissenschaften ergeben.

Die Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz kommentiert den Vorgang in einem Brief an das Presse- und Informationszentrum der Marine so: »Wir empfinden die andauernde Verehrung von Admiral Johannesson durch die Marine der Bundeswehr als unerträglich und überfällig korrekturbedürftig. Der Versuch, diese Täterehrung durch den Hinweis auf eine `gebrochene Biografie` zu kaschieren, erscheint uns als perfide Realsatire.«