Erklärung des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
28. September 2019
»SAT 1-Filmproduktion über Roma provoziert Hassrede und Gewalt gegen Minderheiten«
Die in der Reihe Akte 20.19 gezeigte Pseudo-Dokumentation »Roma: Ein Volk zwischen Armut und Angeberei«, die am 07. August 2019 von SAT 1 ausgestrahlt wurde, diffamiert die Angehörigen von Sinti und Roma auf eine widerwärtige und rassistische Art. Der Zentralrat wird diesen Film, der sich ohne weiteres in die rassistische Tradition eines »Jud Süß« oder jenes Nazi-Propagandafilms über das Ghetto Theresienstadt »Der Führer schenkt den Juden eine Stadt« einreiht, bei seinem Treffen im September 2019 mit dem Israelischen Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, zum Thema machen.
Wie im NS-Film über Theresienstadt durchziehen den SAT 1-Film immer wieder Sequenzen, in denen Roma in unterschiedlicher Weise mit Ratten in Zusammenhang gebracht werden, insbesondere die Wohnsituation in den Ghettos in Rumänien wird so charakterisiert. Damit wird gleichzeitig diese menschenunwürdige Situation als vorgeblich der Mentalität von Roma entsprechende Lebensweise dargestellt – ohne den der desolaten Lage großer Teile der Roma-Bevölkerung zugrundeliegenden massiven Rassismus in ihren Heimatländern als Ursache zu benennen.
Die SAT 1-Produktion bringt unterschiedslos Roma-Gruppen aus unterschiedlichen Ländern mit Vorwürfen massiver Kriminalität zusammen. »Eine derartige pauschale Kriminalisierung und widerwärtige Diffamierung von Minderheiten wäre bislang gegenüber anderen Minderheiten unvorstellbar – gegenüber Roma in Europa gibt es für einzelne Medien und Filmproduzenten offenkundig keine Grenzen und keine Skrupel mehr. Mit Filmen wie dieser SAT 1-Produktion wird Haßrede im Internet provoziert, derartige Filme legitimieren Haß und Gewalt gegenüber Minderheiten und das ist eine große Gefahr für unsere Demokratie und für das Zusammenleben in Deutschland«, so Romani Rose in einer ersten Stellungnahme nach der Ausstrahlung.
»SAT 1 wie seit geraumer Zeit spiegel-tv wollen offenbar zunehmend rassistische Beiträge als Alleinstellungsmerkmal für sich reklamieren und sie bedienen mit derartigen Beiträgen dezidiert rechtsextreme Positionen. Sie tragen damit direkte Verantwortung für die zunehmende Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft«, erklärte Rose und fordert daher die Landesanstalt für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) auf, die Inhalte dieses Beitrags zu prüfen. Der Zentralrat wird über diese SAT 1-Produktion ebenfalls das Sekretariat des Europarates zum Rahmenschutzabkommen für nationale Minderheiten direkt informieren.