Der Widerstand wächst Antifaschistischer Protest gegen NS-Glorifizierung in Ungarn
23. März 2020
Am Samstag, dem 8. Februar, trafen sich Neonazis aus ganz Europa in Budapest und gedachten der sogenannten Helden des erfolglosen faschistischen Ausbruchsversuchs aus dem Kessel der Roten Armee im Februar 1945. Dieses Jahr traf das Neonazievent jedoch auf breiteren Protest als in den letzten Jahren.
Anders als noch 2019 mussten die anwesenden Neo-Nazis hinnehmen, dass ihre Kundgebung weiträumig von der Polizei umgittert wurde. Dies ist sicherlich ein Erfolg antifaschistischer Organisation und Kooperation. Ein Geschmäckle hinterließ dagegen die Tatsache, dass die ungarische Polizei es den Organisatoren der Legion Hungaria überließ, die Presseausweise und Taschen der anwesenden Journalisten zu kontrollieren. Die Naziaktivitäten an diesem Tag bestanden aus zwei Teilen, der Kundgebung der Legion Hungaria und der »Ausbruch-Wanderung«. Neonazis aus allen Ländern, einige in nachgemachten SS- und Wehrmachtsuniformen, manche mit Stahlhelmen, wieder andere komplett im Fleck-Tarn, aber auch vermeintlich normale wanderbegeisterte Ungarn in modernster Sportkleidung machten sich auf, um die Strecke des erfolglosen Aufbruchs abzulaufen.
Am Startpunkt dieses unter anderem durch die ungarische Hiking Association finanzierten, aber von Neonazis organisierten Events gab es Teilnahmehefte, mit denen man sich an den jeweiligen Kontrollpunkten Stempel abholen konnte. Die Strecke variierte zwischen 10 und 60 Kilometern. Dieser von den Neonazis groß als Ausbruch beworbene Marsch lief in weiten Teilen ohne jede Polizeikontrolle durch die Stadt. Die Normalität neonazistischer Symboliken in Ungarn wurde hier in aller Deutlichkeit klar.
Aber es gab auch antifaschistischen Widerstand. Noch vor den Nazis trafen sich ca. 200 Mitglieder der Roma-Community am Széll Kálmán Platz und zogen von dort gemeinsam in die Nähe des faschistischen Gedenkens am Városmajor-Denkmal. Etwa zur gleichen Zeit formierte sich auch der Protest von ca. 200 ungarischen und internationalen Antifaschistinnen, unter ihnen eine große Trommlergruppe, an der Rückseite des Denkmals. Der zuerst getrennte Protest verschmolz dann recht schnell zu einer gemeinsamen Aktion, bei der mehrere hundert Antifaschistinnen und Antifaschisten gezählt wurden. Neben diversen Roma-Fahnen wehten rote und schwarze Fahnen, Antifa-Fahnen und auch Fahnen der VVN-BdA im Wind und standen so exemplarisch für den gemeinsamen Widerstand gegen den Neo-Nazismus in Europa.