Editorial
27. Oktober 2020
In der letzten Ausgabe der antifa wurden die Corona-Leugner*innen beziehungsweise die Gegner*innen des Infektionsschutzes als Facette eines neuen »Irrationalismus« bezeichnet, dem mit Argumenten kaum beizukommen ist. Nunmehr wissen wir, dass es vielen Demonstrierenden schon lange nicht mehr, oder wahrscheinlich noch nie, um die Pandemie ging.
Trotz vieler Lockerungen beim Infektionsschutz, steigt die Zahl der Demonstrierenden, die Gruppen wie »Querdenken711« auf die Straße bringen. Ihnen geht es letztendlich um einen reaktionären Umbau des politischen Systems. Auch wenn der Virus irgendwann verblasst, wird uns das Thema weiter begleiten (S. 6).
Die Drohungen eines NSU 2.0, die Verstrickungen bis in Polizeikreise allerorten und die ausbleibenden Konsequenzen, auch sie werden uns künftig beschäftigen (S. 3).
Das Spezial widmet sich ebenfalls den bewaffneten Organen: Der Bundeswehr, ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft (ab S.13). Dazu gehört der Vorstoß, die Wehrpflicht wieder einzuführen, ein freiwilliges militärisches Jahr einzuführen und die Reserve aufzupumpen.
Noch ein Thema, das uns als Verband besonders betrifft, hat Platz im Heft: Der Streit um die Aberkennung unserer Gemeinnützigkeit geht in die nächste Runde (S.17, Länderseiten S.1).
Nach den Corona-bedingten Ausfällen gibt es wieder interessante Ausstellungen, deren Besuch mehr oder weniger lohnt (S. 27, 29 und 30). Besonders freuen wir uns über den Beitrag vom Peng-Kollektiv, das in Chemnitz mit einer Antifa-Ausstellung einen kleinen Skandal provoziert hat (S.9).
In eigener Sache: Für Irritationen sorgte unser letztes Titelbild (BlackLivesMatter-Demo in Berlin). Den jungen Leute hätte es an Abstand in Coronazeiten gemangelt. Nur kurz dazu: Wir fanden diese Demo, immerhin die größte außerhalb der USA zum Mord an George Floyd, und die sich neu organisierende Migrantifa-Bewegung so beachtenswert, dass wir das würdigen wollten. Das sollte kein Statement gegen den Infektionsschutz sein.