Lebendiger Gedenkort

geschrieben von Míša, Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V.

1. November 2024

Antifa-Erinnerungsarbeit am ehemaligen Jugendkonzentrationslager Uckermark

In Brandenburg bei Fürstenberg an der Havel liegt das ehemalige Jugendkonzentrationslager und der spätere Vernichtungsort Uckermark. In der Zeit zwischen 1942 und 1945 wurden dort Mädchen* und junge Frauen* inhaftiert, gefoltert, zur Zwangsarbeit gezwungen und ermordet. Am Ende des Krieges zwischen Januar und April 1945 haben die Nazis das KZ zu einem Vernichtungsort umfunktioniert. In dieser kurzen Zeit wurden hier mindestens 5.000 Menschen umgebracht. Lebendiger Gedenkort weiterlesen »

Ein gutes Urteil

geschrieben von Silvio Lang

1. November 2024

VVN-BdA überwiegend erfolgreich in Gerichtsverfahren gegen Firma Hentschke Bau

Nach gut anderthalb Jahren Rechtsstreit aufgrund der Klage der Firma Hentschke Bau und ihres Geschäftsführers Jörg Drews gegen die VVN-BdA Sachsen, ist nun ein letztinstanzliches Urteil am Oberlandesgericht Dresden (OLG) gefallen. In der ersten Instanz vor dem Landgericht Dresden hatte der Richter, selbst Ex-AfD-Mitglied, dem Kläger in allen Punkten Recht zugesprochen. Das OLG hat das Urteil nun in den wesentlichen Punkten korrigiert. Lediglich im Fall der zitierten Aussage einer anonymen Quelle bleibt es dabei, dass diese nicht weiter veröffentlicht werden darf. Im Sinne des Schutzes der Quelle nehmen wir dies hin, da wir gegenüber einer berichtenden Person im Wort stehen. Zudem ist es ein Nebenaspekt des Artikels. Ein gutes Urteil weiterlesen »

Nius bekommt Fernsehlizenz

geschrieben von Janka Kluge

1. November 2024

Finanzstarkes rechtes Medienprojekt expandiert weiter und will ein Scharnier sein zwischen CDU und AfD

Der Exchefredakteur von Bild, Julian Reichelt, ist seinem Ziel, einen bundesweiten TV-Sender zu besitzen, nähergekommen. Nach seinem Rauswurf bei dem Klatschblatt hat Reichelt mit Rome Medien eine eigene Mediengruppe aufgebaut, die sich vorwiegend auf Inhalte via Social Media spezialisiert. Unklar ist, wie Reichelt jüngst den neuen Sponsor für seine Plattform Nius, Frank Gotthardt, für sich gewinnen konnte. Gotthardt ist Milliardär und hat nach eigenen Schätzungen in der Vergangenheit über 500 Millionen in das neue Medienprojekt gesteckt. Hinter Nius steckt die Betreiberfirma Vius SE & Co. KGaA. Nius bekommt Fernsehlizenz weiterlesen »

Plakatierte Geschichte

geschrieben von Peter Nowak

1. November 2024

Antifaplakate aus Thüringen seit 1990 in einem neuen Buch

Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck, es handele sich um ein Plakat der autonomen Antifabewegung der 1990er-Jahre. Zu sehen sind vermummte Personen – mal allein, mal in einer Demo. Aufgerufen wird zu einem Protest gegen ein Neonazizentrum im thüringischen Saalfeld am 11. Oktober 1997, unter dem Motto »Den rechten Konsens brechen«. Doch beim näheren Hinsehen gibt es eine Irritation. Denn in dem Textfeld auf dem Plakat kann man erfahren, dass die Demo nicht nur von Antifagruppen aus dem gesamten Bundesgebiet unterstützt wird. Auch FDP-Politiker*innen, DGB-Ortsgruppen und mehrere Einzelgewerkschaften sowie der Landesverband Thüringen von Bündnis 90/Die Grünen hatten aufgerufen.

Wir sehen hier das Dokument einer Antifademonstration, zu der neben der damals noch mobilisierungsstarken autonomen Antifabewegung auch Bündnispartner*innen aus dem gewerkschaftlichen und linksliberalen Lager aufgerufen hatten. Diese Demonstration sorgte wochenlang für Schlagzeilen – auch bundesweit. Denn sie wurde von der Polizei verboten. Zuvor war über Wochen von Medien und Politiker*innen Stimmung gemacht worden. Die Folgen waren das Demoverbot und ein großes Aufgebot an Polizei, die auf den Autobahnen in Thüringen Busse und Autos anhielt, in denen sie potentielle Demonstrant*innen vermutete. Alles zur Freude der Neonazis, die auch selbst noch ihre Gegner*innen angriffen. Die linke Wochenzeitung Jungle World beschrieb die Gemengelage treffend: »Militante Neo-nazis, die Stadt Saalfeld und der SPD-Innenminister Richard Dewes verhinderten gemeinsam die Antifa-Demo im thüringischen Saalfeld«. Plakatierte Geschichte weiterlesen »

Gefahr erkannt

geschrieben von Holger Elias

1. November 2024

Brief zur Debatte um den gewerkschaftlichen Beitrag gegen rechts

Die Auseinandersetzung zwischen der VVN-BdA Thüringen (siehe unten) mit der Autorin Regina Girod dreht sich um die Rolle des DGB im Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus, insbesondere im Hinblick auf die AfD. Beide Seiten erkennen die Gefahr, die von der AfD ausgeht, doch der Streitpunkt liegt in der Einschätzung, wie wirksam und sichtbar die Gewerkschaften, insbesondere der DGB, diesen Herausforderungen begegnen.

Girods Hauptkritik richtet sich gegen die fehlende Sichtbarkeit eines breiten organisierten Widerstands des DGB gegen Rassismus und gesellschaftliche Spaltung. Sie argumentiert, dass Gewerkschaften wie Ver.di zwar in antirassistischen Arbeitskreisen und Aktionen gegen rechts engagiert seien, doch der DGB als Organisation nicht klar genug Position beziehe und zu wenig Widerstand gegen die tiefergehende gesellschaftliche Spaltung organisiere, die durch die AfD befördert wird. Girod erwartet, dass der DGB nicht nur auf ökonomische Themen wie Mindestlohn oder Tarifbindung fokussiert, sondern die tieferen gesellschaftlichen Gefahren adressiert, die von der AfD ausgehen. Gefahr erkannt weiterlesen »

Gedenkstättenlandschaft in Gefahr

geschrieben von Ulrich Schneider

1. November 2024

Rechtsentwicklung und Erinnerungsarbeit

Die politische Rechtsentwicklung verbunden mit dem massiven Vormarsch der AfD nicht nur in den östlichen Bundesländern bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Geschichts- und Erinnerungsarbeit. Schon zuvor hat die AfD mit parlamentarischen und politischen Vorstößen versucht, Einfluss auf die Arbeit an Gedenkorten, in Gedenkstätten und von zivilgesellschaftlichen antifaschistischen Initiativen zu nehmen. Solche Vorstöße fanden nicht nur in östlichen Bundesländern statt, sondern zum Beispiel auch in Hessen, wo die AfD im Kasseler Stadtparlament einer Jugendbildungseinrichtung die städtische Förderung streichen lassen wollte, weil diese gemeinsam mit der Kasseler VVN-BdA antifaschistische Stadtrundgänge »Auf den Spuren der Erinnerung« anbot. Das galt in den Augen der AfD-Fraktion als »Zusammenarbeit mit einer linksextremistischen Organisation«. Dieser Vorstoß wurde damals fraktionsübergreifend zurückgewiesen, macht aber deutlich, welche Instrumente die parlamentarischen Möglichkeiten bieten, um antifaschistische Gedenk- und Erinnerungsarbeit zu behindern. Gedenkstättenlandschaft in Gefahr weiterlesen »

Alles zu tun

geschrieben von Eva Hackenberg

1. November 2024

Vor gut 100 Jahren wurde die Antifaschistin und Musikwissenschaftlerin Inge Lammel geboren

Als vor 86 Jahren, in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, die Synagogen brannten, wurde mein Großvater Julius Rackwitz von zu Hause abgeholt und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Seine 14jährige Tochter Inge floh in dieser Nacht vor den Nazihorden aus der jüdischen Haushaltungsschule Lehnitz bei Oranienburg (Brandenburg). Zu Hause angekommen, war der Vater schon weg – Inge spricht vom ersten wahren Schock in ihrem Leben. Als ihr Vater kurz vor Weihnachten kahl geschoren nach Hause kam, wurde er aufgefordert, schnellstens Deutschland zu verlassen. Die Eltern beschlossen: Zuerst müssen die Kinder weg! Alles zu tun weiterlesen »

Unbewusstes Gedenken

geschrieben von Jana Lubinova und Ruben Schenzle

1. November 2024

In der Slowakei wurde an den 80. Jahrestag des Nationalaufstands 1944 erinnert

Am Tag vor dem großen Jubiläum am 29. August 2024 ist in der Stadt Banská Bystrica Großreinemachen angesagt. Am Museum des slowakischen Nationalaufstandes schrubben Arbeiter mit Hochdruckreinigern die Fassade des als zweigeteilte Betonblase konstruierten Gebäudes. Selbst der letzte Grashalm wird aus den Fugen zwischen den Pflastersteinen entfernt. Zur selben Zeit errichten Soldaten die große Bühne, auf der tags drauf die Politprominenz des Landes spricht. Wie uneindeutig die Slowakei mit dem Gedenken an jenen heroischen Versuch der Selbstbefreiung umgeht, wird rund um den Jahrestag besonders deutlich. Unbewusstes Gedenken weiterlesen »

Hinauf zur Schneekoppe

geschrieben von Peps Gutsche

1. November 2024

Bildungsreise zum Thema Nationalsozialismus im Riesengebirge

Jedes Jahr führt der in Pirna ansässige Verein AkuBiZ Bildungsreisen in Europa zur Geschichte des Nationalsozialismus durch. Vom 5. bis 11. Oktober 2024 ging es in die atemberaubende Grenzregion des Riesengebirges.

Insgesamt 18 Personen waren eine Woche gemeinsam auf den Spuren von Besetzung und Widerstand im Riesengebirge und der Grenzregion zwischen Tschechien und Polen unterwegs. Am ersten Abend gab es am Ausgangspunkt Vrchlabí einen Einführungsvortrag zur Geschichte des Riesengebirges. Vrchlabí selbst liegt auf der Sprachgrenze und war bis zur Entstehung der Tschechoslowakei 1918 zum größten Teil deutschsprachig. Nach 1945 wurde die Stadt tschechisch, und nur sehr wenige deutschsprachige Personen blieben, darunter jene in »gemischten« Ehen und ausgewiesene Antifaschist*innen. Viele andere Sozialdemokrat*innen und Kommunist*innen hatten jedoch bereits kurz vor dem Münchner Abkommen 1938 die sudetendeutschen Gebiete in Richtung Tschechoslowakei verlassen. Hinauf zur Schneekoppe weiterlesen »

Am Scheidepunkt

geschrieben von André Wartmann

1. November 2024

Die USA vor den Präsidentschaftswahlen und die Zerrissenheit der Linken

Die USA sind bekanntermaßen im Jahr der Präsidentschaftswahlen. Beim Blick in die medialen Debatten der letzten Monate, wird schnell klar, warum viele in den USA das Duell Trump vs. Harris am 5. November als eine Art Schicksalswahl begreifen. Dieser Eindruck wird nicht nur in den Medien und auf Social Media deutlich, auch wer sich aktuell auf den Straßen zwischen North Dakota und Texas sowie zwischen Kalifornien und Virginia bewegt, erhält den besten Eindruck von einer Nation, die mit sich selbst nicht im Reinen ist: Wo Menschen Angst vor dem haben, was kommen könnte, und wie sie ihre ganz eigenen Methoden entwickeln, damit umzugehen.

Während in Großstädten, wo vor allem demokratische Wähler*innen leben, ein Ausbau des Repressionsapparats und die Beschneidung von Minderheitenrechten befürchtet werden, decken sich andere auf dem Land mit Waffen ein, um eine »Sozialistin« zu verhindern. Ganz so einfach ist es am Ende natürlich nicht. Auch fern von New York, Chicago und Los Angeles organisieren sich Menschen gegen eine Wiederwahl Donald Trumps. Doch fährt man durch die ländlich geprägten Bundesstaaten, wie Ohio und Pennsylvania, hat man den Eindruck, die Wahl sei hier schon entschieden. Auf jedem zweiten Grundstück finden sich Schilder, die zur Wahl Donald Trumps aufrufen. Die beiden Bundesstaaten im Nordosten der USA gehören zu den sogenannten Swing States, in der die Mehrheit der Wähler*innen abwechselnd mal mehr die Demokraten, mal die Republikaner gewählt haben. Bei der letzten Wahl lag hier Joe Biden vorne, davor Trump. Nach den aktuellen Prognosen ist auch diesmal die Entscheidung völlig offen. Die Kandidatur von Kamala Harris hat das bislang nicht geändert. Zwar hoffen viele Demokraten, dass ab Januar 2025 sie im Weißen Haus sitzen wird, doch Teile der radikalen Linken sind sich nicht sicher, ob sie Harris wählen wollen. Das könnte fatale Folgen haben.

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