Und heute?

4. Juli 2024

Digitale Minigames sollen NS-Zeit mit Alltag Jugendlicher in Gegenwart verbinden

Zum 75. Jahrestag des Grundgesetzes stellen die Arolsen Archives ihr neues digitales Bildungsangebot für die Generation Z vor: »und heute?« ist eine digitale Lernumgebung. In sieben interaktiven Mini-games geht es um NS-Geschichte und Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe seit 1945. Die Spiele sollen dabei helfen, Jugendliche zu erreichen und für demokratiefeindliche Tendenzen zu sensibilisieren. Und heute? weiterlesen »

Angriffe auf Freiheiten

geschrieben von Bernd Kant

4. Juli 2024

75 Jahre Grundgesetz: »Demokratischer Ratschlag« in Bonn

Die Gesprächspartner des »Demokratischen Ratschlag« am 22. Mai in Bonn beleuchteten nicht nur 75 Jahre Grundgesetz als »Erfolgsgeschichte«, sondern auch die gleichzeitigen Angriffe auf die dort verankerten demokratischen Rechte und Freiheiten.

Maike Finnern, GEW-Bundesvorsitzende, würdigte das Grundgesetz, kritisierte aber den aktuellen Weg staatlicher Institutionen, extrem rechte Bewerber aus dem öffentlichen Dienst fernzuhalten, als Wiederauflage der Fehler des »Radikalenerlasses«. Man spreche von »Extremisten« und billige dem Verfassungsschutz die Interpretationshoheit über diesen Begriff zu. Gleichzeitig werden die Instrumente des Rechtsstaates eingeschränkt. Prof. Josef Foschepoth präsentierte den Teilnehmenden seine Forschungsergebnisse zum KPD-Verbot. Besondere Aufmerksamkeit erzielte er mit einer Tabelle der politischen Gerichtsverfahren gegen NSDAP-Mitglieder und KPD-Anhänger in den Jahren der Adenauer-Regierung. Auf einen angeklagten NSDAP- oder SS-Angehörigen, die zumeist wegen schwerer »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« angeklagt waren, kamen mehr als sieben Angeklagte der KPD, die zumeist wegen Verstoß gegen das KPD-Verbot verurteilt wurden. Rechtsanwalt Joachim Kerth-Zelter (Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen) behandelte das Asylrecht und seine historische Begründung. Gleichzeitig erinnerte er an die ersten Einschränkungen nach den rassistischen Übergriffen Anfang der 1990er Jahre, an die weitgehende Abschaffung und Konterkarierung durch eine massive Abschiebepolitik der Bundesregierung, für die es nicht einmal der AfD bedarf. Angriffe auf Freiheiten weiterlesen »

70.000 in Essen

4. Juli 2024

Antifaschistische Massenproteste gegen AfD-Bundesparteitag in NRW-Metropole

Am Wochenende 29. und 30. Juni, kurz vor Drucklegung dieser Ausgabe, haben in Essen laut Bündnis »Widersetzen« rund 70.000 Menschen gegen den AfD-Bundesparteitag protestiert. Bereits am Freitag hatten sich Tausende Antifaschist:innen an einer Ravedemo gegen rechts beteiligt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, ging immer wieder äußerst rabiat mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Demonstrant:innen vor und nahm zahlreiche in Gewahrsam. 70.000 in Essen weiterlesen »

Alles neu in Schnellroda?

geschrieben von Janka Kluge

4. Juli 2024

IfS-Verein aufgelöst: Kubitschek schützt sein »Werk« vor Verbot

Nachdem im Zusammenhang mit dem rechten Treffen in Potsdam Ende November 2023 auch der Name Götz Kubitschek immer wieder genannt wurde, hat dieser Mitte Mai eine Neuorganisation seines Instituts für Staatspolitik (IfS) und des dazugehörigen Antaios-Verlags vollzogen. Das IfS in Schnellroda wurde durch Kubitschek bereits im Jahr 2000 begründet. Zweimal im Jahr haben seitdem Akademie-veranstaltungen stattgefunden, bei denen die politische Ausrichtung diskutiert und neue Projekte entwickelt wurden. Bei diesen Diskussionen waren beispielsweise Mitglieder der »Identitären Bewegung« (IB) stets ebenso -beteiligt wie führende Mitglieder der AfD. Die Vorstellung der millionenfachen »Remigration« von Menschen aus Deutschland ist im Saalekreis und nicht erstmals auf dem von AfD-Mitgliedern, finanzschweren Unterstützern rechter Gruppen und dem führenden IB-Strategen Martin Sellner frequentierten Treffen in Potsdam entwickelt worden. Alles neu in Schnellroda? weiterlesen »

AfD bestreiken

geschrieben von Markus Roth

4. Juli 2024

Fit machen gegen die Machtübernahme

Einen »Riesenerfolg« nennt Thüringens CDU-Chef Mario Voigt die Ergebnisse der Kommunalwahlen vom 26. Mai bzw. die Tatsache, dass die AfD mit 26 Prozent (8 Prozent mehr als bei der letzten Kommunalwahl) »nur« zweitstärkste Kraft in Thüringen geworden ist und in der Stichwahl am 9. Juni keines der neun Landrats- oder Bürgermeisterämter erringen konnte. Auch die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) schaut nur auf die Spitzenpositionen, wenn sie zu Protokoll gibt: »Viele Menschen wollen auf keinen Fall von der AfD regiert werden«. Der Präsident des Thüringer Städte- und Gemeindebunds, Michael Brychcy (CDU), sieht es pragmatisch und will die AfD selbstverständlich an den Regierungsgeschäften (er nennt es »Sachfragen«) beteiligen. Denn in neun von 22 Wahlkreisen hat die AfD ohnehin die Mehrheit in den Kommunalparlamenten und wird zusammen mit der CDU die Geschicke der Kreise und Ortschaften nun auch formal legitimiert bestimmen. Zu dieser, auf großer Bühne verdeckten, Wahrheit gehört, dass die ausgerufene »Brandmauer« für die Kommunalpolitik noch nie galt – wie Anika Taschke und Steven Hummel von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in ihrer umfangreichen Studie zur Zusammenarbeit der Parteien für die Zeit 2019 bis Ende 2023 nachgewiesen haben. Doch was bedeutet diese galoppierende Normalisierung der AfD für die Gegner*innen ihrer Politik? Auf was müssen wir uns vorbereiten, um nicht nach den Landtagswahlen im September in Panik zu geraten? Abseits vom hektischen Tagesgeschäft gibt es seit fast einem Jahr eine Paralleldiskussion zum Überwintern unter AfD-Regierungsbeteiligung. Daran beteiligt sind alternative Jugend- und Kulturzentren, Einrichtungen der politischen und historischen Bildung, Träger der Sozialhilfe, Inklusions- und Integrationsprojekte, die um ihre Zukunft bangen und vereinzelt auch Parteienvertreter*innen und gewerkschaftliche Akteure, die die Staatsbediensteten in Verwaltung und Bildungseinrichtungen vertreten. AfD bestreiken weiterlesen »

VVN in Nöten

geschrieben von Bernd Kant

4. Juli 2024

Beitrag der Stuttgarter Nachrichten von 1949 zeigt Denken in neuer BRD auf

Mit dieser reißerischen Überschrift machten die Stuttgarter Nachrichten vor 75 Jahren einen Kommentar auf, der – just am Tag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, am 23. Mai 1949 – die Überflüssigkeit einer antifaschistischen Vereinigung belegen sollte. In unserem Archiv findet sich dieser Zeitungsausschnitt, der hier im Wortlaut wiedergegeben wird. Zeigt er doch eindrucksvoll das Denken und die politischen Themen in der frühen BRD (siehe Spalte).

Man könnte es sich einfach machen, und darauf verweisen, dass die Organisation – lebendig und aktiv – auch 75 Jahre nach diesem Kommentar in der politischen Landschaft präsent ist. Aber der Artikel zeigt, wie die etablierten Kräfte der neu gegründeten BRD eine Organisation der Frauen und Männer aus Widerstand und Verfolgung lieber heute als morgen eliminiert hätten. Immerhin waren die Stuttgarter Nachrichten eine durchaus angesehene Tageszeitung, die in damaliger Sicht eine überregionale Bedeutung hatte. VVN in Nöten weiterlesen »

Heute gemeinsam!

4. Juli 2024

1933 hätte durch solidarisches Handeln verhindert werden können. Aufruf von Nachkommen des Widerstands

Wir – die diese Botschaft unterschrieben haben – sind Töchter, Söhne, Enkel*innen von Menschen, die vor und in der Nazizeit Widerstand leisteten.

Unsere Eltern und Großeltern traten meist schon vor 1933 dafür ein, Faschismus und Krieg zu verhindern. Sie kamen überwiegend aus dem Arbeiterwiderstand – Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Kommunisten – und gehörten zu den ersten, deren Organisationen zerschlagen und deren Mitglieder in Konzentrationslager verschleppt, ins Exil getrieben oder ermordet wurden, unter ihnen auch jüdische Verfolgte.

Zu ihren bittersten Erkenntnissen gehörte, dass die Faschisten 1933 nicht an die Macht kamen, weil sie stärker waren als ihre Gegner, sondern weil ihre Gegner sich nicht rechtzeitig zusammenfanden. Heute sollte jeder wissen, was »Faschismus an der Macht« bedeutet! Heute gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn wir den faschistischen Kräften nicht gemeinsam entschlossen entgegentreten. Heute gemeinsam! weiterlesen »

Aufschwung in Europa

geschrieben von Ulrich Schneider

4. Juli 2024

Der Sommer des antifaschistischen Widerstandes 1944

Die an allen Frontabschnitten sich abzeichnende militärische Niederlage des deutschen Faschismus und seiner Verbündeten führte im Sommer 1944 zu einem Aufschwung des antifaschistischen Widerstandes in ganz Europa. Der Vormarsch der sowjetischen Streitkräfte an der Ostfront konnte von den Achsenmächten nicht mehr gestoppt werden. Trotz der Taktik der »verbrannten Erde« der faschistischen Armeen wurden große Teile der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und der Belorussischen Sozialistischen Sowjetrepublik befreit. Gleichzeitig erreichte die Rote Armee die Karpaten und die östlichen Gebiete Polens. Während nach der Invasion der anglo-amerikanischen Truppen in Italien und der Absetzung Mussolinis im Sommer 1943 ein wichtiger Verbündeter ausfiel, wurde der Krieg seit Anfang Juni 1944 mit der Operation »Overlord«, der Invasion in der Normandie, für die Okkupationstruppen endgültig zu einem Zweifrontenkrieg.

Unter diesen Voraussetzungen gewann der antifaschistische Befreiungskampf in allen vom deutschen Faschismus noch besetzten Gebieten deutlich an Fahrt, wollten doch die Partisanen ihren Beitrag zur militärischen Schwächung der Besatzungsmacht und damit zur Befreiung ihrer eigenen Heimat leisten. Der bewaffnete antifaschistische Widerstand hatte einen bedeutenden Anteil daran, dass die faschistischen Truppen gezwungen waren, ihre Kräfte nicht nur an den jeweiligen Frontabschnitten den alliierten Streitkräften entgegenzustellen, sondern sie waren gezwungen, ihre militärische Kraft gleichzeitig zur Unterdrückung der antifaschistischen Kräfte in den okkupierten Ländern einzusetzen. Das entlastete die kämpfenden Truppen der Anti-Hitler-Koalition an den jeweiligen Frontabschnitten. Aufschwung in Europa weiterlesen »

Lebenslang gegen Nazis

geschrieben von Ernst Antoni

4. Juli 2024

Max Oppenheimer: KZ, Exil – und danach stets aktiv

Am 15. August ist es 30 Jahre her, dass uns Max Oppenheimer nach schwerer Krankheit für immer verließ. Er gehörte, am 20. Oktober 1919 geboren, zu jener Generation junger Menschen, die wegen ihrer Herkunft – bei Max war es seine jüdische Familie – ihrer Lebensweise  oder ihrer politischen Aktivitäten gegen das sich ankündigende NS-Regime und dessen Verursacher verfolgt, eingesperrt, ermordet wurden. Max war einer der wenigen, denen es noch gelang, nach einer kurzen Inhaftierung in Dachau, in andere, gewisse Sicherheiten versprechende Länder zu flüchten. Hier war es die Schweiz, auf die dann nach diversen Auswanderungsversuchen England folgte.

Auch dieses Exilland, das, wie Oppenheimer lernen musste, sich ähnlich verhielt, wie schon in der Schweiz erfahren, gab ihm anfangs wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Umso interessanter deshalb, dass sich just in diesem Umfeld mit britischen Unterstützer:innen deutsche Exil-Communities entfalten konnten, denen aktiv am Kampf gegen das Naziregime gelegen war. All dies spielte auch später wieder eine Rolle, sowohl in der alten BRD (die als Jüdin verfolgte Ruth Jakusch wurde erste Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau) als auch in der DDR (vgl. antifa Nov./Dez. 2023, S. 21 zu Fred Dellheim). Lebenslang gegen Nazis weiterlesen »

Kampfverbände der Arbeiter

geschrieben von Maria Krüger

4. Juli 2024

Vor 100 Jahren: Antifaschistischer Selbstschutz

Bekannt ist die »Rote Ruhrarmee«, die sich im Frühjahr 1920 gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch stellte. Nach der Niederlage der Putschisten und dem »Bielefelder Abkommen« zwischen Reichsregierung und Gewerkschaften und Parteien, das zur Niederlegung der Waffen führte, gab es jedoch einen Rachefeldzug von Reichswehr und Freikorpsverbänden gegen die Kämpfer der »Roten Ruhrarmee«, dem mehr als tausend Arbeiter zum Opfer fielen.

Daraufhin organisierte die KPD Ende 1920 einen »antimilitaristischen Apparat« und baute als Schutzformation sogenannte Proletarische Hundertschaften auf. Diese erwiesen sich im Jahr 1923 in den Kämpfen um die Arbeiterregierungen in Thüringen und Sachsen als wichtig, waren jedoch den Reichswehrformationen hoffnungslos unterlegen. Ende November 1923 wurden sie, wie auch die öffentliche Tätigkeit der KPD, von der Reichsregierung verboten. Kampfverbände der Arbeiter weiterlesen »

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