»Das ist eben eine Waffe«

geschrieben von Hans Canjé

5. September 2013

Welche Medien wollen schon über Drohnen reden?

März-April 2013

Der Kollege vom »Rheinischen Merkur« finde es »zum Haare raufen«, dass nach des FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderles Barbemerkung über die miederfüllende Körbchengröße einer Journalistin schon seit Wochen mehr über Sexismus als über andere relevante Dinge diskutiert werde. Da ist was dran, wie auch darüber nachzudenken wäre, ob die Mitarbeiter der Propagandakompanie des Verteidigungsministeriums nicht gelb vor Neid geworden sind, ob des Erfolgs der in einer Ablage staubangesetzten Geschichte »Herrenwitz«. Das war doch genau das, was sie sich gewünscht hatten. Erschien doch das, was nun seit Wochen unter »Aufschrei« selbst die Feuilletons der sich so seriös gebärdenden Presseerzeugnisse spaltenfüllend bewegt, just in den Tagen, als der Appetit der Bundeswehrführung auf die »moderne« Killerwaffe Kampfdrohne öffentlich wurde.

»Gezielte Tötungen« sind damit möglich – und schon erfolgt, ohne dass sich ein Soldat hinterher mit irgendwelchen seelischen Skrupeln herumschlagen muss. Denn: Die Drohne ist »ethisch neutral«, hören wir aus dem Mund des für die Verteidigung unserer Freiheit am afghanischen Hindukusch, im afrikanischen Mali, an der türkisch-syrischen Grenze oder wo demnächst noch sonst zuständigen Ministers, sogar von Vorteil sei sie. Vielleicht auch darum, weil kein Soldat drin sitzt, der bei Abschuss/Absturz Frau und Kind als Versorgungsfall hinterlassen könnte?

Das mag zynisch klingen. Jedoch: Als am 31. Januar im Bundestag über die Drohnen-Pläne diskutiert wurde, erlaubte sich die Abgeordnete Inge Höger von der Links-Fraktion auf einige bisher bekannt gewordenen »Erfolge« der unbemannten, vom fernen Kommandositz aus gesteuerten Drohneneinsätze aufmerksam zu machen: zwischen 475 und 890 getötete Zivilisten allein in Pakistan und getötete Kinder und Frauen als »Kollateralschäden« bei Einsätzen auch gegen Hochzeitsgesellschaften in Afghanistan. Frau Höger: »Bewaffnete Drohnen werden gebaut, um Menschen zu töten.« Florian Hahn von der CDU/CSU-Fraktion: »Ja, es ist eben eine Waffe.« Das sei »alles so schlicht« tönte ein FDP-Abgeordneter. Und: »Sie machen doch Polemik hier, mein Gott, um Himmelswillen« sekundierte der hoffnungsvolle CDU/CSU-Nachwuchskader Philipp Missfelder.

Das Thema »Drohnen für die Bundeswehr« hat keinen »Aufschrei« erzeugt. Weder bei Jauch, noch bei Illner oder Will. Brüderle hat dem Bellizismus der drohnengeilen Militärs und ihren Apologeten in den Regierungsparteien als »nützlicher Idiot« willkommene Hilfestellung geliefert. Zum Haare raufen..