Demokratieabbau in Fußballstadien

geschrieben von Hannes Püschel

5. September 2013

Jan.-Feb. 2013

Am 12. Dezember verabschiedeten die Vereine der 1. und 2. Bundesliga ein neues Sicherheitskonzept für den deutschen Männer-Profifußball. Das 16-Punkte-Papier wird am 25. Januar dem DFB vorgelegt. Wenn der es annimmt, treten die neuen Richtlinien zur Saison 2013/2014 in Kraft. Dieses Konzept, das tief in die Bürgerrechte von Stadionbesuchern eingreift, ist heftig umstritten. Vor allem Innenpolitiker und Vertreter von Polizeigewerkschaften haben in letzter Zeit Druck auf die Vereine gemacht, schärfere Sicherheitsmaßnahmen durchzusetzen, obwohl gerade in den oberen Ligen Gewalt seit Jahren rückläufig ist. Dies verwundert nicht, sind Stadien doch der ideale Ort, um Technologien zur Kontrolle von Menschenmassen zu erproben.

Auch sind in den letzten Jahren aktive Fanszenen entstanden, deren Macht zu brechen durchaus im Interesse der Freunde des Polizeistaates ist. Diese Fans haben wirkungsmächtige Proteste gegen die neuen Sicherheitsbestimmungen organisiert. Das ist einerseits erfreulich, ist Widerstand gegen den Obrigkeitsstaat hierzulande doch meist schwach ausgeprägt. Andererseits besteht die Gefahr, dass hier zusammenfindet, was nicht zusammengehört, dass antifaschistische Fangruppen und solche, die mit Rassismus im Stadion kein Problem haben, gemeinsam gegen DFB und Innenminister stehen und in Anbetracht des gemeinsamen Gegners der immer noch notwendige Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Homophobie in den Stadien vorsichtig zurückgestellt wird. Wie sich die Situation in den Stadien entwickelt, wie sich die organisierten Fanszenen in Zukunft verhalten werden, ist aus antifaschistischer Perspektive nicht nur hinsichtlich der politischen Kultur in den Kurven interessant. Eine Parallele besteht zum Versammlungsrecht, wo unter Berufung auf den Kampf gegen den Rechtsextremismus die Versammlungsfreiheit stetig ausgehöhlt wird. Wege zu finden, den Kampf für bürgerliche Freiheiten und den gegen Nazis zu verbinden ist eine Aufgabe, vor der nicht nur Fußballfans stehen.