Dresden Heidefriedhof

geschrieben von Landesvorstand Sachsen des VVN-BdA

5. September 2013

Mahnung zum Frieden ist zentrale Botschaft der gesamten Anlage

Jan.-Feb. 2012

Am 15. November und am 13. Dezember 2011 beriet der Landesvorstand Sachsen des VVN-BdA über den für Februar 2012 angekündigten Naziaufmarsch in Dresden und erklärte die Mitwirkung an dessen Verhinderung zur Schwerpunktaufgabe. In einer veröffentlichten Erklärung dazu heißt es: »Wir rufen unsere Kameraden, die Gliederungen des VVN-BdA Sachsen auf, sich an den Aktionen der antifaschistischen Kräfte gegen den Naziaufmarsch zu beteiligen, diese zu unterstützen. Wir bitten ebenfalls die Landesverbände der VVN-BdA, uns zu unterstützen und mit dafür zu sorgen, dass der Dresdner Naziaufmarsch endlich Vergangenheit wird.«

Seit den 50er Jahren findet auf dem Dresdener Heidefriedhof das öffentliche Gedenken für die Opfer des angloamerikanischen Bombenangriffs vom 13. Februar 1945 auf Dresden statt. Damit wurde und wird der Menschen gedacht, die in dieser Nacht auf grausame Weise ihr Leben verloren. Der II. Weltkrieg kehrte am Ende an seinen Ausgangspunkt zurück. Nach der Zerstörung europäischer Städte wie Coventry, Rotterdam, Warschau und Stalingrad erfasste die Furie des Krieges auch deutsche Städte. Dass Dresden als Rüstungszentrum und Kulturstadt ebenfalls ins Visier verheerender Bombenangriffe geriet, war folgerichtig. Die zahllosen Toten fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Dresdener Heidefriedhof. In Massengräbern wurden Täter und Opfer des Faschismus nebeneinander bestattet.

Aus den 1945 angelegten Massengräbern wurde 1954 ein »Ehrenhain für die Bombenopfer«, dem 1965 der »Ehrenhain für die Opfer des Faschismus« folgte, bis schließlich 1969 die Anlagen in den Komplex zur »Mahn- und Gedenkstätte Dresden« ausgebaut und umgewidmet wurden. Deren räumliche Gestaltung umfasst gleichermaßen Bombenopfer und Opfer des Faschismus. Die Mahnung zum Frieden ist die zentrale Botschaft der gesamten Anlage. Damit wurde eine weitverbreitete Überzeugung der Nachkriegszeit aufgegriffen und über eine hervorragende Gartengestaltung zum Ausdruck gebracht. Seit 1990 wurde die Anlage zur Kriegsgräberstätte erweitert. Teilnehmende des Gedenkens an den 13. Februar müssen zwangsläufig an den Denkmalen für die von den Nazis Verfolgten und Ermordeten vorbeigehen.

Heute präsentiert sich der Heidefriedhof zugleich als Erinnerungsort für die Opfer der faschistischen Terrorherrschaft und des Zweiten Weltkrieges. Sein Problem, das ihm in die Wiege gelegt wurde, erhielt mit den Jahren Nährstoff. Brisant wurde es, als die NPD in den sächsischen Landtag gewählt wurde und an den protokollarisch regulierten Gedenkveranstaltungen teilnahm. Mit ihrem Auftreten und ihrer ideologischen Vereinnahmung der Opfer, die vor allem in den um den 13. Februar erfolgenden Neonazidemonstrationen gipfeln, provoziert sie jährlich alle Angehörigen der Opfer und demokratische Kräfte.

Jahrelang haben sich der Stadtverband Dresden und der Landesvorstand Sachsen des VVN-BdA dem Gedenken an die Bombenopfer angeschlossen, sich aber gleichzeitig gegen den Missbrauch durch faschistische Pseudotrauer gewehrt und protestiert. Unter dem Titel »Warum wir am 13. Februar 2011 auf dem Heidefriedhof sein werden« formulierten sie: »Viele stören sich wie wir daran, dass seit den 90er Jahren Faschisten unter Nutzung der gesetzlichen Möglichkeiten provozierend am ›offiziellen Gedenken‹ teilnehmen. Was können und sollten wir in dieser Situation tun? Ausreißen und woanders unser eigenes Gedenken zelebrieren? Damit würden wir uns selbst isolieren! Oder wäre es nicht denkbar, über all unsere Verbindungen so viele Teilnehmer mit antifaschistischer Grundtendenz für das ›offizielle Gedenken‹ auf dem Heidefriedhof zu mobilisieren, dass den Faschisten schwindlig wird?!«

Ein Besuch des Landesvorstandes Sachsen des VVN-BdA auf dem Heidefriedhof im Sommer 2011, die Sicht eines unparteiischen Historikers und der Eindruck der örtlichen Gegebenheiten bestätigten diese damaligen Auffassungen. Heute zeichnet sich Neues ab, dem wir zustimmen.

Im Konsens haben sich engagierte Vertreter verschiedener Vereine, Verbände und Parteien in der Arbeitsgruppe »13. Februar« dafür entschieden, das Gedenken an die Bombennacht neu zu gestalten. 2012 soll erstmals die Kranzniederlegung, die in der Vergangenheit von den Neonazis missbraucht wurde, entfallen. Ehrende Worte leiten den Zug des Gedenkens durch die gesamte Trauerstätte ein und beschließen ihn an der Gedenkmauer. Die Teilnehmer können durch Niederlegung von weißen Rosen ihre Trauer kundtun. Um die Nazis von den Feierlichkeiten fernzuhalten, will die Stadt zur Not auch vom Hausrecht Gebrauch machen. Der Landesvorstand des VVN-BdA Sachsen hat in einem Schreiben an den Ersten Bürgermeister der Stadt Dresden, Dirk Hilbert, diese Entscheidung begrüßt. Natürlich werden wir an diesem Gedenken teilnehmen. Und erneut haben wir angeboten, in der Arbeitsgruppe »13. Februar« aktiv mitzuarbeiten.